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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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heftig liebte, dass ich bereit war, ihn vor allem zu beschützen, sogar vor sich selbst.
    Aber ich würde das nicht in Frage stellen. Besonders nicht jetzt, wo er frei war. Es stimmt, ich bin kein Cheerleader. Ich bin nicht blond oder selbstbewusst, und der einzige Grund, warum sich Köpfe nach mir umdrehen, wenn ich einen Raum betrete, ist der, dass ich im Allgemeinen das größte Mädchen unter den Anwesenden bin.
    Aber aus dem Kreis all der Menschen, die er kannte, war Will zu mir gekommen. Ob er nun den Stromstoß gespürt hatte, als er meine Hand berührte, oder nicht - ob er mich nun bloß als Freund sah oder vielleicht als mehr -, nichts würde jemals irgendetwas an der Tatsache ändern,
dass ich diejenige war, zu der er gekommen war, als er ganz dringend jemanden brauchte.
    Er ließ nun meine Hand los und sagte: »Elle, ich glaube, dies ist der Beginn einer ganz wundervollen Sache«, wobei er seinen Bleistift wie eine Zigarre hielt und eine sehr, sehr schlechte Nachahmung von Humphrey Bogart in Casablanca zum Besten gab.
    »Freundschaft«, korrigierte ich ihn und versuchte dabei, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich seine Worte entzückt hatten. »Eigentlich heißt es -«
    »Ganz egal«, unterbrach Will mich in derselben schlechten Bogart-Imitation. »An die Arbeit.« Und er klopfte mit seiner Bleistift-Zigarre auf meine Hausaufgabe.
    Grinsend beugte ich mich über meine Logarithmen. Ich glaube nicht, dass ich in meinem Leben je glücklicher gewesen war.
    Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass seine Behauptung, dies sei der Beginn einer ganz wundervollen Sache, falsch war. Jawohl. Falsch.
    In Wirklichkeit war es der Mittelteil von etwas, das vor langer Zeit begonnen hatte … etwas, das ganz bestimmt nicht wundervoll war. Etwas, das schlimmer nicht sein konnte.
    Und etwas, das sich zu einer Lawine auswachsen sollte, die uns alle mit sich reißen würde.

17
    Das Tuch flog weit aus dem Gemach,
Ihr gelber Spiegel klirrend brach,
Der Fluch, er ist gekommen, sprach
Die Lady von Shalott.
     
    Am nächsten Morgen war ich die Erste in Mr. Mortons Klassenzimmer. Noch nicht mal Mr. Morton selbst war da. Ich setzte mich auf einen Platz in der vordersten Reihe und starrte die Uhr an der Wand an. Es war sieben Uhr vierzig. Die erste Stunde fing in zwanzig Minuten an.
    Also, wo blieb Lance?
    Als Mr. Morton um sieben Uhr fünfundvierzig eintrudelte, war Lance noch immer nicht aufgetaucht. Mr. Morton, adrett mit Fliege und Fischgrätsakko - zu warm, überlegte ich, für Annapolis zu dieser Jahreszeit -, stellte seinen dampfenden Kaffeebecher ab, legte seine Zeitung sowie seine Aktentasche ab und zog dann den Stuhl hinter seinem Schreibtisch hervor.
    Er setzte sich, schlug aber weder die Zeitung auf, noch trank er seinen Kaffee.
    Stattdessen starrte er, wie ich, die Uhr an.
    Allerdings bezweifelte ich, dass er dabei dieselben Gedanken hatte wie ich. Ich vertrieb mir die Zeit auf ziemlich angenehme Weise damit, an den vorherigen Abend zu denken
… daran, wie Will, nachdem er mit seinen eigenen Hausaufgaben fertig gewesen war, sich zu mir rübergebeugt hatte, um sich meine zu schnappen, bevor er dann angefangen hatte, die Logarithmen für mich zu berechnen. Daran, wie er gelächelt hatte, als mein Vater schließlich runtergekommen war und gesagt hatte: »Junge, es ist elf Uhr. Geh jetzt nach Hause, okay?« Daran, wie Will sich daraufhin mit den Worten »Dann bis morgen, Sir«, bei meinem Dad verabschiedet hatte … was nichts anderes bedeuten konnte, als dass er vorhatte, wiederzukommen.
    Sieben Uhr fünfzig.
    »Sie haben ihm Bescheid gesagt, oder?«, wollte Mr. Morton wissen. »Mr. Reynolds?«
    »Natürlich habe ich das«, antwortete ich. »Er wird gleich hier sein.«
    Nur dass ich langsam befürchtete, dass das gar nicht stimmte. Vielleicht hatte er es vergessen. Es war seit gestern so viel passiert … nicht nur mir, sondern Lance ebenso. Schließlich hatte er nun zwar möglicherweise eine feste Freundin, dafür aber seinen besten Freund verloren… oder zumindest musste er davon wohl ausgehen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass Will ihn angerufen hatte, um ihm zu sagen: Ich bin nicht sauer auf dich, Kumpel .
    Bis elf Uhr am Vorabend war das jedenfalls nicht geschehen.
    Nicht dass Will es nicht noch tun würde. Er hatte gestern zwischen den Logarithmen darüber gesprochen. Er hatte das Gefühl, dass es unfair wäre, sauer auf Lance und Jennifer zu sein, wenn alles, was er angesichts der Tatsache

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