Die Todesbraut
Walid Khasan trafen Ferguson, als er das Terminal betrat. Er trug einen Leinenanzug, Panamahut und Guards-Krawatte sowie seinen Malakkastock. Ferguson reichte Khasan seinen kleinen Koffer und küßte Hannah auf die Wange.
»Sie sehen besorgt aus, meine Liebe.«
»Dafür habe ich auch allen Grund.«
»Aber keineswegs.« Er nickte Walid Khasan zu. »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
Dann gingen sie hinaus zu dem gelben Taxi, an dessen Steuer Khasans Mann, Ali, saß. Walid setzte sich auf den Beifahrersitz und überließ Hannah und Ferguson die Rückbank.
»Sollen wir sofort hinfahren?« fragte Walid.
»Lieber Gott, nein. Ich brauche eine Dusche und ein ordentliches Frühstück. Wird diesem Omar guttun, wenn wir ihn etwas zappeln lassen.«
»Aber, Sir, wie können Sie an Frühstück denken, solange Dillon in diesem Brunnen sitzt?« entrüstete sich Hannah.
»Seit wann geht Ihnen denn Dillons Wohlbefinden so nahe? Er wird es überleben.« Darauf öffnete Ferguson seinen Aktenkoffer, entnahm ihm einige Farbfaxe und reichte sie Khasan. »Sind sie das?«
Walid nickte. »Ja, das ist Selim Rassi und das der Russe, Bikov.«
»Gut.« Ferguson verstaute die Blätter wieder in seinem Koffer.
»Was interessiert uns das denn noch, Sir? Ich verstehe Sie nicht.«
»Sie werden es schon noch verstehen, meine Liebe«, besänftigte Ferguson sie. »Sie verstehen es noch früh genug.«
Es war immer noch ziemlich dunkel dort unten, obwohl es elf Uhr vormittags war, als Dillon auf seine Uhr sah. Seit geraumer Zeit hatte er von Callaghan keinen Laut mehr gehört.
»Weilen Sie noch unter uns, Francis?«
Zunächst erklang nur Wasserplätschern, dann Callaghans resignierte Stimme: »Gerade noch.« Er schien am Ende zu sein. »Ich halte es nicht mehr aus, Dillon.«
In diesem Moment wurde oben das Licht eingeschaltet, und Omar beugte sich über die Brunnenbrüstung. »Ihre Freunde sind hier, Mr. Dillon. Unser Geschäft wurde zufriedenstellend abgeschlossen, wir holen Sie jetzt heraus. Passen Sie auf, das Seil kommt.«
»Was ist mit Callaghan?«
»Hat er geredet?«
»Nein.«
»Dann bleibt er, wo er ist.«
Während das Seil heruntergelassen wurde, watete Callaghan auf Dillon zu und klammerte sich verzweifelt an ihn. »Lassen Sie mich nicht allein. Ich habe die Nase voll, Dillon. Ich halte es nicht mehr aus, schon gar nicht alleine.«
»Nur ruhig, mein Freund.« Dillon legte seinen Arm um ihn und griff nach dem Seil. »Sagen Sie mir, wo Quinn ist.«
»Er ist auf einem Frachter, der unter algerischer Flagge läuft, heißt Alexandrine. Er liegt ungefähr einen Kilometer vor dem Hafen vor Anker. Für heute abend neunzehn Uhr ist dort ein Treffen mit Selim Rassi und Bikov arrangiert. Dabei liefert der Russe das Plutonium.«
»Ist das die Wahrheit?« fragte Dillon. »Wenn Sie lügen, ziehen Ihnen die Kerle da oben die Haut ab.«
»Ich schwöre es.« Callaghan hörte sich verzweifelt an. »Bringen Sie mich hier raus, Dillon. Nehmen Sie mic h mit nach London. Ich kann nicht mehr.«
»Vernünftiges Kerlchen.« Dillon legte ihm das Seil um und zurrte es unter seinen Armen fest. »Ziehen Sie«, rief er nach oben.
Er sah zu, wie Callaghan nach oben gezogen und über die Mauer des Brunnens gehievt wurde. Dann wurde das Seil wieder heruntergelassen. Dillon schlüpfte durch die Schlinge.
»Los geht’s.«
Mit den Händen hielt er sich über seinem Kopf an dem Seil fest, und mit den Füßen lief er die Mauer hinauf. Oben angekommen, streckten sich ihm mehrere Hände entgegen, um ihm über die runde Brüstung zu helfen. Sie standen alle im Kreis, Omar, seine zwei Gehilfen, Anya, Walid Khasan, Hannah, Ferguson und Callaghan, den man mittlerweile in eine Decke gehüllt hatte.
»Du meine Güte, Dillon, Sie stinken ja wie ein Abwasserkanal!«
»Tja, ich glaube, das ist tatsächlich ein Abwasserkanal da unten«, knurrte Dillon.
Hannah legte ihm eine Decke um, die Sorge um ihn stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Sie sehen schrecklich aus.«
Ferguson unterbrach sie: »Also, hat sich unser Freund hier entschlossen, auszupacken?«
»Quinn ist auf einem Frachter namens Alexandrine, ungefähr einen Kilometer draußen vor dem Hafen. Algerische Flagge. Heute abend um neunzehn Uhr trifft er sich auf dem Schiff mit Rassi und Bikov, dann wird das Plutonium übergeben.«
Ferguson lächelte grimmig.
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