Die Tochter des Münzmeisters
mit einem Lächeln zu Henrika um. »Entschuldige bitte, dass ich dich so lange im Ungewissen gelassen habe, aber meine Freude war zu groß, als dass ich mich erst noch in großen Erklärungen ergehen wollte. Darf ich vorstellen, mein Vater, Graf Hermann, der Vogt von Verden«, sagte sie mit einer Fröhlichkeit, die in den letzten Wochen selten genug zum Vorscheingekommen war. »Meine gute Freundin Henrika, die Tochter des Goslarer Münzmeisters. Sie leistet mir auf Wunsch des Königs seit September letzten Jahres Gesellschaft.«
Erst jetzt wurde Henrika sich bewusst, dass ihr Mund noch immer offen stand, und verlegen knickste sie mit errötendem Gesicht, während sie den Blick senkte.
Betlindis’ Vater erwiderte die Begrüßung mit einer galanten Verbeugung und ein paar freundlichen Worten, deren Wärme Henrika guttaten, zumal sie seit der Erwähnung ihres Namens den bohrenden Blick des zweiten Mannes auf sich spürte.
Betlindis schien von dem Unbehagen ihrer Freundin nichts zu merken und sagte in unbeschwertem Tonfall: »Henrika, darf ich dir einen langjährigen Vertrauten unserer Familie vorstellen: Graf Otto von Northeim.«
Zwei Tage nach seinem Gespräch mit Randolf verließ Brun die Babenburg mit einer Botschaft für den Herzog von Schwaben, in der König Heinrich ihn aufforderte, sich binnen drei Wochen zu den erhobenen Anschuldigungen zu äußern. Das bedeutete, dass bald schon die nächste Abreise bevorstand, denn die Anhörung sollte in Worms stattfinden.
Randolf machte sich über eine Äußerung Bruns Gedanken, die er beim Abschied von sich gegeben hatte. Da der Ritter ihm jede Hilfe verweigert hatte, prophezeite Brun ihm, der Herzog werde künftig Unterstützung von anderer, äußerst mächtiger Seite erfahren. Mehr sagte er dazu nicht, und selbst auf die drängenden Nachfragen Randolfs hüllte sich Brun in einen Mantel des Schweigens. Ihre Verabschiedung fiel wie immer herzlich aus, dennoch war unterschwellig eine leichte Missstimmung zu spüren, die Randolf Sorgen bereitete.
Der Gedanke daran beschäftigte ihn, als er Heinrich gegenüber saß und darauf wartete, dass dieser seine Nachricht an den König von Dänemark zu Ende brachte, die Randolf zu seiner großen Erleichterung jedoch nicht überbringen musste. Mit energischen Bewegungen kratzte die Feder über das Pergament und hinterließ die gewohnt schwungvoll geschriebenen Wörter.
Endlich unterzeichnete Heinrich das Schriftstück, faltete es zusammen und setzte sein Siegel darauf. Ein Diener, der auf ein knappes Handzeichen des Königs herbeieilte, nahm es unter einer tiefen Verbeugung entgegen und brachte es zu dem bereits wartenden Boten.
»Nun, Randolf, hat Euch das unerwartete Zusammentreffen mit Brun von Gosenfels gefallen?«, fragte Heinrich unvermittelt, während er sich gegen die hohe Rückenlehne des Stuhls zurückfallen ließ und beide Arme ausstreckte. Sie waren zum ersten Mal seit Randolfs Ankunft in Babenberch alleine, und den Ritter suchte, seit er die Halle betreten hatte, ein ungutes Gefühl heim.
»Ja, Majestät, ich fand es sehr erfreulich, ihn nach so langer Zeit endlich einmal wiederzusehen.«
»Und, habt Ihr Neuigkeiten erfahren, die für mich wichtig sein könnten? Ich meine natürlich in Bezug auf Herzog Rudolf.« Die Frage klang eher beiläufig, doch Randolf hatte in den vielen Jahren, in denen er nun schon zum engsten Kreis des Königs gehörte, viel über dessen Haltung und Mimik gelernt und war auf der Hut.
»Wir haben die meiste Zeit in alten Geschichten geschwelgt, Majestät. Er hat mir lediglich berichtet, dass der Herzog äußerst besorgt und zutiefst betroffen über die Anschuldigung ist, dass er einen Anschlag gegen Euch plane. Nichts liege ihm ferner, hat mir Brun von Gosenfels versichert, und er hoffe, dass Ihr seinen Beteuerungen Glauben schenken werdet.«
Heinrich winkte ab. »Wir werden sehen, was er in Worms zu seiner Verteidigung vorbringen wird. Sonst hat er nichts erzählt? Oder hält Eure Ehre Euch wieder mal davon ab, mir alles zu berichten, weil Ihr es ihm womöglich geschworen habt?«
»Es betrübt mich, zu hören, was Ihr über mich denkt, Majestät. Mein Eid gilt Euch, ich dachte, das wüsstet Ihr.«
Dabei erwiderte er ohne mit der Wimper zu zucken den forschenden Blick seines Herrn. Randolf hatte keinerlei Schuldgefühle, denn das meiste, was er mit Brun besprochen hatte, hatte er selbst bereits mehrfach an den König herangetragen, der jedoch seine Bedenken jedes Mal in den Wind
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