Die Todesbraut
Maschinengewehr in der Hand. Unbekümmert beugte er sich über die Reling und sah hinunter. Dillon nahm sich Zeit zum Zielen, dann drückte er ab und traf den Araber in den Kopf. Seine Waffe sauste dicht neben Dillon hinunter, dann stürzte der Mann über die Reling ins Wasser.
In hundert Metern Entfernung blickte Hannah angestrengt durch das Nachtsichtgerät und schauderte. »Mein Gott, da waren zwei Wachen!«
»Und wie hat Dillon reagiert?« fragte Cohen.
»Er erschoß sie alle beide.«
»Er hatte wohl keine andere Wahl«, sagte Cohen und nahm ihr sanft das Nachtsichtgerät aus der Hand.
Dillon schlich sich das Deck entlang und hielt sich dabei möglichst im Schatten. Er hörte lautes Gelächter, blinzelte durch ein Schlüsselloch und sah trinkende und rauchende Seeleute beim Kartenspiel.
»An euch hätte der barmherzige Allah seine Freude«, flüsterte Dillon und schlich weiter. Er kam zu einer Art Salon, lugte durch ein kleines, quadratisches Fenster und entdeckte Selim Rassi und Daniel Quinn, die sich an einem Tisch gegenübersaßen. Zwischen ihnen lag ein kleiner Aktenkoffer. Der Russe war nicht zu sehen.
Dillon öffnete die Tür und trat ein. Quinn saß mit dem Rükken zu ihm, aber Rassi sah ihn sofort und griff in sein Jackett. Zweimal traf Dillon ihn mitten ins Herz, wodurch Rassi mitsamt seinem Stuhl rückwärts gegen die Wand geschleudert wurde.
Quinn fuhr herum, stieß dabei seinen Stuhl um, und Dillon warnte ihn: »Vorsichtig, Danny-Boy, ganz vorsichtig!«
»Wer zum Teufel sind Sie?« fragte er.
»Oh, erinnerst du dich nicht mehr an mich? Ist ja auch lange her, damals in Derry. Sean Dillon, Danny, dein schlimmster Alptraum.«
»Dillon!« Quinns Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. »Du verdammter Bastard! Arbeitest jetzt für die Briten.«
»Ist das nicht auch deine Seite, Danny? Kannst dich wohl nicht entscheiden. Aber jetzt öffne den Koffer.«
»Fahr zur Hölle!«
Dillons Rechte schwang hoch, er feuerte, und Quinns rechtes Ohr wurde ihm vom Kopf gerissen. Quinn taumelte gegen den Tisch, eine Hand auf sein Ohr gepreßt.
Dillon fuhr ihn an: »Mach den Koffer auf!«
Quinn klappte den Deckel auf. Im Koffer lagen zwei Objekte, die einer Thermosflasche glichen. Dillon nahm eines davon in die Hand und steckte es in seine Tauchertasche.
»Was habe ich denn da Schönes?« fragte er, während er auch das andere verstaute.
»Plutonium 239. Dreihundert Gramm.«
»Das würde ja für die Hälfte von Dublin reichen.«
»Um Himmels willen, Dillon, du gehörst doch der IRA nicht mehr an. Damit könnten wir den verdammten Feniern zeigen, daß es uns ernst ist.«
»Es ist vorbei, Danny. Der Friede kommt, ob du willst oder nicht. Wir haben Callaghan. Er wird singen wie ein Vögelchen. Ich erledigte Daley in Belfast zusammen mit fünf deiner Fußsoldaten. Dein Spiel ist aus, mein Freund.«
Plötzlich hörte Dillon hinter sich ein Geräusch, die Tür öffnete sich, und er fuhr herum, ließ sich dabei auf die Knie fallen und erkannte im Türrahmen Bikov. Er feuerte zweimal, und Bikov wurde hinaus auf das Deck geschleudert. Quinn hatte die Chance genutzt, sich hinter den Schreibtisch zu dukken, und feuerte jetzt mit seiner Pistole auf Dillon, wobei er hysterische Schreie ausstieß.
Doch Dillon entkam durch die Tür. Er duckte sich aber augenblicklich, als er weiter vorne auf dem Deck mehrere Matrosen sah. Einige davon waren bewaffnet und eröffneten augenblicklich das Feuer.
Blitzschnell sprang Dillon auf die andere Schiffsseite, blieb am Maschinenraum kurz stehen, zückte den Semtexblock, aktivierte die beiden Zündstifte und warf den Block durch eine Luke in den Maschinenraum. Dann erklomm er in Windeseile über eine Leiter das Oberdeck.
Cohen hatte durch das Nachtsichtgerät alles beobachtet. Als sie das Maschinengewehrfeuer hörten, rief Hannah erschrocken: »Um Himmels willen, was geschieht denn jetzt?«
»Er ist in Schwierigkeiten.« Cohen ließ das Gerät fallen und ergriff eine Uzi. Er entsicherte sie und drückte sie Hannah in die Hand. »Ich hoffe, Sie können einen Abzug betätigen, wir stürzen uns nämlich jetzt ins Gefecht und holen ihn da raus.«
Als der erste Matrose hinter ihm das Ende der Leiter erreicht hatte, feuerte Dillon zweimal, dann katapultierte er sich über die Heckreling ins Wasser. Als er wieder auftauchte, glitt das Schlauchboot über die Wellen auf ihn zu.
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