Die Tochter des Tuchhandlers
dem Alba hockte. Mit missmutiger Miene blies sie mit Hilfe eines Blasebalgs Luft in das Feuer, um die Glut zu schüren.
Als sie Beatrice sah, sprang sie auf und wischte sich das von der Hitze rote Gesicht. »Signora!«
Ohne auf das Mädchen zu achten, zog Beatrice den Brief aus ihrem Mieder, riss ihn in zwei Hälften und warf diese in die Glut. Mit einem Eisenstab, den sie an einem Haken neben der Feuerstelle fand, stocherte sie so lange in den züngelnden Flammen, bis nur noch Asche übrig war.
»Was habt Ihr denn da verbrannt, Madonna? Warum kommt Ihr dafür in die Küche?« Neugierig schaute Alba auf den Aschehaufen, der aus den Scheiten bröckelte und auf die Steine hinabfiel.
»Halt den Mund, dummes Ding!« Ines schubste das Mädchen zur Seite.
Von der Hitze ganz benommen, fuhr Beatrice sich über die Stirn. »Ich brauche etwas zu trinken, Ines. Kaltes Wasser. O Gott, mir ist ganz schwindelig.« Sie ging zu einem Schemel, stieà ein Bündel Reisig hinunter und setzte sich, die Ellbogen auf die Beine gestützt. Natürlich konnte sie sich täuschen, aber sie hätte schwören können, dass Federico seinen Bruder als Mörder hatte ausliefern wollen. Tomeos Andeutungen und Federicos Verhalten waren Grund genug, sich zu ängstigen.
Ines brachte einen Becher Wasser und ein nasses Tuch, mit dem sie ihrer Herrin Stirn und Nacken abrieb. »Besser so?«
»Danke. Lass uns gehen.«
Unter den neugierigen Blicken des Gesindes verlieÃen sie die Küche, in der es nach ihrer Anwesenheit auffallend still geworden war. Auf dem Hof liefen sie dem giudice , seinen Bütteln sowie Federico und Tomeo in die Arme.
»Da ist Eure Gattin ja, Messer Buornardi. Das trifft sich gut.« Luparini stellte sich vor ihr in Positur, seinen dunklen Amtsrock wichtig zur Seite werfend. In seinem Gürtel steckten mehrere Papierrollen mit amtlichen Siegeln, was darauf schlieÃen lieÃ, dass er mit Vollmachten ausgestattet worden war, die ihm die Verhöre erlaubten. Er stammte aus einer Seifensiedersippe, die es zu einigem Vermögen gebracht und den ältesten Sohn zum Studium der Rechtswissenschaften nach Rom geschickt hatte. Vielleicht war er ein guter Theoretiker, als Respektsperson taugte er mit seiner schmächtigen Gestalt und dem vogelartigen Kopf nicht. Einen Beamten des Gerichts sollte man jedoch nie unterschätzen, und Beatrice begrüÃte den Richter höflich.
»Guten Tag , giudice . Was verschafft uns die Ehre Eures Besuchs?« Sie schloss die Augen und stützte sich auf ihre Zofe. »Verzeiht, aber ich bin in gesegneten Umständen und fühle mich nicht sehr gut.«
Die leicht aggressive Haltung des Richters änderte sich, und seine Miene drückte Verständnis aus. »Entschuldigt, Madonna, normalerweise würde ich es nicht wagen, Euch aufzuhalten, aber meine Aufgabe ist undankbar und erlaubt kaum Rücksichtnahme, sondern nur den ungetrübten Blick des Gesetzes, das nach der Wahrheit sucht. Eine leidige Geschichte, wirklich. Euer Mann und Euer Schwager sind so freundlich, uns auf das Amt zu begleiten, wo wir ihre Zeugenaussagen zu Protokoll nehmen können. Natürlich sind sie nicht die Einzigen«, versicherte er, als er Beatrices erschrockenen Blick sah. »Jeder aufrechte Bürger dieser Stadt muss uns helfen, Licht ins Dunkel um das merkwürdige Verschwinden einer hochgestellten Persönlichkeit aus dem Vatikan zu werfen.«
Hier machte er eine bedeutungsvolle Pause und beobachtete ihre Reaktion, doch Beatrice trug unschuldige Neugier zur Schau. »Tatsächlich? Wer wird denn gesucht?«
»Der Sekretär Alberto Mari, seines Zeichens Beauftragter von Domenico Flamini, dem Geheimsekretär Seiner Heiligkeit!«
»Ist das die Möglichkeit!?«, entrüstete sich Beatrice und sackte erneut auf den Arm von Ines, die sich laut räusperte.
»Um es kurz zu machen und Euch nicht über Gebühr zu beanspruchen, hier meine Frage: Seid Ihr mit dem Sekretär Alberto Mari bekannt?« Sein kleiner Vogelkopf schob sich lauernd nach vorn.
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sie sich entschieden hatte: »Er ist ein Bekannter meiner Eltern, die zurzeit in deutschen Landen sind. Mein Cousin ist in der Schlacht bei Pavia gefallen.«
»Mein Beileid!« Luparini zog seinen Hut und neigte den Kopf. »Mari verkehrt also nicht in diesem Haus?«
Während sie sprachen,
Weitere Kostenlose Bücher