Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)
beschwingt ausschreiten.
»Wer weiß?
Wir werden sehen. Ich bin ein Kaufmann. Und du bist auch nicht von schlechten Eltern,
meine hilflose, kleine Base.«
Sie knuffte
ihn in die Seite, und er wirbelte sie einmal im Kreis herum, um sie dann wieder
sittsam neben sich zu ziehen, damit sie sich unterhaken konnte. Verdammt, dachte
er, sie ist klug, sie ist schön und die Tochter von Winald Kun.Hätte sie
sich keinen anderen Vater suchen können?
Kapitel 18
Auf dem Rückweg nach Ulm erzählte
Jolanthe von sich und ihrem Leben. Sie berichtete vom Vater und davon, wie undankbar
er darüber war, dass Martha ihm das Leben gerettet hatte. Sie redete sich in Rage
über die Engstirnigkeit Winalds, fühlte sich verstanden in Pascals Entgegnungen,
seinen Anmerkungen und Nachfragen. Und sie schimpfte über Sieglinde.
Jolanthe
rechnete Pascal hoch an, dass er nicht wieder von Köln anfing und dass sie doch
mit ihm kommen könne dorthin. Alles sträubte sich dagegen, wenn sie an diese Möglichkeit
dachte. Auf diese Art verging die Zeit so schnell, bis sie schließlich vor Marthas
Burg ankamen. Natürlich bestand Martha darauf, Pascal zu bewirten, doch der lehnte
in seiner freundlichen Art ab, er müsse einige Dinge bezüglich seiner in Augsburg
getätigten Geschäfte regeln. Jolanthe wusste, dass das keine Ausrede war, und doch
wollte sie nicht, dass er ging. Das »Bleib doch noch« war ihr herausgerutscht, noch
bevor sie darüber nachgedacht hatte, was sie da sagte.
Pascal strich
ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wir sehen uns, kleine Base.«
Sie stellte
sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Er roch nach Reise und nach
Pferd und ganz leicht nach einem Duftwasser mit sehr angenehmer Note. Hastig zog
sie ihr Pferd mit auf den Hof. Hinter sich hörte sie Martha mit Pascal scherzen,
aber sie drehte sich nicht um. Sie wollte ihn nicht vermissen, und doch tat sie
das bereits, als sie den Stall betreten hatte und seine Stimme nicht mehr hören
konnte.
Später saß
sie mit Martha am Feuer des offenen Kamins und ließ sich einen frisch gebackenen
Gemüsekuchen schmecken. Sie erzählte der Freundin, wie sie den Reif verkauft hatte,
dann beinahe nicht zurückgefunden hätte und wie sie mit Pascal zu dem Kaufmann gekommen
war.
»Ich habe
Safran und Pfeffer erstanden.«
»Und was
willst du damit tun? Euer Essen würzen?«
»Das würde
für die nächsten zwei Jahrzehnte reichen.«
»Du könntest
mir was abgeben. Liese kocht manchmal etwas fad.«
»Du wirst
mir helfen. Ich will den Safran auf dem Markt verkaufen und brauche jemanden, der
immer am Stand sein kann, ohne dass er sich verdächtig macht. Sieglinde oder Katrein
dürfen mich nicht da sehen und auch niemand, der es ihnen zutragen könnte.«
»Verstehe.«
»Wir nehmen
deine Kräuter hinzu.«
»Wir haben
bereits eine Kräuterhändlerin auf dem Markt.«
»Es gibt
auch einen Gewürzhändler dort. Und genau das werden wir ausnutzen. Vertrau mir.«
»Dir vertrauen?«
Martha zwinkerte. »Ich glaub, du bist zu häufig mit windigen Franzosen zusammen.«
»Och, Martha.«
»Keine Angst,
natürlich bin ich dabei. Wie geht es deinem Vater?«
Sie saßen
bis tief in die Nacht beisammen, und Jolanthe fragte sich, warum sie nicht in den
Jahren zuvor viel häufiger die Nähe der Freundin gesucht hatte. Es tat so gut, bei
ihr zu sein, mit ihr zu scherzen und ihre Unterstützung zu spüren. Sie fühlte sich,
als sei sie aus einem Dämmerschlaf erwacht, endlich bereit zu kämpfen für das, was
sie für richtig hielt. Es war ein gutes Gefühl.
Am folgenden
Morgen machte sie sich auf den Heimweg. Die Gewürze hatte sie bei Martha zur Verwahrung
gelassen, lediglich ihren Beutel mit der guten Kleidung trug sie bei sich. Das Laufen
fiel ihr nicht leicht, denn der zweite Ritt in so kurzem Zeitraum machte sich nun
doch bemerkbar. Ihre Beine fühlten sich an, als würden sie ihr Gewicht nicht mehr
lange tragen können, und sie spürte bei jedem Schritt ein Ziehen im Gesäß. Dennoch
blieb ihre Stimmung beschwingt. Sie nickte den Flößern am Ufer zu und den Händlern,
die die Donau auf der Brücke überquerten. Den Wachen am Tor wünschte sie einen wundervollen
Tag und der Nachbarin gutes Gelingen bei ihrem Kuchen, von dem sie erzählte, nachdem
Jolanthe sie gegrüßt hatte. Als sie sich ihrem Heim näherte, wunderten sie die drei
Männer, die eine Werkzeugkiste von einem Karren hoben. Zunächst dachte sie, es würden
Arbeiten am Nachbarhaus ausgeführt, doch dann
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