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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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verzerrten. Sie
strich mit dem Finger über die glatten Bleiumrahmungen und dachte nach, doch ohne
Ergebnis. Als sich Cornelius räusperte, wurde sie seiner wieder gewahr und drehte
sich um.
    »Macht weiter
so. Wir werden etwas finden.« Mit einem Wink entließ sie ihn.
    Als er die
Küche verlassen hatte, stützte sie sich mit beiden Händen auf die Arbeitsplatte
und starrte auf die Riefen und Schnitte der Oberfläche. Was auch immer hinter alldem
steckte, war Pascal der treibende Faktor oder ihre Schwester? Was ging zwischen
den beiden vor? Sie war nicht gewillt zu glauben, dass Jolanthes Taten rein uneigennützig
waren, nein, die beiden ergänzten sich auf eine Art, und jeder verfolgte seine eigenen
Pläne.
    Ich muss
diese Verbindung verhindern, es ist mir zu gefährlich, zu undurchsichtig. Am Ende
will Pascal nur an Vaters Kontor, wo soll das noch enden?Sie hasste das
Gefühl, die Fäden, die sie so fest in ihren Händen geglaubt hatte, einen nach dem
anderen entgleiten zu sehen. »Ich erwische euch. Glaubt ja nicht, dass ihr mir überlegen
seid!«
    Mit dem
Fuß schob sie einen Metalleimer in Richtung Herd, bückte sich und nahm einen Handbesen.
Vorsichtig, um sie nicht zu sehr aufzuwirbeln, fegte sie die Asche aus der Vertiefung
auf eine Schaufel und ließ sie in den Eimer rieseln. So vorsichtig sie auch vorging,
es staubte dennoch. Ihre Fingerspitzen färbten sich grau. Kleine weiße Wölkchen
stiegen mit jeder Bewegung auf, um langsam wieder in sich zusammenzufallen.
    »Sieglinde!«,
die Tür schlug auf und mit einem Knall gegen die Wand, sodass Sieglinde zusammenzuckte
und die Schaufel mit einem kurzen Knall zu Boden fiel. Sie musste husten, als der
Staub hochstieg. »Mein Weib, ich habe dir etwas zu zeigen. Eine Überraschung.« Vicos
Stimme kam selbst dann durch die Nase statt durch den Mund, wenn er aufgeregt war
und laut sprach.
    Sieglinde
zog die Schultern hoch, wie um sich zu wappnen vor so viel Antrieb. Sie sah ihn
an, erhob sich, und ehe sie sich versah, hatte Vico sie in den Flur gezogen, um
ihr einen Umhang um die Schultern zu legen. »Was hast du vor?«
    »Frag nicht
weiter, folge mir.«
    Auf dem
Weg die Straße entlang bemerkte Sieglinde, dass ihr Mann sich nur mit Mühe ihrem
langsameren Schritt anpassen konnte, so ungeduldig war er. Zugegeben, Neugier erfüllte
sie. Vielleicht wollte er ihr eine Freude machen, das war ihm schon ein, zwei Mal
gelungen und gehörte zu den Lichtblicken ihrer Verbindung.
    Sie erreichten
den Münsterplatz, überquerten ihn, bis Vico vor einem leerstehenden Gebäude anhielt,
einen Schlüssel zückte und ein zweiflügliges Holztor zum Platz hin öffnete. Dahinter
kam ein leerer Raum zum Vorschein, der bis in die Tiefe des Hauses reichte und sich
hinten in dunklen Ecken verlor.
    Was sollte
das? Sieglinde verschränkte die Arme vor der Brust und blickte an der Hausfassade
empor. Die geschlossenen Läden ließen das Haus abweisend wirken. Sie konnte sich
nicht daran erinnern, wer der Besitzer war, meinte aber, dass das Gebäude schon
eine ganze Weile leer stand. Sie hatte sich immer darüber gewundert, schließlich
befand es sich in repräsentativer Lage. Wollte Vico hier mit ihr einziehen? Wozu?
    »Nun komm
schon«, winkte Vico sie ins Innere.
    Sie betrat
den Steinfußboden, der schon geraume Zeit weder Wasser noch Besen gesehen hatte.
Spinnweben hingen in den Ecken sowie quer durch den Raum und kitzelten sie an der
Nase, wenn sie durchschritt, ohne es rechtzeitig zu bemerken.
    »Ich verstehe
nicht«, sie musste husten. Schon wieder Staub, der ihr die Kehle austrocknete. »Ich
werde nicht aus Vaters Haus wegziehen.«
    »Ach, Sieglindchen,
das musst du doch nicht.« Vico nahm sie bei den Händen und wirbelte sie im Kreis,
was sie sich gefallen ließ. »Dies hier wird mein neues Ladengeschäft. Ich habe den
unteren Stock vorhin angemietet. Der Besitzer war froh drum, dass überhaupt etwas
mit dem Haus geschieht.«
    »Ein was?«
Sie hatte sich verhört, ganz sicher.
    »Ein Kaufladen
mit allem, was die reichen Patrizier Ulms begehren.«
    »Du willst
dich als Trödler betätigen? Bist du von Sinnen?«
    »Bernstein,
Pelze, Seide, exotische Gewürze, Schmuck und Glaswaren aus Italien, das sind keine
Waren, die ein Trödler sich leisten könnte.«
    Das Lächeln
wich nicht aus Vicos Gesicht. Sieglinde hätte sich gern gesetzt, doch nicht einmal
einen verdammten Hocker hatte er in seinem Kaufladen. »Du bist von Sinnen.«
    »Mein Weib,
nun überleg, ich habe Kontakte zu den

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