Die Todesbraut
»Hervorragend. Wer warten kann, gewinnt.« Er wendete sich zu Walid Khasan um. »Stimmen Sie mit mir überein, Major?«
»Voll und ganz, Brigadier.« Khasans Englisch war plötzlich akzentfrei.
»Major?« sagte Hannah Bernstein und sah verdutzt in die Runde.
»Richtig. Erlauben Sie mir, Ihnen Major Gideon Cohen vom Mossad vorzustellen.«
»Israelischer Geheimdienst«, entfuhr es Hannah. »Sie haben
mir nichts davon gesagt!«
»Viel schlimmer ist, daß er mir nichts sagte«, entrüstete sich Dillon.
»Ich wollte Ihnen Ihre Vorstellung nicht verderben, lie ber Junge. Wir wissen doch alle, welch brillanter Schauspieler Sie damals an der Royal Academy of Dramatic Art waren.«
»Und immer noch bin, Sie alter Trickser.«
»Na, und ich dachte, die rauhe Wirklichkeit würde Sie richtig in Fahrt bringen und Sie zu Höchstleistungen anspornen. Und ich wußte ja, daß Sie nicht gleich verzweifeln würden. Sie meistern doch jede Situation, Dillon.«
»Und was ist mit mir, Brigadier?« brauste Hannah auf. »Sie hatten kein Vertrauen zu mir, darauf läuft es doch hin aus, nicht wahr?«
»Keineswegs. Ich ging nur davon aus, daß auch Sie eine bessere Vorstellung geben würden, solange Sie der Meinung wären, die Situation sei wirklich ernst.«
Nun lachten alle befreit auf, und Omar zündete eine Zigarette an und steckte sie Dillon in den Mund. »Captain Moshe Levy.«
»Al Mossad?« fragte Dillon.
»Ich fürchte, ja.«
»Und Anya?«
»Bleibt Anya«, lachte sie. »Lieutenant Anya Shamir.«
»Ihr seid ja alle komplett verrückt«, stöhnte Dillon. »Hier in Beirut derart riskant zu arbeiten – als Israelis! Sie würden euch auf dem Marktplatz aufhängen!«
»Oh, wir tun unser Möglichstes, damit sie dazu keine Chance bekommen«, schmunzelte Gideon Cohen.
»Könnte mir vielleicht jemand sagen, was hier vor sich geht?« schaltete sich Francis Callaghan ein und wandte sich an Dillon. »Diese ganze Sache war von Anfang an nur inszeniert, ist es das, was die sagen?«
»Scheint so, Francis«, sagte Dillon achselzuckend.
»Ihr korrupten, fiesen Schweine!« Callaghan fuhr auf, wobei ihm die Decke von den Schultern rutschte und der Schlamm sichtbar wurde, der sich in seine Kleidung gesogen hatte.
Ferguson meinte darauf nur: »Spielen Sie doch nicht den dummen Jungen. Sie haben die beste Entscheidung für sich getroffen. Sie fliegen mit uns zurück und beantworten alle Fragen, die Ihnen unser Chief Inspector hier stellen wird.«
»Was ist, wenn ich ihr sage, sie kann mich mal?«
»In diesem Fall müßten Sie sich vor dem Old Bailey wegen der Mittäterschaft bei diversen Bombenattentaten und wegen einiger Morde verantworten. Es gibt ganze Aktenschränke voller ungeklärter Fälle, die man Ihnen anhängen könnte. Ich vermute, Sie würden mit etwa viermal lebenslänglich davonkommen.«
Mit offenem Mund plumpste Callaghan in einen Stuhl und starrte Ferguson an. Mit überraschendem Sanftmut fuhr Dillon fort: »Es geht zu Ende, Francis – stellen Sie sich das vor. Fünfundzwanzig Jahre des Gemetzels! Seien Sie doch vernünftig und helfen Sie uns, dieses Ende herbeizuführen. Tun Sie, was der Brigadier von Ihnen verlangt, und Sie werden nicht den Rest Ihres Lebens in einer Zelle verbringen müssen.«
Callaghan sah verwirrt aus, er nickte. »Aber ich hätte Quinn gestern abend treffen sollen. Woher wissen Sie, wie er auf mein Verschwinden reagiert? Vielleicht hat er ja den Zeitpunkt des Treffens verlegt?«
»Überlassen Sie das getrost uns.« Ferguson nickte Moshe Levy zu, und er und seine Männer halfen Callaghan beim Aufstehen. Anya folgte ihnen.
»Was nun?« fragte Dillon.
»Nun, ich denke, es wäre nützlich, wenn Major Cohen eine Aufklärungsmission starten würde, damit wir wissen, ob die Alexandrine immer noch hier vor Anker liegt. Sobald uns ihre Position einmal bekannt ist, können wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen.«
»Ich fahre selbst mit einem Schnellboot hinaus«, sagte Cohen und rümpfte plötzlich die Nase. »Dillon, Sie stinken ekelerregend.«
»Wußten Sie eigentlich, daß es dort unten Ratten gibt?« fragte Dillon. »Ein Biß, und man kann an Morbus Weil erkranken. Immerhin vierzig Prozent der daran Erkrankten werden davon auch hinweggerafft.«
»Das könnte Ihnen nicht passieren, Dillon«, schnappte Hannah Bernstein. »Sie haben so viel Bushmills Whiskey in den Adern
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