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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Federico. Er hat sich verändert, seit er mit Marcina zusammen ist. Ihr wisst von ihr, nicht wahr?«
    Unglücklich nickte sie.
    Â»Ich verstehe meinen Bruder nicht mehr. Wenn Ihr meine Frau wärt …« Er räusperte sich. »Die Dinge sind, wie sie sind, aber seid in Zukunft vorsichtig, wem Ihr Euer Vertrauen schenkt.«
    In seinen Augen las sie mehr als die bloße Sorge eines Schwagers, und unbewusst streckte sie eine Hand nach ihm aus, die er nahm und sanft umschlossen hielt. »Mari hat angedeutet, dass es um einen Verrat an unserer Stadt geht und die Rebellion der Poggios nur ein Anfang war. Er ist im Auftrag des Papstes hier, um den Mörder von Agozzini zu suchen, aber er ist auch mein Freund. Tomeo, ich kann verstehen, dass Agozzini sterben musste. Ein Leben für die Sicherheit unserer Stadt.«
    Er schien mit sich zu ringen, hob schließlich den Kopf und sah zum Palazzo. »Da kommt mein Bruder.« Leise fragte er noch: »Weiß er, dass Ihr Alberto Mari kennt?«
    Â»Ich denke schon. Connucci weiß es.« Erstaunt wollte sie nachfragen, doch Federico kam humpelnd zwischen den Bäumen hindurch und fasste seinen Bruder am Arm.
    Mit einem kurzen Blick auf seine Frau zog Federico den Brief Agozzinis aus seinem Wams. »Nehmt ihn mit, Tomeo.«
    Dieser schüttelte überrascht den Kopf. »Verbrennen wir das Papier. Es wird uns nur belasten, sollten sie es bei uns finden.« Unschlüssig hielt er das kompromittierende Schreiben in der Hand.
    Â»Da kommt der giudice mit seinen Bütteln. Federico, was geht vor? Wollen sie Euch verhaften?« Ängstlich sah Beatrice von einem zum anderen.
    Tomeo hielt noch immer den blutbefleckten Bogen in der Hand. »Bitte, Madonna, geht hinein. Ihr habt damit nichts zu tun. Bitte!« In seinem Blick lag eine Eindringlichkeit, die ihre Angst verstärkte.
    Sie formte ein stummes »Nein« mit den Lippen und starrte auf Federico, der dem giudice mit seinen Bütteln gelassen entgegensah: »Die Untersuchung hat durch das Verschwinden des zweiten päpstlichen Sekretärs größere Ausmaße angenommen. Keine Sorge, Madonna, wer unschuldig ist, braucht nichts zu fürchten.«
    Der drohende Unterton in seiner Stimme entging ihr nicht. Neben ihm stand sein Bruder und hielt den belastenden Brief in der Hand. Wenn sie Tomeo so fanden, würden sie ihn sofort verhaften und verurteilen. Was war nur los mit ihrem Mann? Mit einem Griff entriss sie Tomeo den Brief, stopfte ihn in ihren Ausschnitt, setzte ein erschöpftes Lächeln auf und rief nach ihrer Zofe.
    Da Ines im Hof in Rufweite stand, eilte sie sofort herbei, überholte den Richter und seine Männer und kam noch vor ihnen bei ihrer Herrin an. »Ganz bleich seid Ihr!«
    Â»Gib mir deine Schulter, Ines, und bring mich ins Haus. Ich muss mich ausruhen.«
    Ines warf einen argwöhnischen Blick auf die Justizbeamten und flüsterte im Gehen: »Was wollen die denn schon wieder hier?«
    Sie hörte, wie Federico Richter Luparini ungehalten anfuhr: »Ihr seht doch, dass es meiner Frau nicht gut geht. Sie ist in anderen Umständen und verträgt keine Aufregung. Wozu dieser Aufwand? Könnt Ihr uns nicht hier befragen? Ich kenne diesen Alberto Mari nur flüchtig, habe ihn einmal in meinem Leben gesehen, in Florenz, und das war vor Jahren.«
    Â»Schneller, Ines!«
    So rasch es die Kleider und ein immer noch angemessen erscheinender Gang erlaubten, gingen die beiden Frauen zu den Arkaden und von dort in den Hof. Vor der Küche machte Beatrice abrupt Halt und ging hinein.
    Â»Aber … Was sucht Ihr denn dort? Ihr macht Euch schmutzig. Lasst mich doch gehen«, versuchte Ines sie davon abzuhalten.
    Ohne zu zögern, ging Beatrice zwischen erschrockenen Mägden hindurch, die ihre Herrin noch nie hier unten in der heißen und von verschiedensten Düften und Gerüchen durchzogenen Küche gesehen hatten. Schüsseln mit geschältem Gemüse, noch erdverkrusteten Rüben und verschiedenes Obst standen auf dem Boden und auf langen Tischen. An einer Seite war auf Kopfhöhe eine Stange angebracht, an der gerupfte und noch gefiederte Hühner, Fasane und Enten hingen. Eine Magd schlug gerade einem gehäuteten Kaninchen den Kopf ab, eine andere salzte Fische, die sie zuvor ausgenommen hatte. Alles deutete darauf hin, dass das Mittagessen bevorstand. In der mannshohen Feuerstelle hingen vier Töpfe über dem Feuer, vor

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