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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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in
Brand. Der soll sich zum Teufel scheren. Und das Kräuterweib kann er mitnehmen.«
    Sieglinde
lächelte ihn aufmunternd an. »Ich bringe Euch das Essen, geduldet Euch ein wenig.«
    Als sie
die Tür hinter sich zuzog, hörte sie, wie Winald vor sich hinfluchte. »Ein Krüppel«,
war das Einzige, was sie verstand, doch sie wertete seine Wut als gutes Zeichen.
     
    Sie kam natürlich nicht mit. Das
lag nur in zweiter Linie daran, dass Martha der Aufbruch zu kurzfristig geschah.
»Ich kann weder Ludwig noch Liese so ohne Vorbereitung allein lassen«, schob sie
als Begründung vor, doch Jolanthe kannte ihre Freundin. Sie wusste, dass Pascal
genügend Eindruck bei ihr gemacht hatte. Sie hatte gesehen, wie Marthas Wangen sich
röteten, als Pascal sie mit seinem französischen Charme umgarnte. »Das ist ein guter
Junge«, hatte sie Jolanthe schließlich zugeflüstert. »Bei dem bist du sicher.«
    Neben dem
guten Jungen war Jolanthe dann den langen Weg geritten, hatte sich mit wachsendem
Interesse die Berichte über seine Reisen angehört und sich dabei tapfer auf dem
Pferd gehalten. Ihn vertraulich anzureden fiel ihr erstaunlich leicht, so sehr hatte
sie sich bereits an seine Gegenwart gewöhnt. Als endlich die Stadtmauer mit den
zahlreichen Türmen und den Dächern und Kirchen dahinter in der Ferne zu sehen war,
rieb sich Jolanthe erleichtert den Rücken. Mit jedem Schritt, den die Pferde voran
taten, wuchs die Silhouette der Stadt vor ihnen, die Mauern wurden wuchtiger, die
Kirchtürme höher. Es war ein ungewohnter Anblick nach den vielen kleinen Dörfern
und Gehöften, die sie passiert hatten.
    Vor den
Toren Augsburgs stiegen sie in einer Herberge ab, in der Pascal die Tiere gut untergebracht
wusste. Jolanthe hatte nicht mehr viel essen können, so müde war sie. In ihrer Kammer
sank sie auf die Matratze aus Stroh und schlief augenblicklich ein.
    Erst am
folgenden Morgen erkannte sie, dass sie eine eigene Kammer für sich allein bewohnte.
Sie richtete sich auf und blinzelte ins Morgenlicht. Selbst die befürchteten Schmerzen
nach dem Ritt hielten sich in Grenzen, so gut hatte sie geschlafen. Welch ein Luxus.
Den hätte sie sich allein nicht leisten können, doch Pascal hatte am Abend darauf
bestanden, und sie war offenbar zu müde gewesen, um ihm noch etwas entgegenzusetzen.
    »Ich habe
deiner Freundin versprochen, gut auf dich acht zu geben, und das Versprechen halte
ich«, hatte er behauptet.
    Ganz gleich,
was es kostet? Der Punkt ging an ihn, doch sie wollte nicht Jolanthe heißen, wenn
dies nicht das erste und letzte Zugeständnis bleiben würde, das sie ihm gab. Einmal
mehr fragte sie sich, was ihn dazu trieb, ihr so zu helfen.
    Sobald sie
wieder in Ulm ankam, würde sie zu Martha gehen und mit ihr darüber reden. Jetzt,
wo die Freundin Pascal kannte, würde ein nüchternes Gespräch ohne Vorurteile möglich
sein. Obwohl, vermutlich eher nicht. Martha war nicht mehr unvoreingenommen, darauf
mochte sie wetten.
    Pascal klopfte
an die Tür ihrer Kammer und wartete, bis sie sich angekleidet hatte. Nachdem sie
im Schankraum Brot und Käse miteinander geteilt hatten, musste Jolanthe sich mit
mehr Energie Freiraum verschaffen, als sie erwartet hatte. Pascal wollte sie nicht
allein ziehen lassen. Und sie wollte nicht, dass er sah, wie sie sich Geld beschaffte.
Es würde ihr schwer genug fallen, den Schmuck ihrer Mutter zu veräußern, da musste
nicht noch jemand auf sie einreden, sie solle doch das Geld von ihm nehmen, statt
Dummheiten zu begehen. Sie wehrte sich, bis Pascal gar nichts mehr sagte.
    Schweigend
durchquerten sie das Stadttor und schritten zwischen Marktfrauen mit Kiepen auf
dem Rücken und Händlern, die ihre Handkarren zogen, in Richtung Marktplatz. Dort
blieb Pascal stehen und hob Jolanthes Kinn an, sodass sie ihm in die Augen sehen
musste. »Dies hier ist der Perlachplatz. Merke dir das gut, damit du die Leute danach
fragen kannst«, schärfte er ihr ein.
    »Wir sehen
uns am Mittag genau hier.« Jolanthe zog den Kopf zurück und verschränkte die Arme
vor der Brust. Sie versuchte, möglichst unnachgiebig zu schauen, weil sie keine
Lust auf endlose Diskussionen hatte, bei denen sie beide keine Handbreit nachgeben
würden.
    »Du findest
wieder her?«
    »Ich finde
vor allem, du solltest mir mehr zutrauen, lieber Cousin.« Obwohl sie seinen Widerstand
spürte, fragte er nicht noch einmal nach dem Warum und was sie vorhabe, sondern
nickte nur und schenkte ihr ein knappes Lächeln.
    »Wage es
nicht, dir etwas

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