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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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Fernkaufleuten, die besorgen mir die Ware.
Ich bewege mich zudem in der gehobenen Gesellschaft, ich weiß, was die Herrschaften
benötigen und glaub mir, sie werden kommen, sobald sie von meinem Ladengeschäft
für gehobene Ansprüche erfahren, weil sie hier alles an einem Fleck vorfinden und
nicht immer von einem Kaufmann zum nächsten laufen müssen.«
    »Was ist
mit dem Kontor? Wer macht die Arbeit dort?«
    »Dein Vater,
ich, deine Schwester. Dies hier«, er machte eine ausholende Handbewegung. »Dies
hier wird dein Reich sein. Bis zum Mittag bedienst du hier die Kundschaft.«
    Wie viele
Torheiten hatte Vico noch auf Lager? Sie sollte in diesem Raum stehen und sich erniedrigen
vor den hohen Herrschaften, denen sie ebenbürtig werden wollte? Nie würde auch nur
eine der Frauen sie eines ernsthaften Blickes mehr würdigen, stünde sie in diesem
Laden und priese Trinkgläser aus Venedig an. Was dachte sich Vico?
    »Nie!« Mehr
hatte sie dazu nicht zu sagen. Sie wandte sich zur Tür, wollte zurück auf den Platz
gehen, doch Vico hielt sie zurück, indem er ihr den Weg verstellte.
    »Warte,
es ist alles nicht so einfach.«
    Sie konnte
vor Wut nicht antworten und starrte ihn deshalb nur an. Es gab Momente, in denen
sie bereute, nicht eine andere Lösung gefunden zu haben statt der Heirat mit Vico.
Dieser gehörte eindeutig dazu.
    »Ich erkläre
es dir.«
    »Das ist
nicht nötig«, stieß sie hervor. »Ich sehe, du hältst mich für nicht ausgelastet.
Lass dir versichern, ich habe im Haushalt ausreichend zu tun, und wenn ich erst deinen Nachwuchs großziehen muss, habe ich Aufgaben genug.«
    »Darum geht
es nicht.« Er war ernst geworden, ohne dass sie den Stimmungsumschwung bewusst mitbekommen
hätte. »Ich wollte dich damit verschonen, Frauen sollten sich um solche Dinge keine
Gedanken machen, aber du musst es wohl doch erfahren. Das Kontor läuft schlecht.«
    »Das sind
die Worte von meiner Schwester. Nur weil Jolanthe uns ständig damit in den Ohren
liegt, musst du das nicht übernehmen. Seit wann redest du ihr nach dem Mund?«
    »Die Verkäufe
gehen nicht sehr gut. Dein Vater weigert sich, meine Vorschläge anzunehmen. Ich
sage ihm, wir arbeiten mit Ulmer Webern zusammen, er verneint. Er sieht die Möglichkeiten
nicht.«
    »Er führt
das Kontor seit langer Zeit und war nie damit in Schwierigkeiten.« Sie wollte nicht
glauben, was Vico da sagte.
    »Die Schwierigkeiten
werden sich sicher wieder legen.«
    »Dann tu
was dafür, statt hier Hirngespinsten nachzuhängen.«
    Sieglinde
schob ihren Mann beiseite und floh hinaus ins Licht, das die durch Wolkenfetzen
scheinende Sonne auf den Münsterplatz warf. Noch nie hatte sie sich so gedemütigt
gefühlt, noch nie! Vater würde im Kontor wieder das Ruder übernehmen müssen, und
sie persönlich würde dafür sorgen, dass das bald geschah. Er hatte genug gejammert,
nun war seine Schonzeit vorbei. Weder ihre Schwester noch ihr Ehemann würden weiter
nach ihrem Gusto Unsinn treiben können.
     
    Jolanthe stand stocksteif. Vor wenigen
Augenblicken hatte sie das untere Geschoss des leerstehenden Hauses am Münsterplatz
betreten, und nun konnte sie nicht glauben, was sie sah. Ein Ladengeschäft mit importierten
Luxusgütern? Hier in Ulm? War das töricht oder genial?
    Sie blickte
sich um. In den Regalen lagen teure Seidenstoffe in Blau, Grün, dunklem und hellem
Braun, derart geschickt drapiert, dass sie dem Eintretenden sofort ins Auge fielen.
Sie hingen über das Holz, zum Teil übereinander und ineinander verschlungen. Ein
anderes Brett war Glasgefäßen von unterschiedlichstem Aussehen gewidmet. Eine mit
dunklen Punkten verzierte Karaffe besaß einen so feinen hoch geschwungenen Ausguss,
dass Jolanthe sich nicht vorstellen konnte, wie so etwas hergestellt wurde, ohne
zu zerbrechen. Sie traute sich nicht einmal, es zu berühren. Teuer sahen auch sie
aus, die Glasgefäße, Jolanthe vermutete ihre Herkunft in Murano, in dem das hochwertigste
Glas Italiens hergestellt wurde. Auch einen Spiegel sah sie und daneben einen Korb
mit mehreren Brillen. Weiterhin fand sie neben noch leeren Regalteilen welche, in
denen Borten, Stickwaren und Perlen zur Verschönerung von Kleidung lagen. Waschgeschirr
aus Messing, Duftwässerchen in originellen Flacons, Felle auf einem Stapel, Bernstein,
aus dem man Schmuck anfertigen lassen konnte, Tonflaschen, in denen sie Wein vermutete,
der, so wie es aussah, aus Griechenland importiert worden war.
    »Das ist
unglaublich!«
    »Schön,
dass du da

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