Die Tochter des Tuchhandlers
Bitte, setzt Euch wieder.« Ines nahm Beatrices Hand.
»Ihr habt hier gar nichts zu entscheiden, lasst Euch das gesagt sein!« Lorenza stemmte ihre Hände in die Hüften.
Beatrice winkte ab und ging einfach an Lorenza vorbei.
»Ihr denkt, Ihr könnt mich einfach hier stehen lassen?«
Rasend vor Wut verfolgte Lorenza ihre Schwiegertochter durch den Garten bis in den Hof, wo Tomeo mit Federico einen nervösen Schimmel begutachtete.
»Madonna, welch eine Freude, Euch wohlauf zu sehen!« Tomeo trug ein schlichtes Hemd, Wams und Lederstiefel über den Beinkleidern. Er wirkte kräftiger als sein Bruder, doch Furchen um Nase und Mund lieÃen auf die hinter ihm liegenden Strapazen schlieÃen. Er verneigte sich vor Beatrice, schloss sie dann herzlich in die Arme und küsste sie auf Stirn und Wangen.
Federico stand neben ihm, ein neuer Verband zeichnete sich an seinem Oberschenkel ab, und hielt das Pferd. Seine Miene war wie immer unergründlich, als er sich an seine Mutter wandte: »Warum verfolgt Ihr meine Frau? Jede Aufregung kann sich verheerend auf sie auswirken, habe ich das nicht deutlich genug gesagt?«
Lorenza zuckte zusammen und sagte mit gepresster Stimme: »Dann haltet Eure Frau besser im Zaum. Sie handelt eigenmächtig.«
»Darf ich kurz erklären?«, bat Beatrice.
Federico nickte, und sie legte detailliert dar, wieso sie die Herstellung der Stoffe für Matraia zu ihrer Angelegenheit gemacht hatte.
Nachdem sie geendet hatte, fragte er nur: »Werden die Stoffe bis zum Umzug in zwei Wochen fertig sein?«
Sie nickte und betete, dass Ugo und Lelo es schaffen würden.
»Ist die Qualität gut?«
»Besser könnte sie nicht sein.«
»Schön. Ihr hättet erst mit mir sprechen sollen, aber da die Dinge nun einmal so liegen, sollten wir damit zufrieden sein. Auch Ihr!« Er warf seiner Mutter einen scharfen Blick zu.
»Aber Nardorus muss bestraft werden!«, beharrte Lorenza.
»Nein! Wenn jemand bestraft wird, dann ich.« Beatrice stellte sich vor den zitternden Buchhalter.
Tomeo lachte aus vollem Hals. »Beatrice, Ihr seid wirklich unvergleichlich! Wäret Ihr ein Mann, nähme ich Euch sofort in meine Truppe auf! Bravo, Madonna! Bei so viel Kampfgeist muss sich selbst unsere Mutter geschlagen geben. Nicht wahr, Mutter?«
Es hätte nicht viel gefehlt, und Lorenza Buornardi hätte mit dem Fuà aufgestampft, doch das Ringen nach Würde gewann die Oberhand, und sie rauschte ins Haus. Agostino Nardorus verneigte sich und ging ebenfalls.
»Es war wirklich ganz allein meine Schuld«, sagte Beatrice und streichelte das glatte Pferdefell. Die Muskeln des Tieres waren deutlich spürbar, die Fesseln schmal, und der Kopf mit den groÃen sanften Augen wirkte edel gezeichnet.
»Ich kenne meine Mutter. Für mich ist die Sache erledigt, aber weiht mich in Zukunft ein, wenn Ihr Ãhnliches vorhabt.« Federico klopfte dem Pferd auf die Flanke. »Ein prächtiges Tier. Tomeo hat es aus Genua mitgebracht.«
»Eine arabische Stute. Sie wurde gerade von einem Schiff geladen, das aus dem Osten kam, und war für den Kommandanten der Stadt, Andrea Doria, bestimmt. Ich habe dem Araber erklärt, dass Doria kein Pferdekenner sei und die Stute es bei mir besser habe.« Behutsam legte Tomeo der Stute seine Hand auf die Nüstern. Das Tier schnaubte und rieb den Kopf an seiner Schulter.
»Hat sie einen Namen?«, fragte Beatrice.
»Der Araber hatte sie Nurun genannt, was Licht bedeutet, und ich werde das nicht ändern, denn diese Tiere sind sehr sensibel.«
»Werdet Ihr auf ihr in den nächsten Krieg reiten?« Für den Tod in der Schlacht war das schöne Tier zu kostbar.
»Zuerst muss sie eingeritten werden, das wird Federico übernehmen. Er nimmt sie mit nach Matraia, und Ende des Sommers komme ich sie abholen.«
Federico lächelte. »Wenn ich sie dann noch hergebe â¦Â«
»Signore!« Andrea kam aus dem Haus gerannt. »Der giudice ist hier! Mit vier Stadtknechten!«
Die Brüder warfen sich einen Blick zu, und als Tomeo nickte, gab Federico die Zügel an Tomeo weiter, griff nach seinem Gehstock und ging hinter Andrea in den Palazzo.
»Was können die wollen?« Beatrice sah sich nach Ines um, die an der Küchentür stand und mit Plantilla sprach.
»Sicher geht es wieder um den toten Legaten. Gestern Abend wurde ich beim Durchreiten der Porta
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