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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht und meine Augen aufgeschlagen, als ich Will auf dem Gipfel des Spinnenfelsens sitzen und auf mich runterblicken sah.

16
    Herr und Dame, Hand in Hand,
Er knieend, auf sein Schild gebannt,
Das funkelt übers gelbe Land
Fernab von Camelot.
     
    Diesmal schrie ich nicht. Ich kann noch nicht mal behaupten, dass ich übermäßig überrascht gewesen wäre, ihn zu sehen. Auf eine Weise, die ich nicht erklären kann, schien es schon fast natürlich, dass er da war.
    Er hatte seine nassen Klamotten gewechselt und trug nun Jeans und ein anderes T-Shirt.
    Aber auf seinem Gesicht hatte er noch immer den exakt gleichen Ausdruck wie beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte … einen Ausdruck, der keinerlei Emotion welcher Art auch immer zeigte. Seine Augen konnte ich nicht erkennen, weil er noch immer seine Sonnenbrille aufhatte, auch wenn die Sonne hinter den Wolken versteckt war.
    Aber ich hatte den Verdacht, dass selbst wenn ich seine Augen hätte sehen können, sie genauso unlesbar gewesen wären wie der Rest seines Gesichts. Selbst seine Stimme war völlig neutral, als er dann zu sprechen anfing, nachdem er gesehen hatte, dass ich endlich meine Augen öffnete.
    »Hast du es gewusst?«, fragte er mich tonlos.

    Kein »Hallo«, kein »Wie geht’s dir, Elle?«
    Nicht dass ich glaubte, irgendwas in der Richtung verdient zu haben, denn schließlich hatte ich Bescheid gewusst und ihm nichts gesagt. Trotzdem, ich würde ihn nicht anlügen. Er war oft genug belogen worden. Deshalb sagte ich einfach: »Ja.«
    Keine Reaktion. Zumindest keine, die ich sehen konnte.
    »Hast du dich deshalb gestern Abend so seltsam benommen?«, wollte er wissen. »Bei der Party. Vor dem Gästezimmer. Du wusstest, dass sie da drinnen waren?«
    »Ja«, erwiderte ich, auch wenn es sich so anfühlte, als ob mir dieses Wort auf überaus schmerzhafte Weise entrissen würde.
    Aber was sonst konnte ich sagen? Es war die Wahrheit.
    Ich stützte mich auf meine Ellbogen und wartete auf die Vorwürfe … war sogar bereit für sie. Ich verdiente sie. Wenn schon nichts anderes, waren Will und ich doch Freunde, und Freunde lassen einander nicht … nun, darüber im Unklaren, dass die eigene Freundin einen mit dem besten Freund hintergeht.
    Aber zu meiner Überraschung sagte er nichts von den Dingen, die ich erwartet hatte. Er fragte nicht verärgert: Wie konntest du mir das verheimlichen ? oder Was für ein Mensch bist du nur ?
    Natürlich hätte mir das eigentlich von Anfang an klar sein müssen. Will war anders als andere Menschen. Will war anders als jeder , den ich je zuvor getroffen hatte.
    Stattdessen sagte er mit derselben neutralen Stimme: »Es ist komisch. Ich fühle mich, als hätte ich es irgendwie schon gewusst.«
    Ich blinzelte ihn an. Das war nicht das, was ich zu hören
erwartet hatte. »Warte«, sagte ich verwirrt. »Was? Wirklich?«
    »Wirklich. Während es passierte, dachte ich irgendwie … Na klar. Sicher. Natürlich. Um die Wahrheit zu sagen - fühlte ich mich auf gewisse Weise erleichtert.« Er nahm jetzt seine Sonnenbrille ab und sah mich an. Sah mich wirklich an.
    Und ich konnte erkennen, dass er nicht verletzt oder verzweifelt oder auch nur traurig dreinblickte. Er wirkte einfach nur irgendwie …nachdenklich.
    »Das klingt völlig durchgeknallt, oder?«, fragte er. »Dass ich mich erleichtert fühlte. Weil meine Freundin und mein bester Freund sich hinter meinem Rücken miteinander eingelassen haben. Wer wäre schon erleichtert, wenn er so etwas herausfindet?«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf sagen sollte. Weil ich nämlich genau wusste, wovon er sprach.
    Was ich nicht wusste, war … nun, woher ich es wusste.
    »Vielleicht«, begann ich, mich langsam vorwärtstastend. »Vielleicht empfindest du das so, weil du in deinem Inneren weißt, dass sie füreinander bestimmt sind. Dass es … richtig ist. Das mit Lance und Jen, meine ich. Versteh mich nicht falsch - sie liebt dich wirklich, Will. Lance ebenso. Mehr als alles andere. Das sieht man. Aber vielleicht ist gerade das der Grund … nun, warum sie zusammengehören.«
    Ich schaute ihn an, um zu sehen, ob er dem zustimmte - oder es überhaupt verstand, weil ich nämlich nicht wusste, ob ich es tat.
    »Nicht dass ihr kein gutes Paar abgegeben hättet, du und Jen«, fügte ich hinzu, da er noch immer nichts gesagt
hatte. Wahrscheinlich schwafelte ich, aber was sollte ich sonst tun? Ich meine, er war zu mir gekommen. Von all den Menschen, die

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