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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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machte, desto angreifbarer wurde sie.
    »Wohin?«
    »Ich weiß
es nicht.«
    Sieglinde
lief ein paar Schritte im Raum umher und dachte nur: Ich muss etwas unternehmen,
ich muss.
    »Immer dieser
Pascal, wir müssen etwas tun.«
    »Sagt mir
was.«
    »Ihr reist
ihnen hinterher. Wo auch immer sie hinziehen. Und Ihr haltet Kontakt mit mir.«
    »Aber meine
Arbeit im Kontor, ich kann doch nicht …«
    »Meinem
Vater erkläre ich, dass Ihr eine Zeit lang unpässlich seid.«
    »Ich habe
noch nie in meinem Leben meine Arbeit wegen Unpässlichkeiten vernachlässigt!«
    »Schon gut,
dann findet heraus, wohin sie reisen, ich werde meinen Gatten dazu bringen, Euch
an diesen Ort zu schicken wegen dringender Geschäfte. Besser?« Sie sah die Erleichterung
auf Cornelius’ Gesicht. Wie gut, dass er so pflichtbewusst war, das machte ihr Anliegen
einfacher. Dennoch, sie würde vorsichtig vorgehen müssen, um ihn zu überzeugen.
Manchmal war er, trotz seinem Willen zu gehorchen, allzu moralisch. Sie setzte sich
also neben ihn, legte eine Hand auf seinen Unterarm und sagte: »Passt auf, ich habe
einen Plan.«
    Es gelang
ihr tatsächlich, die Unausweichlichkeit zu verdeutlichen, auch wenn es eine Weile
dauerte, aber schließlich nickte Cornelius.
    »Und wenn
Pascal bei der Sache ernsthaft zu Schaden kommt, denkt dran: Er ist eine große Gefahr
für uns«, gab sie ihm mit auf den Weg, als er sich verabschiedete. Sie würde ihm
noch genaue Instruktionen geben, sobald sie wusste, wohin die Reise ging. Aber vorerst
war der Boden bereitet, und das war das Wichtigste.

Kapitel 24
     
    Martha hatte darauf bestanden mitzukommen.
Weder Pascals sanfter Hinweis darauf, es könne für sie beschwerlich werden, noch
Jolanthes trotziges Aufbegehren, sie brauche keine Aufpasserin, konnten sie davon
abhalten. Martha gab Pascal einen Stoß in den Rücken mit der Antwort: »So alt bin
ich nun auch wieder nicht.« Und Jolanthe wurde von ihr mit erhobenem Zeigefinger
zurechtgewiesen mit den Worten: »Du wirst noch dankbar dafür sein, dass ich dabei
bin. Lass mir meinen Spaß.«
    Jolanthe
hatte die Hand ihrer Freundin festgehalten und sie gedrückt. Sie hatte sich Sorgen
gemacht, ob Martha ihre Kräfte nicht überschätzte. Doch nun, wo sie unterwegs waren,
schien sich die Ältere fast besser zu halten als sie selbst.
    Sie waren
zu dritt in Richtung Alpen geritten, um dort mit dem Handelszug der Ravensburger
zusammenzutreffen. Pascals Waren hatte er bereits Tage zuvor in dieselbe Richtung
verschifft, sodass diese bereits angekommen waren, als Jolanthe, Pascal und Martha
eintrafen. In dem kleinen Städtchen, in dem sie sich seither aufhielten, war alles
darauf ausgerichtet, die Reisenden zu beherbergen. Etliche Gasthäuser gab es, die
nicht nur den Menschen und ihren Tieren Unterschlupf boten, sondern auch sichere
Lager für die transportierte Ware.
    Die Leute
ihres Handelszuges packten gerade um, sodass im frühen Morgengrauen die Maultiere
beladen werden konnten. Jolanthe staunte über die Ausmaße. Außer ihnen reisten noch
20 weitere Kaufleute mit dem Zug, dazu die Bewaffneten und die Knechte. Sie spürte
eine Aufregung, die sie in der Form noch nicht kannte. Seit sie aufgebrochen waren,
hatte sie das Gefühl, genau das zu tun, wofür sie bestimmt war. Sie betrachtete
fremde Landschaften, an denen sie vorbeizogen, sie beobachtete Menschen auf den
Äckern oder Reisende, die sie trafen. Dieses Unterwegssein übte einen Reiz aus,
dem sie sich nicht entziehen konnte. Und kein Gedanke an die beschwerliche Reise,
die ihnen noch bevorstand, konnte dieses Gefühl trüben.
    Bislang
kamen sie gut voran. Das einzige Problem war ihr wundgerittenes Hinterteil.
    Jolanthe
schlenderte mit Martha durch die Gassen des Ortes. Sie hatten nichts weiter zu tun,
als auf die Abreise zu warten. So vertrieben sie sich die Zeit damit, ihre Umgebung
kennenzulernen. Im Grunde sahen die Fachwerkhäuser hier nicht anders aus als zu
Hause in Ulm, nur alle etwas kleiner. In den Hinterhöfen wuchs Gemüse, vorn hatte
so mancher Bewohner die Fensterbänke mit Blumen geschmückt. Hier und da türmte sich
Unrat, doch es war deutlich zu sehen, dass man sich Mühe gab, seiner Herr zu werden,
damit die kaufkräftigen Reisenden nicht allzu oft hineintraten. Im Hintergrund der
Häuser schoben sich die Silhouetten der Berge in den Himmel.
    »Dieser
Anblick ist so faszinierend«, sagte Jolanthe zum wiederholten Mal, blieb stehen
und reckte den Kopf hoch, um die Gipfel zu erspähen. Unten noch von

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