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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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zugesetzt und ihre verstorbene Schwester für ein paar schöne Augenblicke wieder lebendig werden lassen.
    In die bedrückende Stille hinein fragte Brun schließlich vorsichtig: »Wollen wir uns noch ein wenig umsehen, ob in der Gegend bereits Überfälle stattgefunden haben? Oder glaubst du, dass es sich in dem Fall bereits herumgesprochen hätte?«
    Mit abwesendem Blick sah Goswin seinen Bruder an, bis ihm dämmerte, dass dieser auf eine Antwort wartete, und er nickte zustimmend. Seine Erleichterung über die ungeplante Abwechslung war offensichtlich.
    »Gute Idee! Auch wenn das Bistum Bremen nur eine halbe Stunde zu Pferd entfernt liegt, ist die Gegend hier nur spärlich besiedelt. Da kann es schon mal eine Weile dauern, bevor man von seinen nächsten Nachbarn etwas erfährt. Mathilda ist bestimmt nicht böse, wenn sie sich noch ein wenig unterhalten kann. Sie kommt ja leider selten weg von unserem Hof und versteht sich mit der Müllersfrau recht gut. Ein wenig Abwechslung vom täglichen Einerlei bei einem kühlen Bier tut ihr bestimmt gut.«
    Nachdem die beiden Männer die Richtung leicht geändert hatten, lenkte Brun das Gespräch auf die Ereignisse in Babenberch und Worms.
    »Ich finde, du solltest diese Dinge nicht auf die leichte Schulter nehmen und vielleicht in Erwägung ziehen, mit deiner Familie auf Randolfs Gut umzuziehen, falls es tatsächlich zu Unruhen kommen sollte. Er genießt den Schutz des Königs, und dank der Herkunft seiner Frau würden euch auch die Sachsen in Ruhe lassen. Oder geht zu Clemens und unserer Mutter, die beiden würden euch gewiss mit offenen Armen empfangen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche, es sieht nicht gut aus.«
    Wie Brun erwartet hatte, verfinsterte sich Goswins Miene, und die harmonische Atmosphäre löste sich auf.
    »Du weißt also, wovon du sprichst? Wieso eigentlich, wenn du auf der Seite Rheinfeldens stehst? Soweit ich weiß, ist das schwäbische Herzogtum weit weg von uns und den Problemen der Sachsen«, forderte Goswin seinen Bruder mit angriffslustigem Blick heraus.
    Solange er denken konnte, bewunderte Brun seinen älteren Bruder. Doch inzwischen, da er selbst älter an Jahren und Erfahrungen war, ließ er sich nicht mehr so leicht beirren. Ein Streit mit Goswin war nun wirklich das Letzte, was er wollte. Trotzdem kränkten ihn die in seinen Augen ungerechten Vorwürfe, und ein ausgeglichenes Gemüt hatte noch nie zu seinen Vorzügen gezählt.
    »Das heißt nicht, dass mich eure Sorgen kaltlassen. Auch mein Herzog ist davon mehr betroffen, als du ahnst. Wie auch, wo du das Leben eines Bauern vorziehen musstest, anstatt Vaters Namen in Ehre weiterzuführen!«, schleuderte der Jüngere Goswin entgegen.
    »Ich bin sicher, dass unser Vater mein Leben als ehrbar bezeichnet hätte. Davon abgesehen habe ich meinen Schwur ihm gegenüber erfüllt. Aber wenn du mich und meine Familie weiter beleidigen möchtest, sollten wir dieses Gespräch jetzt besser beenden. Es steht dir außerdemfrei, früher als geplant aufzubrechen«, antwortete Goswin mühsam beherrscht und sichtlich getroffen.
    Brun schloss kurz die Augen, während er die Lederriemen der Zügel krampfhaft mit beiden Händen festhielt, und bat seinen Bruder schließlich mit schlichten Worten um Verzeihung, was dieser mit einem Nicken quittierte.
    »Ich finde es nur so schade! Ein Mann mit deinem messerscharfen Verstand und klaren Urteilsvermögen, ohne jegliche Präferenzen – eine Verschwendung ist das, Goswin!«, versuchte der Jüngere seinen Vorwurf zu rechtfertigen.
    »Ich fasse das als Kompliment auf, auch wenn ich deine Ausführungen ein wenig seltsam finde. Aber sie passen zu dir. Allerdings liegst du falsch, denn auch ich bin nicht frei in meiner Meinung. Anders als Randolf kann ich allerdings eindeutig Position beziehen, ohne in einen Gewissenskonflikt zu geraten. Siehst du, mein Leben ist gar nicht so übel, zumal ich das Glück habe, frei zu sein, und genau deshalb werde ich auch meinen Hof nicht verlassen.«
    »Niemand ist wirklich frei«, murmelte Brun und musterte seinen älteren Bruder nachdenklich. »Ich habe ehrlich gesagt nie verstanden, warum du deine vielversprechende Kirchenlaufbahn beendet hast, vor allem weil du sie damals gegen die Widerstände unseres Vaters überhaupt erst durchgesetzt hast. Ich weiß noch, wie stolz du bei dem Begräbnis dieses Grafen warst, dessen Name ich gerade nicht mehr weiß. An der Seite des vom Ehrgeiz zerfressenen Erzbischofs bist du mir damals erschienen

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