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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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sie seinen französischen Akzent so gekonnt nachahmte.
    Anselm zog
eine Braue hoch und verbarg sein Erstaunen, indem er sich mit der Hand über den
Mund strich. »Ich überlasse Euch sehr gern ein wenig Pfeffer. Nehmt es an als mein
Gastgeschenk, auf dass es Eure Küche bereichere.«
    »Ich meinte,
größere Mengen. Ich würde Euch gern Pfefferkörner und Safranfäden abkaufen.«
    »Verzeiht«,
mischte Pascal sich ein und ärgerte sich über Jolanthes Vorwitzigkeit. »Meine Base
handelt mit Billigung ihres Vaters ebenfalls. In kleinem Rahmen. Bei uns in Paris
ist das nicht unüblich.«
    Anselm nickte
und musterte Jolanthe. Schließlich antwortete er: »Ihr handelt mit Gewürzen?« Die
hochgezogene Braue ihres Gegenübers wirkte gönnerhaft.
    »Ich möchte
mich darin versuchen.«
    Pascal beobachtete
Jolanthe von der Seite und musste zugeben, dass sie eine sehr geschickte Rolle angenommen
hatte. Eine unbedarfte junge Frau konnte man leicht über den Tisch ziehen. Sie weckte
aber ebenso Beschützerinstinkte. Wie bei mir, fuhr ihm durch den Kopf, doch er verdrängte
den Gedanken.
    »Na, wie
viel habt Ihr Euch denn so vorgestellt? In der Tat hat mir gerade ein Kaufmann aus
dem Süden eine ganz frische Fuhre als Teil seiner Bezahlung überlassen. Wollt Ihr
sie sehen?« Mit einem raschen Seitenblick zu Pascal erhob er sich und schritt an
ein Regal, aus dem er zwei Kästchen zog. Er kam zurück, öffnete sie und ließ Jolanthe
einen Blick hineinwerfen. Pascal sah aus dem Fenster, so als interessiere ihn das
alles nicht. In Wirklichkeit aber wartete er gespannt auf den Fortgang. Jolanthe
prüfte, dann verzog sie die Mundwinkel zu einem strahlenden Lächeln.
    »Ihr seid
ein angesehener Kaufmann. Ich vertraue auf Euer Wort.«
    »Nun denn.«
Anselm schloss die Kästchen und stellte sie vor sich auf den Tisch. »In Anbetracht
der Tatsache, dass ich immer interessiert an neuen Geschäftskontakten bin, mache
ich Euch ein gutes Angebot. Zehn Schillinge für den gesamten Safran und für die
Pfefferkörner vier Schillinge.«
    »Gebt mir
den halben Kasten zu fünf Schillingen und legt einen guten Schwung Pfefferkörner
ohne Aufpreis dazu.«
    Anselm musterte
sie kurze Zeit, dann sagte er: »Einverstanden.«
    Der Preis
schien Pascal nicht überteuert, aber er wusste, dass man noch mehr herausholen konnte.
Er hatte dem Kaufmann gut zugehört. Der Satz, ein anderer habe ihm den Safran als
Bezahlung gegeben, hatte ihn hellhörig gemacht. »Den übrigen Safran solltet ihr
der jungen Frau ebenfalls überlassen«, mischte er sich ein. »Wenn Ihr nicht mit
Gewürzen handelt, werdet Ihr für eine so geringe Menge schwerlich einen Abnehmer
finden, ohne allzu großen Aufwand treiben zu müssen.« Er sah am Gesichtsausduck
seines Gegenübers, dass er genau den Punkt getroffen hatte.
    Anselm zögerte.
Dann sagte er zu Jolanthe gewandt: »Ich gebe Euch den gewünschten Pfeffer und den
gesamten Safran für neun Schillinge. Wäre das genehm?«
    Pascal nickte
und fing einen erstaunten Blick Jolanthes auf. Das sind die Feinheiten des Handelns,
dachte er. Die Schwachstellen des Gegenübers suchen und nutzen. Laut sagte er: »In
Ordnung. Nun zu uns. Der Weg über die Alpen ist beschwerlich«, begann Pascal, um
den Vorschlag Anselms zu übergehen. Ein gemeinsames Vorgehen kam nicht in Frage,
entweder er überließ ihm Kupfer und Zinn oder er konnte sich selbst einen Handelszug
organisieren. »Gerade letzt erzählte mir ein Freund, er habe seine Ladung samt und
sonders an Wegelagerer verloren. Und das trotz hoher Sicherheitsgebühren. Sie werden
immer dreister, die Strolche. Hinzu kommt die Jahreszeit. Ihr wisst sicher sehr
wohl, dass im Frühjahr die Wege manchmal kaum passierbar sind. Die Wagen brauchen
länger, das treibt die Preise in die Höhe.« Er redete noch eine Weile so weiter
und hängte schließlich seine Vorstellungen von Ware und dem, was er dafür bezahlen
wollte, hintenan. Sie brauchten nicht lange, feilschten noch ein wenig hin und her,
wurden sich handelseinig und schlugen schließlich ein. Er werde das Kupfer und die
Gewürze abholen lassen, sagte Pascal, und Anselm versicherte ihm zum Abschied, dass
er jederzeit wieder willkommen sei.
    »Meinte
er das ernst?«, fragte Jolanthe, als sie wieder in Richtung Perlachplatz gingen.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich wiedersehen will, nachdem du ihn so
über den Tisch gezogen hast.«
    Sie hatte
sich wieder bei ihm untergehakt. Das und die Freude über das gute Geschäft ließen
ihn

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