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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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einfand. Der
Streit mit Winald wegen Cornelius’ Abwesenheit hatte Wunden aufgerissen, die sie
nicht mehr hatte schließen können. Sie musste zugeben, dass sie ihre Möglichkeiten
hier überschätzt hatte.
    Dennoch,
Vico würde sich beruhigen, der Vater auch, und sobald sie Nachricht von Cornelius
hatte, würde sie gezielter handeln können. Der Vater würde einen Buchhalter einstellen
müssen, da ging kein Weg herum. Nur konnte sie ihm das erst schmackhaft machen,
wenn klar wurde, dass seine jüngste Tochter nicht mehr ins Kontor zurückkehren würde.
Wie sie ihm das erklären wollte, hatte sie immer noch nicht gänzlich durchdacht.
Ein Unfall bei Martha auf der Burg? Oder die Wahrheit, dass Jolanthe ohne Erlaubnis
nach Venedig gereist war? Letzteres schien besser, würde es doch Jolanthes Ungehorsam
beweisen und dem Vater somit den Verlust erleichtern. Auch Martha und Pascal würden
Fragen stellen, sobald sie zurückkamen. Es war sicher am besten, Winald soweit zu
bringen, dass er die beiden gar nicht erst empfing.
    Sieglinde
klopfte an die Tür des Schneiders und wurde von seiner Frau eingelassen. Ein Kleinkind
klammerte sich an ihren Rockzipfel und schaute mit großen Augen hoch.
    »Jetzt lass
mich mal«, sagte die Frau und schob das Kind beiseite. »Ich muss den Besuch zu deinem
Vater bringen.«
    Der Schneider
begrüßte sie mit einem Zwinkern und den Worten: »Ihr wolltet ein einfaches Kleid
für alle Tage, aber ich habe ein paar kleine Verschönerungen angebracht, die Euch
gefallen werden. Ihr seid eine hübsche Frau, Ihr solltet auch im Haus nicht zu unscheinbar
herumlaufen. Euer Gatte wird es Euch danken.«
    Sieglinde
spürte die Hitze auf ihren Wangen und nahm rasch das provisorisch zusammengenähte
Kleid entgegen, um es anzuprobieren. Unangenehm war das alles, warum hatte der Vater
kein Einsehen gehabt und ihr wenigstens einen farbigen Stoff gegönnt? Wie stand
sie nun da? Sie wollte nicht, dass irgendwas den Verdacht erhärtete, im Hause Kun
herrschten Geldsorgen.
    Hinter einem
Vorhang zog sie ihr Kleid aus und das neue über. Es passte. Lediglich um den Bauch
herum spannte es etwas. Sie strich darüber und schlug sich selbst einmal kräftig
in den Magen, so als könne das etwas ändern. Dann seufzte sie und trat wieder in
den Raum, in dem der Schneider wartete.
    »Um die
Taille herum macht es etwas weiter. Eine Handbreit. Und lasst in der Naht Stoff
übrig zum späteren Erweitern.«
    »Wie Ihr
meint.« Der Mann trat um sie herum, musterte sein Werk, zog hier und da den Stoff
gerade. »Etwas kürzer könnte es auch sein«, murmelte er, ging in die Hocke und steckte
die Länge mit Nadeln ab.
    »Ich habe
noch Glasperlen als Verzierung. Es ist mir gleich, wo Ihr sie anbringt, Ihr werdet
es zur Zufriedenheit erledigen, da bin ich sicher.«
    Sie verließ
das Haus unzufriedener, als sie es betreten hatte. Wenn man sie gefragt hätte, dann
hätte sie sich als überlegenen Menschen bezeichnet, als ruhig und in der Lage abzuwarten.
Was sie jedoch zu ihrem Erstaunen gar nicht gut ertrug, war die Warterei auf Nachricht
von Cornelius. Ihr Plan besaß keine Schwäche, Cornelius sollte Jolanthe einsperren
für ein paar Tage, dann eine fingierte Nachricht an ihre Begleiter schicken, sodass
die sich auf den Rückweg machten. Jolanthe würde mittellos in Venedig bleiben und
Sieglindes Weg endgültig frei machen. Sie hatte keine Sorge, dass sich die Schwester
dort im Süden schon irgendwie durchschlagen konnte – und wer wusste, ob sie auf
diesem Weg nicht glücklich wurde? Das zumindest wünsche ich dir, dachte sie.
    Als sie
sich ihrem Elternhaus näherte, saß ein Junge auf der Treppe und wartete. Sie blieb
vor ihm stehen, und er sprang auf.
    »Sieglinde
Kun?«, fragte er.
    »Du hast
etwas für mich?«
    »Eine Nachricht
mit dem Auftrag, es nur persönlich zu übergeben.«
    Sie nahm
ihm die versiegelte Botschaft ab, die den entsprechenden Vermerk auf der Außenseite
trug, und gab ihm eine Münze als Lohn. Cornelius nutzte die Boten der angesehenen
Kaufhäuser, die immer mal für ein Zubrot auch fremde Post transportierten. Er hatte
ein Händchen dafür, die richtigen Kontakte zu knüpfen, nur dass der Bote höchstpersönlich
bei ihr erschien, war offenbar im Preis nicht inbegriffen. Doch solange die Nachricht
ankam, sollte es ihr recht sein.
    Im Flur
legte sie den Umhang ab. Sie schaute kurz in die Küche, sah Katrein und die Köchin
bei der Arbeit und begutachtete das bisherige Ergebnis. Dann begab sie sich die
Treppe

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