Die Todesbraut
bevor sie es tatsächlich tat.«
»Noch etwas, Sir«, fuhr Hannah fort. »In jener Nacht, als die Frau Dillon in Belfast das Leben rettete, benutzte sie eine Kalaschnikow. Alle anderen Anschläge aber wurden durchweg mit derselben Waffe, nämlich mit einer Beretta ausgeführt. Ich habe so eine Ahnung, daß die Kugeln, die in Mr. Bell stecken, wieder aus dieser Beretta stammen.«
»Ich bin nicht sicher, ob mir sinnvoll erscheint, was Sie mir hier erzählen«, meinte Ferguson verdrossen. »Wir müssen wohl warten, was der Laborbericht ergibt. Nichtsdestoweniger muß ich mich jetzt auf den Weg zum Premierminister machen, um diese unselige Angelegenheit und ihre möglichen Auswirkungen zu diskutieren. Sie beide werden wohl oder übel hier warten müssen, bis ich zurückkomme. Heute nacht werden wir wahrscheinlich kein Auge zutun, aber so ist das Leben eben.«
Simon Carter und Rupert Lang warteten bereits im Erdgeschoß, als Ferguson in der Downing Street ankam.
»Ferguson, wie konnte das um Himmels willen passie ren?« fuhr ihn Carter an.
»Das werden Sie hören, wenn ich es dem Premierminister erkläre«, entgegnete Ferguson bestimmt, während ein Butler sie die Treppe hinaufführte. »Wurden Sie von den Ereignissen der Nacht bereits unterrichtet?« fragte er Rupert.
Lang nickte. »Ich fürchte, ja. Schreckliche Sache.« Tatsache war, daß Lang über das Geschehen besser informiert war als alle anderen, denn nach der Theateraufführung war er am Cheyne Walk gewesen und hatte mit Grace, Curry und Belov gesprochen. Dort hatte ihn über sein Mobiltele fon auch die Nachricht erreicht, er solle sich umgehend in der Downing Street einfinden.
Sie wurden in das Arbeitszimmer geführt. Der Premierminister hielt sich nicht mit Begrüßungsfloskeln auf. »Setzen Sie sich, meine Herren, wir wollen sofort anfangen. Brigadier, wie konnte das passieren?«
Ferguson gab einen detaillierten Bericht über die Ereig nisse. Als er geendet hatte, schnaubte Carter zornig. »Also hat Dillon dieses Mal versagt, was?«
»Unsinn«, versetzte der Premierminister. »In dieser Situation hatten Dillon und Chief Inspector Bernstein keine Chance, das ist doch offensichtlich. Diese Frau war bereits vor Mr. Bell auf dem Friedhof und lauerte ihm auf. Was mich allerdings interessieren würde, ist, woher sie die Informationen über ihn hatte, woher sie überhaupt wußte, daß er in London war und wo er sich aufhielt.«
»In der Tat, das ist äußerst mysteriös, Premierminister. Und Dillon wies uns auf einen weiteren mysteriösen Aspekt hin.« Damit erklärte Ferguson kurz Dillons Theorie, daß der Motorradfahrer in Belfast mit der moslemischen Frau identisch sei.
»›30. Januar‹«, sann der Premierminister. »Verdammt, irgend etwas müssen wir doch gegen diese Leute unternehmen können! Brigadier, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie spezielle Nachforschungen einleiten könnten. Forsten Sie noch einmal alles durch, was wir an Akten über diese Gruppe haben, alles, womit sie je in Verbindung gebracht wurde. Irgend etwas muß es doch geben, irgendeinen Hinweis. Es muß etwas geben, was man bis jetzt übersehen hat.«
»Sollte es tatsächlich etwas geben, dann werden wir es auch finden«, nickte Ferguson.
»Vielleicht könnten Mr. Carters Leute dasselbe tun. Wenn man die Sache von zwei Seiten anpackt, muß sich doch ein Ergebnis erzielen lassen.«
»Natürlich, Premierminister«, beeilte sich Carter zu versichern. »Vor allem möchte ich herausfinden, warum diese Frau Dillon nicht erschossen hat, als sie die Chance dazu hatte.«
Der Premierminister stand auf und wärmte sich die Hände am Feuer. »Da sich die Ereignisse in Irland förmlich überstürzen, beabsichtige ich, bereits morgen meine Stippvisite bei Präsident Clinton zu machen. Mit ein bißchen Glück bin ich wieder zurück, bevor überhaupt jemand begreift, daß ich abwesend war. Ich will nicht, ich betone es noch einmal, ich will keinesfalls, daß dieser Vorfall auf dem Titelblatt des Daily Express landet.«
»Verstanden, Premierminister«, sagte Carter.
»Und ich möchte nochmals meiner Sorge Ausdruck verleihen, daß die protestantischen Fraktionen außer Kontrolle geraten und gerade in diesem kritischen Stadium die Hoffnung auf Frieden zunichte machen könnten. Diese Geschichte mit dem ›30. Januar‹ von heute abend ist unserem gemeinsamen Ziel kaum förderlich. Ich weiß, sie operieren querbeet,
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