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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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Tuchhandel und eines für das ein oder andere kleinere Geschäft, die sich
auf ihr Betreiben hin nebenbei immer wieder ergaben. Das dritte Buch enthielt nur
wenige beschriebene Zeilen. Im Grunde war Vaters Geschäft viel zu klein, um mehrere
Bücher zu benötigen. So etwas wurde bei den großen Handelshäusern benutzt, die im
großen Stile Fernhandel betrieben. Dort war es viel wichtiger als bei ihrem kleinen
Unternehmen, den Überblick zu behalten über Waren Ein- und Ausgänge, darüber, wer
noch in Zahlungsverpflichtung stand, wann wo welches Geld oder welcher Wechsel zur
Verfügung stehen musste und wer bereits gezahlt hatte, ob man selbst noch Rechnungen
zu begleichen hatte oder ob alles in bester Ordnung war.
    Ob ein Geschäft
Gewinn einbrachte oder Verlust, das musste sie allerdings genau ausrechnen, was
sie gewissenhaft tat. Sie verglich den Einkaufspreis mit dem Preis der verkauften
Ware sowie allen angefallenen Transport- und Lagerkosten und notierte die Summe
separat. Bei einem Verlustgeschäft war es an ihr, den Vater zu warnen, und auf diesem
Weg hatte sie sich hier und da ein Lob von ihm verdient, was sie stolz machte.
    Dennoch
waren Winalds Geschäfte überschaubar. Der Vater kannte die Weber im Umkreis gut,
das war sein Vorteil. Er arbeitete seit undenklichen Zeiten mit ihnen zusammen,
sie wussten, was sie an ihm hatten, und sie schätzten seine Zuverlässigkeit. Nicht
einmal mit Seide ließ er sich locken, auch wenn Jolanthe bereits mehrmals versucht
hatte, ihn auf den Handel mit diesem kostbaren Tuch aufmerksam zu machen.
    »Unnützer
Kram«, pflegte er zu antworten. »Nur wenige Reiche brauchen solchen Tand, und ebenso
wenige kaufen ihn, aber warme Kleidung, die brauchen alle, und die kaufen alle.«
    Jolanthe
seufzte bei dem Gedanken an den glatten Stoff, den sie erst letzt bei einem Fernkaufmann
im Handelshaus bewundert hatte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Vater vielleicht
doch etwas übersah bei seiner Argumentation.
    Ein Poltern
auf der Treppe kündigte Besuch an. Da sie nicht annahm, dass es sich um diesen aalglatten
Kaufmannsgast des Vaters handelte, den sie vorhin eingelassen hatte, konnte es nur
Cornelius sein. In der Tat stand er bald darauf in der Tür. Er entblößte sein schütteres
Haar, als er die Kappe abnahm. Seine spitze Nase war gerötet, so als habe er ein
Gläschen über den Durst getrunken. Als er sprach, schien er jedoch nüchtern.
    »Seid gegrüßt,
Jungfer Jolanthe. Ich bin zurück aus Biberach.«
    »Das sehe
ich.« Jolanthe verkniff sich ein Lächeln, wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass
er sie belustigte. Sie begab sich zum Schreibpult, wo sie bereits das Buch aufgeschlagen
hatte und Tinte und Feder bereitlagen.
    »Wie ist
es gelaufen? Ist das Tuch im Handelshaus untergebracht? Hattet Ihr Ausgaben für
die Qualitätskontrolle oder den Lagerplatz?« Sie nahm die Schreibfeder auf und sah
ihn an.
    Cornelius
räusperte sich und legte ein nahezu volles Geldsäckchen neben sie. »Eine kleine
Schwierigkeit hat sich ergeben.«
    »Ihr bringt
das Geld zurück? Die Vorauszahlung für die Weber aus Biberach? Sind die lebensmüde
geworden und haben Euch ihr Tuch geschenkt?«
    »Es ist
mir wer zuvor gekommen und hat den Großteil der Ware gekauft. Dies ist unsere Vorauszahlung.
Der Karcher hat sie mir zurückgegeben.«
    »Das kann
nicht sein. Der würde so etwas nie wagen! Er weiß, wie wichtig Vater für ihn und
seine Kollegen ist, sie würden ihn nie so brüskieren.«
    Cornelius
ließ seine Kappe nervös durch die Finger wandern. »Wirklich, Jungfer Jolanthe, es
ist mir ein Rätsel. Karcher sagt, heute sehr früh am Morgen sei ein Kaufmann gekommen
und habe für die fertige Ware einen höheren Preis gezahlt als mit Eurem Vater besprochen.
Da haben sie verkauft. Er hat sie gleich auf Karren verladen und wegtransportieren
lassen.«
    »Wer soll
das gewesen sein?«
    »Sie wussten
es nicht oder wollten es nicht wissen.«
    »Ulm hat
Stapelrecht. Jeder gekaufte Ballen muss erst dort angeboten werden, bevor er weitertransportiert
werden darf, also müsste man die Ballen im Handelshaus wiederfinden.«
    »Im Moment
herrscht viel Betrieb. Ich bezweifle, dass man sie wird finden können.«
    »Eine neue
Ladung müsste Vater doch auffallen.«
    Cornelius
zuckte nur mit seinen knochigen Schultern und schien froh, die Verantwortung abgegeben
zu haben.
    »Merkwürdig«,
sagte Jolanthe und strich mit dem trockenen Ende der Schreibfeder über die Zeilen
im Buch. »So etwas hat’s noch nie

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