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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Brief in den Händen hereinkam.
    Â»Entschuldigt, der Bote sagte, es sei wichtig, und wartet auf Antwort.« Der junge Mann hatte glänzende Locken, schöne, offene Gesichtszüge und ein selbstsicheres Auftreten. Lässig stand er mit zurückgenommenen Schultern im Türrahmen. Er ignorierte Beatrice, überhaupt schien er das besondere Vertrauen seines Herrn zu genießen.
    Â»Lass ihm zu essen geben, während ich die Antwort aufsetze, Andrea. Ist Tomeo schon zurück?«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Er wollte aber zum Essen hier sein.« Er schien mehr sagen zu wollen, doch Federico hob die Hand.
    Â»Danke, Andrea.« Nachdem der junge Mann gegangen war, riss Federico den Brief auf und überflog ihn. »Von Alessandro aus Antwerpen. Mein Bruder … Nun, wir sehen uns beim Festessen.« Mit der rechten Hand strich er sich über die Narbe an seiner Stirn und ging, die Augen auf den Brief geheftet, hinaus.
    Es gibt viel zu lernen, dachte Beatrice und versuchte sich an das zu erinnern, was sie über die Familie Buornardi wusste. Alessandro leitete die Geschäfte der Handelsniederlassung in Antwerpen. Ihr Vater hatte von weit gestreuten Anteilen der Familie in den unterschiedlichsten Branchen gesprochen. Von Verbindungen zu den Fuggern war die Rede gewesen. Seufzend nahm Beatrice den Schmuckkasten und ging zu ihrer Zofe, die ihr blaues Kleid bereits auf einen Sessel gelegt hatte.
    Â»Oh, Madonna! Was für eine wunderschöne Kette Ihr da tragt!« Ines kam zu ihr und begutachtete das Collier. Sie schien sich in die neue Umgebung ohne weiteres einzufinden.
    Â»Ser Buornardi, hmm, mein Mann hat sie mir eben geschenkt.«
    Â»Und …?« Ines sah sie neugierig an, holte ein Paar Schuhe aus einer Kiste und zeigte sie Beatrice, die zustimmend nickte.
    Â»Hast du seine Mutter gesehen? Sein Vater scheint mir ein recht netter Mann zu sein, aber sie hat mich mit keinem Wort begrüßt.« Beatrice hob ihre Haare, um aus dem Überkleid zu steigen.
    Â»Mit den Schwiegermüttern ist das immer so eine Sache, aber das meine ich nicht. Wie ist er zu Euch? Was haltet Ihr von ihm?«
    Â»Auf dem Weg hierher hatte ich den Eindruck, er wäre arrogant und kaltherzig, aber eben schien er … Ach, ich weiß nicht.« Sie zog das blaue Kleid aus Seidenbrokat über das dünne Unterkleid und strich die Falten glatt. »Ich möchte ihm eine gute Frau sein, Ines, aber ich weiß nicht, was er erwartet.«
    Â»Macht Euch nicht zu viele Gedanken. Jetzt geht Ihr auf das Fest und werdet alle mit Eurem Charme bezaubern. Ja, das werdet Ihr, seid einfach Ihr selbst, und alles wird gut!« Ines sprach mit dem Brustton der Überzeugung, zupfte an den geschlitzten Ärmeln des Überkleids, richtete die Haare ihrer Herrin und betrachtete zufrieden das Ergebnis.
    Lange blonde Locken ergossen sich in sorgfältig gelegten Strähnen über ihren Rücken, und um die Hüften band Beatrice einen bestickten Gürtel, der ihrer Mutter gehört hatte. »Ich bin froh, dass du hier bist, Ines.« Vielleicht war es nicht richtig, zu vertraut mit seiner Zofe umzugehen, doch Ines war immer mehr als eine Dienerin für sie gewesen und hatte sie nie enttäuscht.
    Â»Natürlich bin ich hier. Wo sollte ich sonst sein? Jemand muss sich doch um Euch kümmern!« Verlegen drehte Ines sich um und wühlte in einer der Kisten.
    Wenig später wurde Beatrice von Pietro Farini, dem maestro di casa der Buornardis, aufgesucht. Farini schien sich seiner leitenden Stellung im Palazzo wohl bewusst zu sein, denn sein langes Gesicht mit tiefliegenden Augen drückte Herablassung aus, während er näselnd erklärte: »Es ist meine Aufgabe, Euch nun in den Saal zu führen. Die Gäste sind versammelt.« Er erläuterte ihr das Prozedere, zu dem zahlreiche Reden, musikalische Darbietungen, ein kleines Theaterstück, die üblichen Possenreißer und natürlich das mehrstündige Festessen gehörten. »Habt Ihr das verstanden?«
    Beatrice hob eine Augenbraue und wandte sich zur Tür. »Gehen wir, maestro , oder hast du noch etwas zu sagen?«
    Den Zeremonienstab in der Hand, marschierte der Haushofmeister in gezierter Manier vor ihr her. Beatrice fand sein Auftreten lächerlich und für einen Palazzo von der Größe der Buornardis völlig unangemessen. Wahrscheinlich bestand Lorenza auf diesem Firlefanz in der Hoffnung, ihr Palazzo

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