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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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danach greifen konnte, hatte Federico sie schon weggestoßen und den Lederbeutel aufgehoben.
    Â»Woher habt Ihr das?« Seine Stimme zitterte vor Wut.
    Das Blut schmeckte süßlich. Sie schluckte es hinunter und wollte sich erheben, als der zweite Schlag ihr Ohr traf. Sie sackte zurück, stützte sich mit den Händen auf dem kalten Boden ab und brachte mühsam hervor: »Von der Marchesa.«
    Es hatte keinen Sinn. Weitere Ausflüchte würden seine Wut nur noch weiter anfachen. Wie hatte sie nur so dumm sein können, vor Lorenza solche Andeutungen zu machen? Hochmut kommt vor dem Fall, hieß es nicht so?
    Â»Hat sie es Euch geschickt? Es war aber kein Bote da.«
    Â»Alba war für mich dort. Aber Ihr dürft ihr nichts tun. Sie hat nur getan, was ich ihr aufgetragen habe.« Beatrice versuchte langsam auf die Beine zu kommen. »Die Marchesa ist meine Freundin!«
    Jetzt lachte Federico, ein hässliches, kaltes Lachen, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Eine schöne Freundin habt Ihr da! Wenn Ihr der Marchesa von Euren Beobachtungen erzählt habt und jetzt auf ihren Beistand hofft …« Er beobachtete sie.
    Als sie seinen triumphierenden Blick sah, dämmerte ihr eine furchtbare Erkenntnis. Der Hass der Marchesa auf ihren Mann, die zufällige Begegnung mit Rodolfo in der Grotte – natürlich hatte er auf die Marchesa gewartet! Rodolfo war ihr Geliebter und ihr Mittelsmann. Der Onkel in Rom. So hatte die Marchesa Kontakt mit Flamini aufgenommen. Beatrice fühlte das warme Blut über ihr Kinn laufen und wischte es mit dem Handrücken ab. »Die Marchesa hat es bereits gewusst …«, brachte sie heiser hervor.
    Â»Genau, klug, wie Ihr seid, habt Ihr auch das endlich begriffen. Ein wenig spät, aber Ihr habt begriffen, dass die Marchesa mit von der Partie ist. Ich kläre Euch gern weiter auf, denn Ihr werdet von jetzt an keinen Fuß mehr vor die Tür setzen und dieses Mädchen natürlich auch nicht. Rodolfo da Sesto ist der Liebhaber der Marchesa. Das wusstet Ihr wohl auch nicht? Tsts, wo habt Ihr Eure Augen, Beatrice? Die Marchesa ist letztlich auch nur eine Frau, die geliebt werden will. Ein paar schöne Worte, Zärtlichkeiten, die sie von ihrem Gatten nicht erhält, und sie fand Gefallen an Rodolfos Plänen.«
    Niedergeschmettert starrte sie ihren Mann an. Alle ihre Hoffnungen auf Hilfe lösten sich in nichts auf. Niemand würde sie hier herausholen, niemand die Stadt vor dem Angriff der Medici bewahren. »Warum hat sie sich dazu herabgelassen?«
    Federico fuhr sich durch die Haare. »Rache, weil Connucci sie jahrelang gedemütigt hat. Er kann sehr grausam sein. Ich weiß, wovon ich spreche. Oh, wie habe ich um seine Aufmerksamkeit, seine Gunst, seine Freundschaft gekämpft! Der edle, vollkommene Gadino! Er genießt es, bewundert und vergöttert zu werden, aber letztlich ist ihm niemand gut genug.« Mit zusammengepressten Lippen steckte er den Lederbeutel der Marchesa in seinen Gürtel. »Wir haben uns die Frauen geteilt, die Liebhaber. Aber wirklich mithalten mit seinen Festen konnte ich nie, weil meine Mittel nicht ausreichten. Er wird sich heimlich über meine Bemühungen amüsiert und mit seinem geliebten Averardo über mich gelacht haben. Und dann brachten mich Marcina und Filippo auf die Idee, mich da Sesto und den anderen anzuschließen.«
    Â»Ihr habt alles verraten, an was Euer Vater geglaubt hat, wofür Euer Bruder kämpft. Mein Gott … Wie konntet Ihr nur? Habt Ihr denn keinen Funken Ehre im Leib? Bedeutet Euch die Familie gar nichts?« Erschüttert stand sie da.
    Â»Am Tag unserer Hochzeit habe ich Euch gesagt, dass Ihr Euch vorsehen sollt, weil Ihr mich nicht kennt. Haltet Eure Zunge im Zaum!« Er rieb sich nachdenklich das Kinn und sagte schließlich: »Von nun an verlasst Ihr Eure Gemächer nicht mehr. Das kleine Mädchen wird bei Euch wohnen. Ihr kümmert Euch um Eure Tochter und um meine Mutter.«
    Â»Die ist krank!«
    Â»Ihr tut, was ich sage!«
    Beatrice kämpfte mit den Tränen. »Aber wenn die Signora die Blattern hat, wird Giulia ebenfalls daran erkranken und sterben. Das könnt Ihr doch nicht wollen!«
    Â»In der Tat, das möchte selbst ich nicht. Vielleicht ist es das Beste, wenn ich Giulia aus Lucca fortbringen lasse.«
    Â»Nein!«, schrie Beatrice, fiel auf die Knie und umklammerte seine Beine.

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