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Die Todesbraut

Die Todesbraut

Titel: Die Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Viktorianische. Lady Martha Hunt. Sie zog mich auf, seit ich meine Eltern verlor. Dieses Haus war ihr ganzer Stolz und ihre Freude.«
      Rupert Lang schenkte den Champagner ein. »Ich erinnere mich an ihren Mann, Sir George Hunt. Er war Handelsbankier in der Innenstadt. Mein Vater hatte des öfteren mit ihm geschäftlich zu tun.«
      »Er war bereits verstorben, als ich in dieses Haus kam«, fuhr Grace fort, »und Martha starb letztes Jahr.«
      »Das tut mir sehr leid.«
      Grace öffnete die Terrassentür. Es war eine kalte Februarnacht, leichter Nieselregen hatte eingesetzt, und Nebelschwaden zogen über den Fluß, durch die ab und zu die roten und grünen Positionslichter der Schleppkähne sichtbar wurden, die sich durch die Finsternis die Themse auf- und abwärts bewegten.
      »Ich liebe die Themse bei Nacht.«
      »Das Herz der Stadt«, sagte Lang. »Schön, Sie zu sehen.« Er hob sein Glas. »Nun, worauf wollen wir trinken?«
      »Warum nicht auf den ›30. Januar‹?« schlug sie vor. »Ich las darüber im Belfast Telegraph. Außerdem war dort zu erfahren, daß sich, wie Sie prophezeiten, mehrere protestantische Organisationen ebenfalls zu den Morden bekannten.« Mit dem Glas in der Hand schlenderte sie zum Feuer und ließ sich in einem Ohrensessel nieder. »Und diese beiden Kerle gehörten tatsächlich der IRA an. Ich las den Bericht über ihr Begräbnis – mit
    allen militärischen Ehren, versteht sich.«
      Lang und Curry setzten sich ihr gegenüber auf das Sofa. »Stimmt«, bemerkte Curry. »Die irische Trikolore auf dem Sarg, dazu hübsch arrangiert das schwarze Barett und die Handschuhe.«
      »Weinende Verwandte, eine Menge Frauen in Schwarz«, ergänzte Lang. »Das macht sich immer gut. Hält die edle Sache am Laufen.«
      »Was Sie nicht gutheißen?«
      »Es gibt nur eine Lösung: Die britische Armee sollte sich zurückziehen.«
      »Würde das nicht zum Bürgerkrieg und zu totaler Anarchie führen?«
      »Genau, aber dann könnten wir aus den Trümmern etwas Neues erschaffen, einen völlig neuen Staat«, bemerkte Curry.
      »Ja, auf der Basis der politischen Linie, die er favorisiert«, klärte Lang sie auf. »Er ist nämlich Marxist-Leninist bis ins Mark. Ich sollte Sie warnen, Tom ist das kommunistische Äquivalent zu einem Jesuiten.«
      »Ich habe mich übrigens erkundigt«, bemerkte Grace, »und Ihren Namen gegenüber ein, zwei Leuten erwähnt. Aber alles, was ich zu hören bekam, war, daß Sie ein brillanter Akademiker sind, der in diversen Regierungsausschüssen sitzt. Von Ihrer Vorliebe für Marxismus und Leninismus keine Spur, keinerlei Hinweise.«
      »Gott sei Dank ist dem so«, entgegnete Curry amüsiert.
      Nun wandte sie sich an Lang. »Mit Ihnen hatte ich es leic hter. Ich bat meinen Presseagenten, die Zeitungsmagazine der Bibliotheken zu durchforsten. Den Daten nach zu schließen, waren Sie beide gemeinsam in Cambridge. Danach dienten Sie kurz bei den Grenadier Guards und gingen dann zu 1 Para. Ziemlich berüchtigte Einheit. ›Bloody Sunday‹ und so weiter.«
      »So heißt es im allgemeinen.«
      »Bevor Sie der Armee den Rücken kehrten, als Ihr Vater starb, dienten Sie erneut in Irland. Interessant. Die Tatsache, daß Sie das Militärverdienstkreuz verliehen bekamen, wurde merkwürdigerweise nur ein einziges Mal erwähnt, und das lediglich in der Liste der Ausgezeichneten in der Times. Für die Auszeichnung wurde kein Grund angege ben, und Sie selbst erwähnen es nie, nicht einmal in Ihren Wahlkampf reden.«
      »Das ist eben meine angeborene Bescheidenheit«, grinste Lang.
      »Nicht einmal mir hast du das erzählt«, entrüstete sich Curry.
      »Ich habe eben auch meine Geheimnisse, alter Freund. Anscheinend haben wir wohl alle welche.«
      »Ich auf jeden Fall, ich tötete einen Menschen«, warf Grace ein.
      »Vielleicht auch nicht. Vermutlich habe ich ihn erst durch meinen Schuß getötet.«
      »Nein, ich tötete ihn«, widersprach Grace. »Und das wissen Sie ebensogut wie ich.«
      »Haben Sie Schwierigkeiten, damit fertig zu werden?« fragte Curry.
      »Nein, kaum. Wenn ich daran denke, erscheint es mir, als hätte ich eine Rolle in einem Theaterstück oder einem Film gespielt, und in meiner Vorstellung vermischt sie sich mit all den anderen Rollen, die ich schon gespielt habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Weiß der Himmel, was ein Psychiater daraus konstruieren würde – aber sei’s drum, diese Männer waren

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