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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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anschließend den Konferenzraum betrat. Mr. Morton sah mich noch ein letztes Mal warnend an, dann schloss er die Tür. Er machte sich nicht die Mühe, die Jalousien vor der Glaswand herunterzulassen, und so konnte ich beobachten, wie er für Will einen Stuhl hervorzog und sich anschließend selbst setzte. Dann begann er mit auf der Tischplatte verschränkten Händen zu sprechen.
    Ich konnte kein Wort hören. Ich bemerkte bloß den Ausdruck auf Mrs. Wagners Gesicht (Wills konnte ich nicht sehen, weil er mit dem Rücken zu mir saß). In nur zwei Minuten verwandelte sich ihre Miene von höflich alarmiert zu echt verwirrt zu defensiv.
    Was um alles in der Welt konnte er nur zu ihr sagen?
    »Ähm«, begann Mrs. Klopper und lenkte damit meine Aufmerksamkeit von der Szene ab, die sich hinter dem Glas abspielte. »Ellie, stimmt’s? Es tut mir leid, aber im Moment
kann sich niemand um Sie kümmern. Allerdings ist Ms. Enright auf dem Rückweg und sollte in fünfzehn Minuten hier sein. So lange können Sie doch warten, oder?«
    »Klar«, sagte ich mit der Zeitschrift vor der Nase, um so zu tun, als sei ich völlig darin vertieft. Doch in Wirklichkeit versuchte ich von Mr. Mortons Lippen zu lesen. Warum hatte ich bloß all diese nutzlosen Fächer wie Bio und Deutsch gewählt, wenn ich doch eigentlich einen Kurs im Lippenlesen hätte belegen sollen.
    Aber auch ohne Unterricht im Lippenlesen gehabt zu haben, fiel es mir nicht schwer, zu deuten, was ich als Nächstes sah: Mrs. Wagner, die plötzlich eine Hand vor ihren Mund schlug, völlig schockiert über irgendwas, das Mr. Morton gesagt hatte. Dann brach sie unvermittelt in Tränen aus. Kurz darauf sah ich sie nicken, während sie gleichzeitig Will eine Hand entgegenstreckte.
    Doch Will schreckte vor ihrer Hand zurück, sprang dann von seinem Stuhl auf und stolperte rückwärts von dem Tisch weg. Ich konnte sein Gesicht noch immer nicht sehen, aber ich konnte sehen, dass er den Kopf schüttelte.
    Was war da los? Hatte Mr. Morton ihm gerade mitgeteilt, dass er die Reinkarnation von König Artus war? Aber deswegen wäre Will doch sicher nicht kopfschüttelnd von seinem Stuhl aufgesprungen. Er hätte stattdessen lachen müssen, weil es so absurd war. Was konnte Mr. Morton gesagt haben, das Will so aus der Fassung und seine Stiefmutter zum Weinen brachte?
    »Man hat Ihnen verboten, hier zu sein!«
    Nur wegen der Panik in Mrs. Kloppers Stimme wandte ich meinen Blick von der Szene hinter der Glaswand ab. Und weil ich dachte, sie würde mit mir sprechen.

    Das tat sie nicht. Sie sprach mit dem Jungen, der ins Beratungsbüro gekommen war, ohne dass ich es gehört hatte, und der nun hier stand und das Trio in dem Konferenzraum anstarrte, als ob nichts anderes in dem Gebäude existierte.
    »Marco«, sagte ich und sprang von der Couch hoch.
    Doch er hörte mich nicht. Schwer atmend und mit seinem Autoschlüssel in der Hand fixierte er seine Mutter und seinen Stiefbruder. In seinen Augen lag etwas, das mir gar nicht gefiel. Ich konnte nicht genau sagen, was es war. Doch mir war klar, dass es nichts Gutes bedeutete.
    »Sie wissen, dass es Ihnen untersagt ist, das Schulgelände zu betreten, Marco«, sagte Mrs. Klopper mit vor Angst bebender Stimme, während sie gleichzeitig den Hörer von ihrem Bürotelefon abnahm und anfing, eine Nummer zu wählen. »Nach dem, was letztes Mal passiert ist. Ich verständige die Polizei. Sie sollten jetzt besser gehen.«
    Doch Marco ging nicht. Stattdessen steuerte er die Tür des Konferenzraums an.
    Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hat. Normalerweise bin ich kein besonders mutiger Mensch … außer vielleicht, wenn es um Schlangen geht. Doch an Marco war in diesem speziellen Moment nicht mal ansatzweise etwas Schlangenhaftes. Oder besser gesagt, er war zwar wie eine Schlange, aber nicht von der halb ertrunkenen Sorte, die man zusammengerollt im Poolfilter finden kann, sondern mehr wie eine von den überaus Lebendigen, die sich mit ihren giftigen Fängen plötzlich angriffsbereit zu deinen Füßen winden.
    Doch das hinderte mich nicht daran, mich zwischen Marco und die Glastür zu stellen … und zwar genau in
dem Moment, als Mr. Morton hochsah und Marcos Anwesenheit zum ersten Mal bemerkte.
    »Marco«, sagte ich und stellte fest, dass mein Atem seltsamerweise genauso schwer ging wie seiner. »Hey. Wie geht’s?«
    Er sah noch nicht mal zu mir runter. Sein Blick war auf Will geheftet. »Ellie. Geh mir aus dem Weg.«
    »Ich glaube nicht, dass du hier

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