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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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hier aus besser regeln
kann.«
    »Gibt es
Neuigkeiten, die ich noch nicht kenne?«
    Die Magd
brachte die Speisen, und Pascal nahm einen großen Schluck von dem bitteren Gesöff,
nachdem er eine der Pasteten probiert hatte.
    »Im Moment
sind die Hauptrouten nach Italien wieder befahrbar, wie es scheint. Das Wetter macht
sich, die Pässe sind passierbar und die Straßenbanden noch zu geschwächt von den
Entbehrungen des Winters, um ernste Schäden anzurichten. Vielleicht werden sie auch
einfach nur abgeschreckt durch die besser bewachten Handelszüge und halten sich
an die kleineren.«
    »Was uns
ein Vermögen kostet, aber trotzdem gut, das zu hören. Ich plane bald eine Reise
dorthin. Paris verlangt nach Seide im Überfluss. Die edlen Damen lieben dieses hauchdünne
Gewebe und trachten, ihre Männer damit zu bezirzen.«
    »Oder die
Männer anderer Frauen«, warf Mathies ein.
    »Wie steht’s
mit den Seeräubern im Norden?«
    »Seit sie
diesen räuberischen Vitalienbrüdern das Nest, in dem sie hausten, ausgeräuchert
haben, geht es einigermaßen. Wenn sie sich auch nicht völlig ausrotten lassen.«
Mathies winkte mit seinen fetttriefenden Fingern, in denen er ein Stück Fleisch
hielt. »Kein Kraut gegen gewachsen.«
    »Das wundert
mich.«
    »Mich nicht.
Der Störtebeker und Godeke Michels haben’s ihnen vorgemacht. Die haben nichts zu
verlieren. Kapern die Schiffe und lassen sie auf Sandbänke laufen.«
    »Nichts
zu verlieren, nur ihr Leben.«
    »Und das
ist wertlos genug.«
    Wie erwartet
verging die Zeit während des Gesprächs, ohne dass Pascal ein Gefühl dafür hatte,
wie lange sie schon dasaßen. Sie redeten, kamen von einem Thema zum nächsten. Irgendwann
fühlte er sich so satt wie schon lange nicht mehr, trank bereits den dritten Krug
Bier, als ein Name fiel, der ihn aufhorchen ließ.
    »Den Kaufmann
Winald Kun, den kennst du?« fragte er.
    »Wer kennt
den nicht? Ist ein alteingesessener Sturkopf. Bleibt beim Altbewährten. Aber so
lange es läuft, ist’s ja gut.«
    »Läuft es?«
    »Sag mal«,
Mathies beugte sich vor und starrte Pascal neugierig in die Augen. »Warum interessierst
du dich für den Alten?« Er zog die Brauen zusammen, dann lachte er und der Stuhl
knarrte, als er sich wieder zurücklehnte. »Bist am End auf Brautschau? So siehst
du mir aus. Ist ein hübsches Mädchen, die Sieglinde, aber der Vater lässt keinen
an sie heran. Ein knorriger Stiefel, der Kerl, wenn du mich fragst.«
    Pascal nahm
einen Schluck vom Bier. »Er sollte froh um einen Mann im Haushalt sein, der ihm
das Geschäft weiterführen kann, wenn er zu alt dafür wird.«
    »Der und
zu alt? Nie. Eher wird er jeden Nachfolger in die Schranken weisen. Ist schad um
die Maid. Aber du willst nicht ernsthaft was von ihr, oder? Paris hat doch sicher
an holder Weiblichkeit mehr zu bieten.«
    »Ich und
Winald, wir haben eine Rechnung offen, sonst nichts.«
    »Was Persönliches?
Ich wusste gar nicht, dass du rachsüchtig bist, erzähl mir mehr«, witzelte Mathies,
doch Pascal winkte ab.
    Er fühlte
sich plötzlich müde vom Tag und dem, was ihn umtrieb. Schließlich hatte er bereits
einen Ritt im Morgengrauen nach Biberach und zurück hinter sich. Er hätte mit Freuden
die Erschöpfung in die Binsen am Boden gespuckt und mit dem Freund weiter getrunken,
doch sie ließ sich nicht so einfach vertreiben. Also beschloss er, es gut sein zu
lassen, und winkte dem Wirt, um zu bezahlen. Bevor er sich von Mathies verabschiedete,
gab er ihm den Namen des Gasthauses, in dem er logierte, und bekam im Gegenzug die
Adresse eines Ulmer Kaufmanns, mit dem Mathies verschwägert war und der ihm Obdach
gewährte. Sie vereinbarten, in Kontakt zu bleiben.
    Auf dem
Weg ins Gasthaus liefen seine Gedanken mal in diese, mal in jene Richtung. Er sah
das hübsche Gesicht von Winalds Tochter vor seinem inneren Auge, dachte an das,
was er von Mathies erfahren hatte.
    »So siehst
du aus, mein Freund Winald«, murmelte er vor sich. »Sperrst deine Töchter ins Haus
und lässt sie für dich arbeiten.«
    Als er in
seiner Kammer an dem kleinen Tisch saß, die Öllampe entzündet, und das flackernde
Licht auf sein Kaufmannsbüchlein fiel, tunkte er die Feder in die Tinte und trug
den Verkauf der Tuchballen ein, rechnete Kaufpreis und Verkaufspreis gegeneinander
und trug die Zahl, die sich daraus ergab, in seine Gewinnspalte ein. Das Essen mit
Mathies hatte annähernd so viel gekostet wie diese Summe, so klein war sie, und
doch bereute er sein Handeln nicht, im

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