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Die Tochter des stählernen Drachen

Die Tochter des stählernen Drachen

Titel: Die Tochter des stählernen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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Rückgrat hinab und kehrte dorthin zurück, wo sie Sirin an den Knien berührte. Es war hypnotisierend. Der Tisch unter ihr verblaßte, ebenso wie der Stuhl, auf dem sie saß. Im ganzen Universum war nichts außer der Stimme und dem Resonanzkreis zwischen Sirin und ihr selbst.
    »Der zweite Teil ist exoterisch. Wenn du die Apparatur aufbaust und das Experiment ablaufen läßt, stellst du dir vor, was du getan hast, während du es dir im ersten Teil vorgestellt hast. Wo du deinen Geliebten festgehalten hast, wie du dich gefühlt hast. Das wird eine Feedback-Schleife erzeugen. Du wirst dich erregt fühlen. Aus rein gesellschaftlichen Gründen wird es das beste sein, wenn du diesen Aspekt deiner Arbeit geheimhältst.
    Die Erschaffung des Wassersteins der Weisen ist die unterste Ebene der Sex-Magie. Wenn du im exoterischen Lernen Fortschritte machst, wirst du dir raffinierteres esoterisches Geschick aneignen müssen. Für den Augenblick jedoch werden deine simplen animalischen Triebe ausreichen.«
    Anscheinend aus dem Nichts hatte sich ein Fenster in Janes Welt geöffnet, und die fremdartige Landschaft, die es zeigte, ergab für sie überhaupt keinen Sinn. Wie konnte das sein? fragte sie sich. Wie konnte das eine das andere beeinflussen? Wo und durch welchen Mechanismus waren sie miteinander verbunden?
    Sie erinnerte sich an einen strahlenden Sommertag ohne Wolken und Schatten, der so unmittelbar war, daß sich die Luft anfühlte wie eine Membran über dem Dotter eines Eies, der gleich platzen wollte. Ein Stich mit einer Gabel, und die andere Seite würde hereinsprudeln und die ganze Welt erfüllen. Da war sie sich gewiß gewesen, daß die sichtbare Welt lediglich Oberfläche war, daß tiefere und dunklere Dinge unter der Oberfläche lauerten, Wale, die unter den Gehwegen sangen, Gesichter, größer als Welten, die hinter dem Himmel Fratzen schnitten.
    »Du hast mit großen Geheimnissen geliebäugelt. Paß auf, daß sie dich nicht zermalmen.« Sirins Lider öffneten sich flatternd, und mit ihrer normalen Stimme sagte sie: »Mir ist schlecht.«
    Wie die Meereswogen bei Ebbe zog sich die fremdartige Gegenwart zurück. Die Bar schloß sich wieder um sie. Sie war ebenso wirklich wie eine Kiste und ebenso beeinschränkend.
    Jane füllte ihren Krug. Als er leer war, genehmigte sie sich noch einen. Irgendwann sah sie auf, und Sirin war verschwunden. Ein nichtssagender Typ mit freundlichem Gesicht redete mit ihr. Sie erinnerte sich undeutlich, daß er sich als Jake Shakestick vorgestellt hatte. Er erzählte einen Witz. Sie konnte ihm nicht folgen, aber sie war sich ziemlich sicher, die Stelle zu erraten, wann sie lachen sollte. Es sah so aus, als wäre sie jetzt auf sich selbst gestellt und könnte jede Entscheidung treffen, die sie treffen wollte.
    Um Jakes Mund spielte ein hoffnungsvolles, gekünsteltes Lächeln.
    Nun ja, dachte sie, er ist so gut wie jeder andere auch. Wie dem auch sei, sie hatte den Empfängnisverhütungszauber getreulich über ein Jahr lang gesungen, ohne einen Tag auszulassen.
    Es wäre doch eine Schande, ihn so zu vergeuden.
    Zwei Tage später führte sie das Experiment erneut durch. Diesmal funktionierte es perfekt.

13

    Jane fing Billy Bugaboos letzten Spritzer Samen auf einem Uhrglas auf und zog darin eine bestimmte Menge in eine Pipette. »Ahhh.« Sie verdünnte sie mit Salzlösung und wiegte die Pipette, um die beiden Lösungen zu vermischen. Dann ließ sie einen Tropfen in die Kammer eines Zytometers fallen, schlug einen Abdeckstreifen darüber und befestigte diesen auf dem Objekttisch. »Wollen wir mal sehen, wie die Vorzeichen stehen.«
    Billy wälzte sich herum und sah zu, wie sie Jeans und Höschen hochzog und sich über das Mikroskop beugte. Die Laken raschelten traurig.
    »Ich versteh dich nicht.«
    »Das sollst du auch nicht.«
    Ohne das Auge vom Mikroskop wegzunehmen, griff Jane nach dem Büstenhalter auf der Stuhllehne. Sie hakte ihn um den Bauch zu, drehte ihn um und richtete sich kurz auf, um ihn sich umzulegen. Ihre Bluse hing über derselben Stuhllehne. »Mach dich nützlich und knöpf mir die Bluse zu«, sagte sie. Billy gehorchte.
    »Ich weiß, daß du andere Jungs hast. Bist du bei denen auch so, oder nur bei mir?«
    »Meine Zimmergenossin wird jede Minute aus dem Seminar zurückkommen«, sagte Jane kalt. »Zeit, dich anzuziehen, du Zuchthengst!«
    Mit einem Seufzer tastete Billy unter dem Bett nach seiner Hose. Wie ein Storch winkelte er erst das eine, dann das andere Bein an und

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