Die Todesbraut
scheinen fast wahllos zu töten. Aber Mr. Bell war nicht nur ein guter Mann, er war auch Katholik, und das wird Sinn Fein und der IRA gar nicht gefallen.«
»Ich fürchte, damit haben Sie recht«, bemerkte Rupert Lang.
Der Premierminister nickte. »Noch etwas. Wie Sie alle wissen, ernannte Präsident Clinton letztes Jahr Mrs. Jean Kennedy zur amerikanischen Botschafterin in Dublin. Berichten Ihrer Leute zufolge, Mr. Carter, erhielt sie Morddrohungen von loyalistischen Terroristen.«
»Dabei kann es sich höchstens um ein paar geistesgestörte Mitläufer gehandelt haben, Premierminister.«
»Möglich«, entgegnete John Major. »Aber ich muß Ihnen wohl kaum die verheerenden Konsequenzen ausmalen, die ein Anschlag auf die Schwester des beliebtesten amerika nischen Präsidenten unseres Jahrhunderts haben würde.«
In der Wohnung am Cavendish Square bot Kim Sandwiches und Tee an, während der Brigadier Dillon und Hannah Bernstein einen Abriß der Sitzung beim Premierminister gab.
»Was sollen wir also seiner Meinung nach tun?« fragte Dillon. »Wir rotteten bereits eine der gefährlichsten protestantischen Fraktionen aus, und wir retteten Irland vor einer nuklearen Bedrohung. Sollen wir uns jetzt etwa einen nach dem anderen aus der Führungsriege der UFF und der UVF vorknöpfen?«
»Ich glaube nicht, daß das nötig sein wird«, erwiderte Ferguson. »Aber es wäre äußerst hilfreich, mehr über die sen ›30. Januar‹ in Erfahrung zu bringen. Ich will, daß Sie sich sofort morgen früh mit Chief Inspector Bernstein an die Arbeit machen. Gehen sie alle alten Akten seit dem ersten Anschlag des ›30. Januar‹ noch einmal durch, prüfen Sie jedes Detail, und füttern Sie Ihren Computer mit allen verfügbaren Informationen.« Er stand auf. »Lieber Himmel, zwei Uhr morgens! Wir sollten endlich in unsere Betten kommen.« Damit verließ er den Raum.
»Er hat’s gut«, knurrte Dillon, während er mit Hannah die Treppe hinunterging. »Zehn Schritte in sein Schlafzimmer, und schon kann er am Kopfkissen lauschen.«
»Ach, Dillon, Sie sind doch auch in fünf Minuten in Ihrer Wohnung in den Stable Mews«, sagte Hannah.
»Stimmt, aber für Sie ist es noch ein ziemlich weiter Weg nach Hause. Ich dachte gerade, ich könnte Ihnen noch einen Drink zum Aufwärmen anbieten, in einer kalten Nacht wie dieser. Und wie Sie eben schon bemerkten, zu mir nach Hause ist es wirklich nur ein Katzensprung.«
»Sie träumen wohl schon, Dillon«, sagte sie, stieg in ihren Wagen und ließ den Motor an. »Gute Nacht, Dillon, schlafen Sie gut.« Damit brauste sie davon.
Sie saßen alle in Graces Haus am Cheyne Walk und warteten auf Rupert. Als er endlich läutete, öffnete ihm Grace selbst die Tür und führte ihn in den Salon, in dem sich die anderen um den warmen Kamin gruppiert hatten.
»Widerliche Nacht«, stöhnte Lang. »Gibt es noch Kaffee?«
»Tee.« Grace nickte Richtung Tisch. »Er ist frisch zubereitet und viel besser für dich zu dieser Tageszeit.«
»Also, wie ist es gelaufen?« fragte Yuri Belov ungeduldig.
»Beträchtliche Aufregung, wie sie sich vorstellen können. Der Premierminister ist außer sich. Carter attackierte Ferguson, weil er der Meinung ist, Dillon und Bernstein hätten ihre Aufgabe, Bell auf seinem Heimweg zu beschützen, nicht erfüllt.«
»Und weiter?«
»Ferguson konterte, Grace sei bereits vor Bell auf dem Friedhof gewesen und habe ihm aufgelauert, weswegen er es auch für unfair hielt, Dillon die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Tatsache ist, daß Carter Dillon haßt, wie die Pest.«
»Verständlich«, meinte Belov. »Wie reagierte denn der Premierminister?«
»Oh, der stimmte mit Ferguson darin überein, daß Dillon kein Vorwurf zu machen sei, insbesondere, da Dillon in der Tat vorhersagte, daß sich der ›30. Januar‹ zu dem Mord bekennen würde.«
»Er tat was?« rief Tom Curry. »Wie kam er denn darauf?«
Lang sah Grace an. »Ich fürchte, der Grund dafür bist du, Grace. Diese Sache damals mit den ›Sons of Ulster‹. Er behauptete, bevor du dich aus dem Staub machtest, hättest du den Arm zu einer bestimmten Grußgeste gehoben.«
»Na, und?« fragte Grace ruhig.
»Er berichtete weiter, du hättest heute abend sogar mit ihm gesprochen.«
»Stimmt, und zwar ganz bewußt und mit ausgeprägtem pakistanischen Akzent«, erklärte sie. »Um einen deiner Lieblings sätze zu verwenden,
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