Die Tochter von Avalon - Avalon High
könnte er sich nicht vorstellen, was mit ihr los war.
Als Will schließlich die Pride Winn erreichte, war sein Gesicht vor Anspannung verzogen.
»Sie werden nicht die Hafenpolizei informieren«, sagte er, nachdem Lance ihm aufs Deck zurückgeholfen hatte.
Marco gab einen spöttischen Laut von sich. »Warum sollten sie?«, fragte er. »Dann würden die Bullen wissen, dass sie schamlos gegen die an Bord eines Schiffes geltenden Sicherheitsbestimmungen verstoßen haben, indem sie so viele Leute auf ein so kleines Boot quetschten. Außerdem war es der eigene Fehler von diesem dummen Jungen. Hätte er sich nicht so hingesetzt, dass -«
»Dieser dumme Junge wäre um ein Haar ertrunken«, unterbrach ihn Will mit zornblitzenden Augen. »Komm schon, Marco. Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
»Himmel, was weiß ich?« Marco zog eine einzelne Braue hoch. »Vielleicht konnte ich die Spannung einfach nicht länger ertragen.«
»Welche Spannung?«, fragte Will aufgebracht.
»Die sexuelle Spannung.«
Und ich sah seinen dunkeläugigen Blick zu Jennifer huschen, die in der Nähe vom Bug stand. Sie hatte ein Handtuch für Will geholt, doch nun erstarrte sie, mit dem Handtuch schlaff in ihren Fingern, und beobachtete Marco wachsam.
»Oh, erzähl mir nicht, dass du es nicht gespürt hast«, sagte Marco mit einem Blick von Will zu mir, dann zu Lance, anschließend zu Jennifer und wieder zurück. »Mein Gott, es hat mich fast verrückt gemacht!«
»Ich denke«, sagte ich laut, überzeugt davon, zu wissen, was als Nächstes kommen würde und entschlossen, es um jeden Preis zu verhindern, »dass wir jetzt zurückfahren sollten. Meinst du nicht auch, Jennifer?«
Jennifer hatte den Blick nicht eine Sekunde von Marco abgewandt. Es war, als ob sie … nun, eine Schlange beobachtete und sich fragte, ob es wohl eine von den netten war, wie die, die ich aus dem Pool gefischt hatte, oder eine von der tödlichen Art, die sie ins Koma befördern würde.
»Ja«, sagte sie dann endlich. »Ich bin Ellies Meinung. Ich finde, wir sollten umkehren.«
Lance wollte etwas sagen, sah dann aber zufällig Jennifer an. Sie musste ihm einen warnenden Blick zugeworfen haben - obwohl ich ihn nicht gesehen habe -, weil er plötzlich verstummte.
Will, der zu Jennifer gegangen, ihr das Handtuch abgenommen und sich um die Schultern gelegt hatte, stand nun da und sagte ohne die leiseste Ahnung, was wirklich vor sich ging: »Wenn die Mädchen umkehren wollen, kehren wir um. Lance, lass uns das Segel einholen. Ich denke, wir sollten für die Rückfahrt den Motor benützen.«
»Oh, richtig«, brach es aus Marco hervor, als Lance anfing, die Knoten zu lösen, die das Segel an Ort und Stelle hielten. »Hol besser das Segel ein, Lance. Schalt bloß nicht mal selbst dein Gehirn ein, Lance.«
Lance forderte Marco auf, etwas zu tun, von dem ich nicht sicher weiß, ob es anatomisch möglich ist.
Will blickte Marco mit gefährlich verengten Augen an.
»Was ist dein Problem ?«, fragte er seinen Stiefbruder mit derselben Stimme, die er auch bei dem Sportler an dem Tag vor Mr. Mortons Klassenzimmer benutzt hatte. Sie war so
kalt, fast schien es, als würde sie aus derselben Tiefe kommen, aus der Will gerade erst den Jungen gerettet hatte. Sie machte mir ein bisschen Angst.
»Was mein Problem ist?« Marco stieß ein bitteres Lachen aus. »Warum fragst du nicht Lance, was sein Problem ist?«
»Weil ich kein Problem habe , Campbell«, knurrte Lance. »Abgesehen von dem mit dir.«
Doch Marco lachte bei dieser Bemerkung nur noch etwas mehr.
»Oh, stimmt ja«, erwiderte er. »Ich vergaß. Du magst es, Wills Schoßhund zu sein. Du tust alles, was er dir sagt, oder?«
Lance wurde rot. »Ich bin nicht -«
»Oh doch Mann, das bist du.« Marcos Stimme verfiel in eine irgendwie fast unheimliche Imitation von Wills: » Hol das Segel ein, Lance. Greif diesen Lineman an, Lance. Du musst den Quarterback beschützen, Lance .« Dann fuhr er mit seiner eigenen Stimme fort: »Himmel, es ist kein Wunder, dass du es nicht mehr ausgehalten hast. Ich mach dir keine Vorwürfe, Mann. Das tu ich wirklich nicht.«
Mein Herz fing an zu hämmern. Ich sah zu Lance rüber und flehte ihn im Stillen an, nicht zu antworten -
Aber es war zu spät.
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, begann Lance mit bedrohlich angespannten Halsmuskeln.
»Aber -«
»Ignorier ihn einfach, Lance«, sagte Jennifer schnell. »Er will nur Unruhe stiften.«
»Ich stifte Unruhe?« Marco schoss einen
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