Die Tochter von Avalon - Avalon High
zu den Bars am Dock gehören, eingefunden. Ich konnte die neidischen Blicke der Touristen auf uns spüren, als wir vorbeituckerten. Sie saßen da alle in weißen Hosen und Slippers, mit ihren Händen Biergläser und Diätlimonaden umklammernd und ohne die leiseste Ahnung, dass in unserem Boot - dem, das genau in diesem Moment an ihnen vorbeifuhr, dem, auf das sie so neidisch waren - gerade drei Herzen brachen.
Mein eigenes Herz zählte ich nicht mit, obwohl es jedes Mal, wenn ich in Wills angespanntes Gesicht sah, noch ein bisschen mehr zu schmerzen schien. Nachdem wir das Ufer erreicht hatten, drehte sich Marco zu mir um, um mir aus dem Boot zu helfen: »Guck nicht so traurig, Lilienmaid. Das hat nichts mit dir oder mir zu tun.«
»Das ist genau der Grund, warum du dich hättest heraushalten sollen.«
»Hey, du hattest deine Chance bei Lancelot«, antwortete er. »Es ist nicht meine Schuld, dass du es verbockt hast.«
Was sollte ich bloß darauf sagen?
Hinter uns vertäute Will das Boot an einem nahe gelegenen Poller. Jennifer streckte die Hand aus und versuchte, seine Schulter zu berühren.
»Will«, begann sie in einem Tonfall, der - zumindest meiner Meinung nach - sogar das härteste Herz zum Schmelzen gebracht hätte.
Aber Will drehte sich einfach nur weg und begann, auf sein Auto zuzugehen.
Offenbar waren er und Marco im selben Wagen gekommen, denn Letzterer vollführte vor mir eine höfliche Verbeugung
und sagte dann: »Es war mir ein Vergnügen, Lady Elaine«, bevor er Wills sich entfernender Gestalt folgte.
Wodurch ich allein mit Jennifer und Lance zurückblieb. Allerdings schienen es beide nicht über sich zu bringen, mich anzusehen … oder einander.
»Ähm«, sagte ich. Weil ich irgendwie das Gefühl hatte, dass einer was sagen sollte. »Nun, ich geh dann besser. Wiedersehen.«
Sie beachteten mich noch nicht mal. Ich ließ sie zusammen bei der Alex-Haley-Skulpturengruppe stehen. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass die beiden so ausgesehen haben, als ob sich gerade die Erde unter ihnen aufgetan hätte.
Ich rief meine Eltern von einem Münztelefon an der Ecke aus an und bat sie, mich abzuholen. Sie wirkten überrascht, so bald von mir zu hören … schließlich war ich erst ein paar Stunden weg, und ich hatte ihnen gesagt, dass ich irgendwann nach dem Abendessen nach Hause kommen würde.
Doch als sie mich beim Einsteigen fragten, was passiert war, schüttelte ich bloß den Kopf. Ich wollte nicht darüber reden. Ich konnte nicht darüber reden.
Sie drängten mich nicht … selbst dann nicht, als ich fünf Minuten nach unserer Heimkehr die Treppe von meinem Schlafzimmer runterkam, in einem Bikini an ihnen vorbeimarschierte und auf mein Floß zusteuerte. Ich muss ihnen hoch anrechnen, dass sie keine Kommentare nach dem Motto »Nicht schon wieder« oder »Ich dachte, diese Geschichte mit dem Treibenlassen im Pool hätten wir endlich hinter uns« von sich gaben.
Stattdessen fragte meine Mom nur, ob Pizza zum Abendessen okay wäre.
Ich nickte wortlos meine Zustimmung.
Dann ging ich nach draußen.
Die Sonne war hinter einer gewaltigen Säule grauer Wolken verschwunden, aber das war mir egal. Ich kletterte auf mein Floß, legte mich hin und starrte in die Blätter über mir.
Ich konnte nicht glauben, was ich gerade erlebt hatte. Ich konnte es wirklich nicht.
Es ist einfach so, dass mir solche Sachen nicht passieren. Das heißt: Nicht dass irgendwas davon mit mir zu tun gehabt hätte - zumindest was das betraf, hatte Marco Recht gehabt.
Aber die Tatsache, dass ich dabei gewesen war … dass ich miterlebt hatte, wie das alles geschah. Das war es, was ich nicht glauben konnte.
Ich wusste, warum Marco es getan hatte. Und ich konnte nicht behaupten, dass ich ihm wirklich einen Vorwurf daraus machte.
Doch es auf diese Art zu tun - in Gegenwart von Lance und Jennifer … in Gegenwart von mir. Nun, das wäre wirklich nicht nötig gewesen.
Allerdings dachte Marco wahrscheinlich das Gleiche in Bezug auf seinen Vater.
Ich hoffte, dass es Will bald besser gehen würde. Aber mal ehrlich, was konnte ich tun, um ihm zu helfen? Nichts, schätze ich. Außer ihm ein Freund zu sein. Außer für ihn da zu sein. Außer -
- zur Schlucht zu gehen, von der ich sicher war, dass er sich nach den Ereignissen der letzten Stunden dorthin zurückgezogen hatte, und ihn zu fragen, ob ich irgendwas für ihn tun konnte.
Ja, das war die Lösung. Ich musste zum Arboretum. Jetzt. Jetzt gleich ….
Aber kaum
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