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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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mangelte – selbst die braunen Haare und der etwas dunklere Vollbart waren sorgfältig gestutzt –, so war der Freiheitsentzug mit Sicherheit nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Obwohl er nur drei Jahre älter war als Randolf, wirkte der Altersunterschied größer.
    »Verzeiht mir, ich kann mich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnen, dass Betlindis Euch heiraten wollte. Noch dazu nach all dem Unglück, das Euer Vater und Erzbischof Adalbert über unsere Familie gebracht haben. Doch so sei es nun – schließlich habe ich Euch auch als einen Mann kennengelernt, der zu seinem Wort steht und der mit dem Schwert umzugehen weiß. Meine Narbe schmerzt manchmal heute noch«, sagte er mit einem schiefen Grinsen, das eine Zahnlücke offenbarte.
    »Auch ich werde täglich an Euch erinnert, wenn ich in meine Hose schlüpfe«, gab Randolf zurück und ging auf den freundlicheren Ton ein. »Zudem sollte Euch bekannt sein, dass der Erzbischof auch mein Leben zerstört hat, indem er meinen Vater geopfert hat.«
    Ein lautes Schnäuzen erinnerte die beiden Männer daran, dass der stämmige Wächter noch immer an der Türöffnung lehnte und ihrer Unterhaltung lauschte.
    Randolf räusperte sich, er musste jetzt wohl oder übel das Geplänkel beenden und auf den Grund seines Besuches zu sprechen kommen, zumal er sich nicht sicher war, ob der Burgvogt es sich nicht doch noch anders überlegte und seine Einwilligung zurückzog.
    »Die Unruhen im Volk nehmen täglich zu. Jetzt, da der Winter sich dem Ende zuneigt, ist dies immer deutlicher zu spüren. Gerüchte von geheimen Treffen gehen um, und wenn die sächsischen Fürsten dem Spuk nicht bald ein Ende bereiten, anstatt den Unmut weiter anzuheizen, wird es sicher zu schlimmen Übergriffen kommen«, erzählte der Ritter ohne Umschweife.
    Magnus hob die Augenbrauen und legte die Stirn in tiefe Falten. »Warum berichtet Ihr mir davon? Ich bin ja wohl eindeutig der falsche Ansprechpartner. Sucht den König auf, zu dem habt Ihr doch ein besonderes Vertrauensverhältnis, oder hört er etwa nicht mehr auf Euch? Vielleicht seid Ihr ihm mittlerweile zu sächsisch geworden? Ansonsten würde ich Euch Graf Otto empfehlen. Im Gegensatz zu mir ist er wieder auf freiem Fuß«, stieß Billung bitter hervor. »Allerdings hat er mit seiner Herzogswürde und einigen seiner Besitztümer einen hohen Preis bezahlt, worauf ich mich niemals einlassen werde!«, zischte der Gefangene leise.
    Auch Randolf dämpfte die Stimme, als er drängend erwiderte: »Mit dem Grafen von Northeim ist in dieser Angelegenheit nicht mehr zu reden, ebenso wenig wie mit Eurem Onkel Graf Hermann oder den anderen Männern des Hochadels. Dass der König zunehmend auf landesfremde Ministerialen hört, die teilweise niederen Schichten angehören und keinerlei nennenswerte Ahnen vorzuweisen haben, dürfte auch Euch bekannt sein. All das schürt zusätzlich das Feuer. Und was mich betrifft: Ich war zwar schon immer Sachse – trotzdemhat Euch stets an mir gestört, dass auch ich keiner adäquaten Familie entstamme.«
    Magnus winkte ab und ließ sich müde auf den Hocker fallen, der bedenklich wackelte. »Ich kann von hier aus leider nichts tun. Oder glaubt Ihr etwa, ich lasse dem Grafen von Northeim ausrichten, es sei keinesfalls tragisch, dass ich mich bereits seit fast zwei Jahren in Haft befinde? So gemütlich finde ich es nicht hier, dass könnt Ihr mir glauben. Ich werde eher sterben, als das ich mein Herzogtum und meinen Besitz an den König abtrete«, erwiderte er resigniert. »Letztlich kann ich Euch nur eines vorschlagen: Sucht Graf Otto persönlich auf und sprecht mit ihm. Ich weiß, dass er viel von Euch hält, denn er hat mehr als einmal verlauten lassen, wie schade er es findet, dass Ihr in der sächsischen Frage auf der falschen Seite steht«, fügte der Herzog achselzuckend hinzu. »Obwohl ich nicht annehme, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen auf lange Sicht abzuwenden sind, sofern der König seine Politik fortsetzt. Wir sind ein stolzes Volk und werden der Beschneidung unserer Rechte gewiss nicht tatenlos zusehen!«
    Betrübt nickte Randolf, denn er hatte im Grunde keine andere Antwort erwartet. Dann verabschiedete er sich mit einer Verbeugung und verließ den kalten Raum, um sich der zweiten, höchstwahrscheinlich schwierigeren Aufgabe zu stellen.

10. KAPITEL
    A uf dem Rückweg herrschte zwischen Goswin und seinem Bruder anfangs noch Schweigen, denn auch ihnen hatte der Ausflug in die Vergangenheit

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