Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
Vom Netzwerk:
Stadt findet man nicht irgendwann
wieder an eine Ecke, die man kennt. Man muss die Leute ansprechen.«
    »So schlau
bin ich auch. Trotzdem stand ich plötzlich an einem Fluss, den ich noch nie gesehen
habe.«
    »Der Lech.«
    »Der Bootsmann,
den ich nach dem Weg fragte, hat sich einen Spaß gemacht und wollte mich mitnehmen
nach Regensburg. Eine wunderschöne Stadt, wie er schwärmte.«
    »Mir scheint,
du hast irgendwann jemanden gefunden, der dir zurück geholfen hat«, antwortete er,
doch sie reagierte nicht darauf, sah sich stattdessen das Menschengewirr auf dem
Platz an. Er hätte gern gewusst, was sie gerade dachte.
    »Wir werden
jetzt zu Anselm Grünbach gehen. Ich habe ihm gestern Abend eine Nachricht zukommen
lassen. Er erwartet uns.« Pascal kannte diesen Kaufmann nicht, wusste nur, dass
er sich hauptsächlich im Fernhandel engagierte und da gute Kontakte in den Norden
pflegte. »Sein Heim befindet sich nicht weit vom Perlachplatz. Er gehört also zu
den wohlhabenderen Kaufleuten, wie es scheint.« Das musste er ihr nicht näher erklären.
Auch in Ulm lebten die Reichsten in der Nähe des Marktplatzes.
    Jolanthe
ließ sich von ihm zu dem Haus führen. Eine adrett gekleidete Magd brachte die Besucher
in den ersten Stock, klopfte an die Tür und ließ sie ins Kontor eintreten. Anselm
Grünbach war ein schlanker Mann von vielleicht 30 Jahren. Er schritt ihnen entgegen,
streckte Pascal die Hand hin, deutete vor Jolanthe eine Verbeugung an. Sein Lächeln
wirkte aufgesetzt und geschäftsmäßig. Pascal machte sich nichts vor, spätestens,
als er den festen Händedruck seines Gastgebers spürte, wusste er, dass er es mit
einem energischen Mann zu tun hatte. Seine Schnabelschuhe liefen in den Spitzen
so lang zu, dass sie an den Knien hochgebunden werden mussten. Seine Beinlinge waren
von kräftigem Grün und das Hemd, das er trug, unverkennbar aus Seide. So manch einen
mochte das beeindrucken.
    Pascal beobachtete
Jolanthe, wie sie knickste. Er meinte, einen bewundernden Blick wahrzunehmen. Ja,
ihr Gegenüber war ein fesch anzusehender Mann. Wollen wir doch mal sehen, wie er
sich beim Handeln schlägt.
    Sie ließen
sich an einem großen Tisch nieder, auf dem lediglich ein Tintenfass mit Feder und
ein paar leere Blätter lagen. Ein dickes, in Leder gebundenes Buch bewahrte Anselm
auf einem Stehpult auf. Das Kontorbuch mit den Bilanzen, ohne Zweifel.
    »Es ist
mir eine Ehre, Euch und Eure Base bei mir zu sehen«, begann der Kaufmann, unterbrach
sich jedoch, um abzuwarten, bis die Magd mit Wasser vermischten Wein serviert hatte.
Dann zwinkerte er Jolanthe zu, hob das Glas. Erst nachdem er getrunken hatte, sprach
er weiter. Pascal tauschte mit ihm die üblichen Floskeln der Höflichkeit aus, bis
Anselm zum Punkt kam.
    »Ihr habt
von meinem Kupfer und Zinn gehört? Ein gutes Geschäft, jedoch seid Ihr nicht der
Einzige, der Interesse daran zeigt. Ihr werdet mir einen vernünftigen Preis bieten
müssen.« Er lächelte.
    Pascal erwiderte:
»Natürlich.« Insgeheim dachte er, dass der Kerl offenbar doch nicht so gewitzt war,
wie er dem ersten Anschein nach schien. Mögliche weitere Interessenten bei einem
Geschäft zu erwähnen, trieb den Preis in die Höhe. Doch Pascal hatte Erkundigungen
eingezogen, die Ware lag schon länger auf dem Stapel, als dem guten Anselm Grünbach
lieb sein konnte. Offenbar glaubte er, einem Kaufmann aus dem fernen Ulm könne man
alles erzählen.
    »Meine Base
kommt aus Paris, um mich zu besuchen. Ich zeige ihr interessante Städte. Natürlich
verbinde ich solche Dinge gern mit lukrativen Geschäften.«
    »Natürlich«,
antwortete Anselm und lächelte erneut in Richtung Jolanthe. Pascal spürte ihre Anwesenheit
fast körperlich. Er bedachte sein Gegenüber mit einem freundlichen Blick. Er wird
sich durch nichts verunsichern lassen, ging ihm durch den Kopf.
    »Euer Kupfer
und auch das Zinn locken mich. Ich habe gute Möglichkeiten, sie nach Italien zu
schaffen«, sagte Pascal.
    »So lasst
uns doch dieses Geschäft gemeinsam betreiben. Ich habe die Ware, Ihr die Kontakte«,
meinte Anselm Grünbach und forderte Jolanthe mit einer Geste auf, sich bei dem Gebäck
zu bedienen. Ich sollte sie öfter mitnehmen, dachte Pascal. Sie stellt sich als
wunderbare Ablenkung heraus. Die Leute werden unvorsichtig.Bewusst schwieg
er eine ganze Weile, ohne auf Anselms Vorschlag einzugehen.
    »Habt Ihr
auch Gewürze?«, ertönte unvermittelt Jolanthes Stimme neben ihm und brachte ihn
aus dem Konzept, nicht nur, weil

Weitere Kostenlose Bücher