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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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misslingt, bin ich meinen Kopf los!«, murrte Marcinas Bruder.
    Federico hielt abrupt an und packte Filippo an seinem Wams. »Wenn es misslingt, sind wir alle dran, und Euer Kopf ist wahrlich nicht der wertvollste …«
    Die anderen Männer lachten leise, dann setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung und schlich neben der Kirche Santa Giustina und dem angeschlossenen Kloster über die Piazza zur Stadtmauer. »Wo sind denn die Wächter? Sonst steht doch immer einer hier vorn vor dem Zollhaus?«, wunderte sich da Sesto.
    Â»Wahrscheinlich sind von denen auch welche an den Blattern verreckt«, murmelte einer der Knechte und drängte sich hinter seinen Anführern unter der Mauerkante in den Schatten.
    Ein Wächterhaus verstellte die direkte Sicht auf das Tor, und die Männer starrten angespannt in die Dunkelheit, in der kein Laut zu vernehmen war. Nur ihr Atem war in der Kälte zu sehen. Federico gab Menobbi und den Bewaffneten ein Zeichen, woraufhin sie auf die andere Seite des Toreingangs liefen und sich dort versteckten. Als ein leiser Pfiff von drüben ertönte, befahl Federico: »Los jetzt! Sofort töten! Jeder Überlebende ist ein Feind!«
    Die Männer stürmten auf die Porta San Donato zu, auf deren anderer Seite die Truppen des Papstes warten sollten. Plötzlich gingen um sie herum Öllampen an, Fackeln wurden entzündet, Schüsse aus Arkebusen knallten laut durch die Dunkelheit. Da Sesto, der neben Federico lief, griff sich an die Seite und stürzte schreiend zu Boden.
    Â»Verrat! Wir sind verraten worden!«, schrie Federico.
    Ein weiterer Schuss fiel, und Andrea stürzte röchelnd auf das Pflaster. Federico blieb stehen. Für Andrea kam jede Hilfe zu spät. Da Sesto jedoch schien nicht tödlich verwundet. Er beugte sich über ihn.
    Â»Helft mir, Federico. Bringt mich von hier fort!«, bat Rodolfo, während er sich stöhnend die blutüberströmte Seite hielt.
    Doch Federico dachte nur noch an Flucht. Sollte er lebend aus Lucca herauskommen, brauchte er eine kleine Versicherung. Kaltblütig stieß er Rodolfo wieder zu Boden und wühlte in dessen Wams, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Anschließend rannte er, blindlings mit dem Degen um sich schlagend, auf die Stadt zu. Beatrice!, war sein erster Gedanke. Wer sonst konnte sie verraten haben! Die massigen Klostermauern kamen in sein Sichtfeld. Hinter ihm wurde der Kampflärm lauter. Das Haupttor war verriegelt, und er hörte jemanden seinen Namen rufen. Connucci! Verflucht, warum hatte er sich auf diese Sache eingelassen? Jetzt konnte der Marchese einmal mehr triumphieren und sich an ihm weiden, wenn man ihn vor San Michele mit den anderen aufknüpfte. Federico rannte dicht an den Klostermauern entlang, warf den lästigen Umhang ab und suchte nach einer Möglichkeit, in das Gebäude zu gelangen. Der Marchese und die Stadtknechte würden jede Straße abgesperrt haben, um keine Maus hindurchzulassen.
    Endlich entdeckte er eine Kiste an der Klostermauer, hinter der der Garten lag. Er sprang hinauf, schaffte es mit letzter Kraft auf die Mauer und ließ sich auf der anderen Seite hinunterfallen. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Knöchel und ließ ihn kurz in die Knie gehen. Federicos Puls raste, während er nach seinem Bein tastete, das nicht gebrochen zu sein schien. Für seine Flucht brauchte er Geld und ein Pferd. Dafür musste er noch einmal zu seinem Haus. Humpelnd stolperte er durch den Garten, dessen Beete von halbhohen Hecken abgegrenzt waren. Mit einer Hand stützte er sich an plötzlich im Dunkel auftauchenden Hindernissen ab, mit der anderen hielt er den Degen. Ein unförmiger Umriss vor ihm entpuppte sich beim Näherkommen als ein Nebengebäude des Spitals San Lucia, das direkt an das Kloster grenzte. Eine Tür wurde aufgestoßen, und ein Mönch hielt eine Lampe in die Dunkelheit.
    Â»Ist dort jemand?« Dann fiel das Licht auf Federico.
    Ohne zu zögern, stieß Federico dem Mönch seinen Degen in den Leib, zog ihn wieder heraus und ließ den röchelnden Mann liegen. Wenn es ihm gelang, durch das Spital auf die Via Galli Tassi zu kommen, konnte er es vielleicht bis zu seinem Haus schaffen. Federico spähte in das Spitalgebäude und schlüpfte hinein. In der spärlichen Beleuchtung weniger Lampen rannte er, so schnell es sein lädierter Knöchel zuließ, den Gang hinunter, stieß am

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