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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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länger gefallen lassen!«
    »Ich bitte dich, Brun, zügele deine Wut!«, zischte Randolf seinen erregten Freund an. »Es handelt sich keinesfalls um alte Rechte, sondern lediglich um Gewohnheiten, die in der Zeit der Unmündigkeit des Königs wieder auflebten. Ich bin nicht der Ansicht, dass Heinrich seine Rechte überschreitet, den Weg dagegen, den er wählt, um seine Macht im Reich, insbesondere in Sachsen, wiederherzustellen, verurteile ich. Wieso regst du dich überhaupt so auf? Dein Herzog ist doch davon überhaupt nicht betroffen!«
    »Das ist richtig«, antwortete Brun, bemüht, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. »Er sorgt sich eher um die zunehmende Lasterhaftigkeit, die unter Heinrich immer weiter um sich greift. Der König toleriert nicht nur das Verhalten seiner Männer, nein, er gibt auch nicht gerade ein gutes Vorbild ab! Zudem führt er das Verhalten seines Vaters weiter und besetzt nach Gutdünken die Bischofsstühle, obwohl dieses Recht einzig dem Papst zusteht.«
    Jetzt konnte Randolf nur noch mit Mühe an sich halten. »Ich weiß um die Vorwürfe wegen seiner angeblichen Verfehlungen und kann dir dazu nur sagen, dass davon knapp die Hälfte nicht zutrifft! Zwar ist der König oft unberechenbar, aber er hat auch keine leichte Bürde zu tragen und bemüht sich nach seinen Möglichkeiten. Und was die Besetzung der Bischofsstühle angeht, so sehe ich das ganz und gar nicht wie du. Aber lass uns jetzt von etwas anderem sprechen, sonst streiten wir uns am Ende noch! Wie ergeht es dir sonst so beim Herzog von Schwaben? Hat er es immer noch nicht geschafft, dein Herz für ein holdes weibliches Wesen zu begeistern?«
    Es war Brun anzusehen, dass er verstimmt war, dennoch ging er auf das unverfängliche Gesprächsthema ein, und nach wenigen Minuten war eine angeregte Unterhaltung zwischen den beiden im Gang, die Randolf allerdings nicht über Bruns Verschnupftheit hinwegtäuschen konnte.

7. KAPITEL
    H enrika warf der jungen Magd, nachdem diese die beiden Becher mit frischem Wasser gefüllt hatte, ein dankbares Lächeln zu und wandte sich an Betlindis, während das Mädchen geräuschlos wieder verschwand. Randolfs Frau saß auf einer Bank, deren harte Sitzfläche durch mehrere Decken und Kissen bequemer gestaltet war, und kraulte ihrem fast fünfjährigen Sohn die Haare. Herwin genoss die Liebkosung mit offensichtlicher Zufriedenheit, denn er hatte die Augen geschlossen, und ein seliges Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. Der Mund des Jungen war das einzige Merkmal, was an seinen Vater erinnerte, ansonsten war er das Ebenbild von Betlindis. Die Zartheit hatte er ebenfalls von ihr geerbt, doch zur großen Erleichterung seiner Mutter war er nicht von schwacher Gesundheit, sondern ein zähes und äußerst aufgewecktes Bürschchen. Auch Henrika hatte ihn sofort ins Herz geschlossen, und sie genoss die Zeit, die sie mit ihm seit ihrer Ankunft hier vor über einem halben Jahr verbrachte.
    »Du schläfst noch auf meinem Schoß ein, junger Mann, dann kannst du genauso gut gleich in dein Bett gehen«, tadelte Betlindis den Jungen in ihrem milden, fast immer sanften Ton, wobei ihr anzusehen war, dass sie die Nähe ebenso genoss wie Herwin, der bei ihren Worten nur das Gesicht verzog.
    »Es ist lange nicht mehr so kalt, und ich hatte mir eigentlichüberlegt, dass wir morgen Vormittag einen kleinen Ausritt unternehmen könnten«, sagte Henrika und sah belustigt auf den Jungen, der ruckartig den Kopf gehoben hatte und sie mit strahlenden Augen ansah.
    »Nur solltest du dazu ausgeschlafen sein, mein kleiner Freund, damit du nicht vor Übermüdung vom Pferd fällst. Natürlich nur, wenn deine Mutter damit einverstanden ist«, fügte Henrika schnell hinzu, als sie die sorgenvolle Miene von Betlindis sah, die ihr in den Monaten ihres Aufenthalts hier zur Freundin geworden war.
    Betrübt nickte diese, und als ihr Sohn sie spontan umarmte, erhellte sich auch wieder ihr Antlitz. »Möchtest du deinen Onkel und seine Familie besuchen?«, fragte sie Henrika.
    Unschlüssig zuckte die junge Frau mit den Schultern und machte ein verschlossenes Gesicht. »Ich bin mir nicht sicher, ob der Ritt nach einer so langen Pause nicht zu anstrengend für Herwin ist«, antwortete sie zögernd und wich Betlindis’ kritischem Blick aus.
    Die rief das Kindermädchen, ein Bauernmädchen aus der nahen Siedlung von vierzehn Jahren, wünschte Herwin eine gute Nacht und wartete, bis die beiden den gemütlichen Raum, in dem die

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