Die Todesbraut
ohnehin der Abschaum der Menschheit.«
»Exakt«, pflichtete ihr Lang bei. »Außerdem geschah es, wie die Gerichte sich ausdrücken würden, aus Notwehr.«
»Stimmt«, meinte sie. »Ich habe mir übrigens sämtliche Zeitungsartikel über die Gruppe ›30. Januar‹ besorgt. Der erste Mord wurde an einem arabischen Terroristen, einem gewissen Ali Hamid, verübt. Das nächste Opfer war ein Oberst Ashimov vom KGB, dann zwei Bombenleger der IRA, die ein unfähiger Richter auf freien Fuß gesetzt hatte. Anschließend ermordete die Gruppe einen Amerikaner, der angeblich CIA-Agent gewesen war, und nun unsere zwei Freunde in Belfast. Meiner Meinung nach paßt ledig lich der Amerikaner nicht in diese
Kette.«
»Aha«, fuhr Curry fort. »Sie akzeptieren zwar den Mord an einem Oberst des KGB, aber der Mord an einem CIA-Mann steht auf einem völlig anderen Blatt.«
»Ich weiß, was Sie andeuten wollen, aber ich nehme an, es ist wohl eine Frage Ihres Standpunktes.« Damit leerte sie ihr Glas und stellte es auf einem Beistelltischchen ab. »Natürlich waren sich offizielle Stellen sofort bewußt, daß der 30. Januar das Datum des ›Bloody Sunday‹ in Londonderry war. Und Sie, Mr. Lang, waren dort. Interessanter Zufall.«
»Nennen Sie mich doch bitte Rupert«, sagte er. »Ja, ich war dort, zusammen mit einigen Tausend weiterer Soldaten und einer Horde von IRA-Sympatisanten.«
Es herrschte längeres Schweigen. Grace öffnete eine silberne Dose und entnahm ihr eine Zigarette. Lang bot ihr Feuer an, und sie blies eine lange Rauchwolke aus. »Warum tun Sie es?«
»Was wollen Sie damit andeuten?« fragte Lang. »Ich meine, wie kommen Sie darauf? Nur weil wir im richtigen Moment in dieser Gasse waren und weil ich eine Waffe bei mir trug, wozu ich als Minister im Dienst in Ulster übrigens eine Lizenz habe …«
»Eine schallgedämpfte Beretta 9 Millimeter Parabellum«, unterbrach sie ihn. »Alle Zeitungsberichte weisen laufend darauf hin, daß alle Anschläge des ›30. Januar‹ mit derselben Waffe durchgeführt wurden, eben mit einer Beretta diesen Typs.«
»Viele Menschen halten sie für die beste Handfeuerwaffe, die derzeit auf dem Markt ist«, stellte Lang fest. »Sogar die amerikanische Armee benutzt sie. Es sind Tausende davon im Umlauf.«
Grace öffnete eine kleine Schublade des Beistelltisches und entnahm ihr einen Zeitungsausschnitt. »Dies ist der Bericht des Belfast Telegraph über den Mord an diesen beiden Tieren in der Garrick Lane. Er stellt fest, daß die Behauptung der Gruppe ›30. Januar‹, für diese Morde verantwortlich zu sein, unterstützt wird durch die forensische Untersuchung der Ku geln, die man aus den Leichen barg. Sie stammen aus derselben Waffe, die für die Ermordung der anderen Opfer des ›30. Januar‹ benutzt wurde – eine Beretta 9 Millimeter mit Schalldämpfer.«
»Schon erstaunlich, was sie heutzutage alles können«, spottete Lang. »Nein, diese Wissenschaftler!«
Curry stürzte den Rest seines Champagners mit einem Schluck hinunter. »Was haben Sie vor? Wollen Sie uns verraten?«
»Seien Sie nicht albern, Tom, ich würde mich doch damit selbst ans Messer liefern, so sehr sich ein guter Anwalt auch bemühen würde. Ich habe nicht die geringste Absicht, das zu tun. Aber ein Punkt würde mich doch zu sehr interessieren. Warum tun Sie es?«
»Bei mir ist es ganz einfach«, sagte Curry. »Seit meiner Kindheit bin ich Marxist-Leninist. Es ist mein Glaube, meine Religion, wenn Sie so wollen. Ich bin der Meinung, daß der Welt eine Veränderung guttäte.«
»Und die Antwort heißt Kommunismus?«
»Ja, aber Veränderungen entstehen erst aus Chaos und Anarchie. Und genau an diesem Punkt treten wir auf den Plan.«
»Und Ihre Beweggründe?« fragte sie Rupert Lang.
»Nun, das Leben kann so verdammt langweilig sein. Ab und zu ein kleiner Nervenkitzel, das bewirkt Wunder.«
»Rupert nimmt nie etwas wirklich ernst«, klärte Curry sie auf.
Rupert lächelte. »Schon gut, Vater. Miss Browning kann gute und böse Frauen spielen, große Königinnen, Mörderinnen oder die größte Hure der Welt. Und sie genießt das in vollen Zügen.« Er wandte sich an Grace und sah ihr in die Augen. »Aber es genügt Ihnen nicht, stimmt’s, es wird Ihnen nie genügen.«
»Sie Bastard«, sagte sie. »Sie cleverer Bastard!«
»Dann habe ich also recht. Sie möchten sich uns anschließen.«
Sie saß da und sah ihn
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