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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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doppelt froh darüber, nicht alleine zu sein. Während sie sich an einen Baum gelehnt ausruhte, näherte sich Guntram vorsichtig dem halb verfallenen Eingang. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn gleich darauf mit dem gefesselten Herwin auf den Armen herauskommen. Nachdem sie ihm den Knebel aus dem Mund herausgenommen und Guntram die Stricke an seinen Hand- und Fußgelenken aufgeschnitten hatte, musste Henrika den weinenden Jungen erst einmal beruhigen. Danach vernahmen die beiden staunend, was sich alles in so kurzer Zeit ereignet hatte. Als sie fast zwei Stunden später endlich in Goslar ankamen, war es schon früher Abend, und der Platz vor der Pfalz war verwaist.
    Nachdem der über alles erleichterte Randolf seinen todmüden Sohn in die Arme der überglücklichen Betlindis gelegt hatte, konnten sie mit Hilfe von Henrikas Aussage die einzelnen Teile zusammenfügen und kamen zu dem Schluss, dass Dietbert aus unerfindlichen Gründen nicht nur den König, sondern auch seinen Onkel ermorden lassen wollte. Schließlich hatten genügend Menschen mitbekommen, dass der Northeimer Heinrich um ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen gebeten hatte. Graf Otto wäre in dem guten Glauben, dass der König mit ihm sprechen wollte, zu dem vereinbarten Ort gegangen und dort auf den toten Herrscher gestoßen. Sicher hätte Dietbert dafür gesorgt, dass just in dem Augenblick Zeugen aufgetaucht wären. Damit wäre die Verurteilung seines Onkels eine Sache von wenigen Stunden gewesen.
    So aber hatte sich Burchards Sohn selbst sein Urteil gefällt.
    Heinrich hatte mit der Verfolgung der Flüchtenden gewartet, da er auf keinen seiner Männer verzichten wollte. Außerdem ging er davon aus, dass der Northeimer ebenfalls auf der Suche nach seinem Neffen war. Früher oder später würde Dietbert von Hanenstein gefunden werden.

18. KAPITEL
    B esorgt blickte Randolf von einem der beiden hohen Steintürme der Hartesburg auf das Umland hinunter. Das starke Gewitter, bei dem sich eine wahre Sturmflut auf die Landschaft ergossen hatte, war zwar endlich weitergezogen, hatte jedoch eine derart schwüle Luft zurückgelassen, dass selbst die dünnen Kleidungsstücke an seiner Haut klebten und er das Gefühl hatte, nicht genügend frische Luft zu bekommen. Sie befanden sich nun schon seit drei Wochen auf der wehrhaften Burg Heinrichs, und die Nachrichten, die zu ihnen drangen, waren von Tag zu Tag schlimmer. Mal davon abgesehen, dass die Lage bereits bei ihrer Ankunft als äußerst prekär zu bezeichnen war.
    Zudem lastete die Sorge über die Gesundheit seiner Frau auf ihm, denn Betlindis befand sich noch immer in der Obhut von Waltraut und der edlen Frau Edgitha im Haus des Münzmeisters. Selbst ein Transport auf einem Fuhrwerk war der Goslarer Hebamme zu gefährlich erschienen, derart bedenklich erachtete die erfahrene Frau den Gesundheitszustand der Schwangeren.
    »Verzeiht, Herr Randolf, aber habt Ihr etwas über den Verbleib Guntrams erfahren?«
    Der Ritter fuhr herum und nickte zögernd.
    Henrikas Gesicht war aufgrund der fast unerträglichen Hitze leicht gerötet und ihre Stirn von feinen Schweißperlen überzogen. Der König hatte gemeint,dass es vielleicht aus taktischen Gründen klug wäre, wenn Henrika sie begleitete, da sich der Vater ihres zukünftigen Ehemannes unter den gedemütigten sächsischen Fürsten befunden hatte, die inzwischen abgezogen waren. Falls dieser Eklat Folgen haben würde, wovon auszugehen war, könnte Henrika vielleicht von Nutzen sein.
    Auf Randolfs verständnislose Nachfrage hin hatte der König ohne eine weitere Erklärung auf die Mitreise der jungen Frau bestanden und die Bitte seines Gefolgsmannes abgelehnt, sie doch ebenfalls in Goslar zurückzulassen. Erst später hatte Randolf durch Henrika erfahren, dass sie den König darum gebeten hatte, da sie sich um das Leben Guntrams sorgte und sich bei der Hartesburg nach seinem Verbleib erkundigen wollte. Nachdem der blonde Hüne Henrika und Herwin wohlbehalten abgeliefert hatte, war er am folgenden Morgen ohne ein weiteres Wort verschwunden. Selbst Randolfs Bitten hatten ihn nicht davon abhalten können.
    Ob Henrika diesen Grund auch beim König angegeben hatte, wagte Randolf zu bezweifeln, doch er fragte sie nicht weiter danach. Vielleicht auch aus Angst vor der Antwort, schließlich kannte er die heimliche Schwäche des Königs für das schöne Geschlecht, und er war sich nicht sicher, wie weit Henrika in ihrer Zielstrebigkeit gehen würde. Jedes Mal,

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