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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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gewünschte Richtung zu führen. Mit Lorenza würde es Schwierigkeiten geben, dachte Beatrice und blickte mit einem unguten Gefühl der rundlichen Gestalt nach, deren vorgestrecktes Kinn Hochmut und Stolz ausdrückte. Eine Meute von fünf kleinen Hunden stob plötzlich aus dem Treppenhaus herunter und rannte hinter Lorenza her. Beatrice bückte sich, um eines der drahtigen kleinen Tiere zu streicheln, doch sie wurde angeknurrt, und ein braun-weiß gefleckter Hund schnappte sogar nach ihr.
    Â»Das würde ich lassen. Sie sind ganz auf meine Mutter fixiert. Ich habe Eure Truhen und was sonst noch Euch gehört in Eure Gemächer bringen lassen. Sie befinden sich im ersten Stock«, sagte Federico neben ihr.
    Â»Ja«, brachte Beatrice leise hervor. Ihre Sachen waren hier. Es gab kein Zurück. Dies war ihr neues Heim. Die Schritte der hin und her eilenden Dienstboten hallten auf den Terrakottafliesen, und hinter ihr erklangen die gut gelaunten Stimmen neu eintreffender Gäste.
    Federico räusperte sich, und sie folgte ihm durch die ovale Halle, in der das Wappen der Buornardis über dem Türbogen zum Wohntrakt prangte. Ein Banner, auf dem ein Maulbeerbaum abgebildet war, neben zwei gekreuzten Schwertern repräsentierte die Familie, die wie die meisten alteingesessenen Luccheser durch die Seidenherstellung reich geworden war. Nachdem das Monopol für die Herstellung und Verarbeitung von Seide durch die Erschließung der Sümpfe im Umland und dadurch gewonnene Verkehrsanbindungen an Florenz verloren gegangen war, hatten die Luccheser wirtschaftlich schwere Zeiten erlebt. Viele Handwerker waren ausgewandert und hatten die Produktionsgeheimnisse verraten, doch mittlerweile hatten die Kaufleute in Lucca neue Märkte erschlossen und so sich und ihre Stadt als unabhängige Republik behaupten können. Der Palazzo der Buornardis spiegelte das kaufmännische Geschick seiner Bewohner in Form von edlem Mobiliar, flämischen Wandteppichen, Gemälden, chinesischen Vasen und anderen wertvollen Stücken wider, stellte Beatrice fest, während sie neben Federico durch die Flure schritt.
    Schließlich öffnete er eine der Türen. »Euer Ankleidezimmer. Wie ich sehe, hat Eure Zofe schon einiges ausgepackt.«
    Beatrice entfuhr ein glücklicher Aufschrei, als sie Ines zwischen den offenen Truhen entdeckte. »Oh, du bist schon hier!«
    Ines verneigte sich. »Monna Beatrice, Ser Buornardi.« »Hast du das dunkelblaue Kleid gesehen? Ich …«, wollte Beatrice fragen, wurde jedoch von Federico unterbrochen.
    Â»Spart Euch das für später auf. Zuerst zeige ich Euch die übrigen Räume, damit Ihr Euch zurechtfindet.« Er zog die Tür wieder zu und ging in den benachbarten Raum, in dem ein großes Baldachinbett stand. Die Wände waren mit blauen Tapeten bespannt, und blau-goldene Vorhänge schmückten das Bett.
    Sie verschlang die Hände ineinander und atmete tief durch. »Unser …«
    Â»Euer Schlafgemach, Beatrice. Meines liegt am Ende des Ganges.« Er stand vor ihr und nahm zum ersten Mal an diesem Tag ihre Hände in seine. Seine dunklen Augen musterten sie aufmerksam, und sie glaubte, so etwas wie Anteilnahme in seinem Lächeln zu entdecken. »Ihr seht aus wie ein Reh, dem kein Fluchtweg bleibt. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben.«
    Sie wollte ihm gerne glauben, doch seine Nähe und die Berührung seiner Hände beunruhigten sie mehr, als sie zugegeben hätte. Erleichtert atmete sie auf, als er sie losließ und ein schmales Holzkästchen von einem Schrank nahm.
    Mit schlanken Fingern brachte er ein Collier zum Vorschein, dessen Diamanten wie ein Wasserfall von Tautropfen glitzerten. Federico trat hinter sie, schob ihre offenen Haare zur Seite und legte ihr das Schmuckstück an. Seine Hände ruhten auf ihren Schultern, als seine Lippen sanft ihren Hals berührten. »Willkommen in meinem Haus, Beatrice.«
    Sie berührte den kostbaren Schmuck mit den Fingerspitzen und betrachtete sich in einem Spiegel, der über einer Kommode hing. Die Steine waren von erlesener Qualität. »Ich danke Euch. Das ist ein sehr schönes Stück.« Im Spiegel trafen sich ihre Blicke, und sie meinte mehr als bloße Bewunderung in seinen Augen zu erkennen.
    Ein energisches Klopfen an der Tür durchbrach die angespannte Atmosphäre. »Herein!«, rief Federico, woraufhin ein junger Diener mit einem

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