Die Todesbraut
ein Fall von Synchronizität, daß wir nach Beirut fahren und auf einen weiteren KGBOffizier stoßen, der auf Geld aus ist, dieses Mal durch das Verscheuern von Plutonium.«
»Sie wollen doch nicht etwa andeuten, daß hier eine Verbindung besteht?«
»Nur insofern, als dadurch bewiesen ist, daß der KGB, oder wie er sich auch immer zur Zeit nennen mag, seine Finger in jede Gaunerei steckt, die sich gerade anbietet.«
»Und was sagt Ihnen das?«
»Daß es so etwas wie eine Rußland-Connection geben könnte. Deshalb ließ ich den Computer alles durchchecken, was mit der sowjetischen Botschaft in London zu tun hat. Das Personal, einfach den ganzen Haufen.«
»Brillant«, sagte sie. »Sonst noch irgendwelche Zufälle, die Sie überprüfen wollen?«
»Merkwürdig, daß Sie das fragen – ich weiß, daß es da noch etwas gibt, aber ich komme um alles Geld der Welt nicht darauf, was es sein könnte.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut.«
»Dann brauchen Sie vielleicht eine Mütze voller Schlaf.«
Dillon stand bereitwillig auf und griff nach seinem Jackett. »Zu mir oder zu dir?«
»Wo soll ich Sie hinschlagen, Dillon, wohin?« rief sie aufgebracht. »Ach, kommen Sie schon, ich bringe Sie nach Hause, Sie Schuft.« Damit verließ sie vor ihm das Büro.
Als die Limousine vom Luftwaffenstützpunkt in Otis das Haus in Hyannis Port erreichte, war Patrick Keogh rechtschaffen müde. Vor allem die letzten paar Kilometer durch den dichten Nebel hatten ihn angestrengt. Der Fahrer, ein Sergeant der Air Force, lehnte die angebotene Tasse Kaffee ab und machte sich umgehend auf den Rückweg.
Einen Moment lang blieb Patrick Keogh stehen und atmete tief durch, als plötzlich ein heftiger Windstoß vom Meer blies und durch die Nebelfetzen die weiße Gischt am Strand sichtbar wurde. Einem Impuls folgend, ging er hin unter, lauschte der donnernden Brandung und genoß den Wind in seinem Gesicht.
Da drang die Stimme seiner Frau durch das Tosen der Wellen. »Pat, bist du das?«
Er drehte sich um und erblickte seine Frau mit einer Taschenlampe in der Hand nur ein paar Schritte hinter sich. »Geht es dir gut? Stimmt etwas nicht? Man rief mich von Otis aus an, daß du unterwegs seist. Vorhin hörte ich dann einen Wagen.«
Er legte den Arm um sie und küßte sie. »Mein Kopf dröhnte etwas, du weißt ja, wie laut Helikopter sind. Ich wollte nur einen Moment lang frische Luft schnappen. Komm, laß uns jetzt ins Haus gehen.«
In der Küche schenkte er sich einen kleinen Scotch ein, fügte etwas Wasser hinzu und sah Mary dabei zu, wie sie den Kaffee zubereitete.
Sie war Literaturagentin von Beruf und ließ sich von nie mandem leicht hinters Licht führen, und sie war eine Frau, die mit nachtwandlerischem Instinkt fühlte, wenn etwas nicht in Ordnung war.
Mary schenkte ihrem Mann Kaffee ein. »Eigentlich solltest du ja keinen mehr trinken, du wirst nicht schlafen können.«
»Heute nacht werde ich ohnehin kein Auge zutun.«
Sie nahm ihm gegenüber am Küchentisch Platz. »Also, raus mit der Sprache, Pat.«
Er atmete noch einmal tief durch und begann zu erzählen.
Als er zum Ende gekommen war, sagte sie: »Es könnte die Büchse der Pandora sein. Sie bitten dich, deinen Kopf in die Schlinge zu legen. Nicht einmal die IRA kann all ihre Leute kontrollieren. Denke doch an all die Splittergruppen, das sind echte Verrückte. Und sieh dir die Leute von INLA an, die Mountbatten ermordeten. Und die protestantischen Loyalisten sind genauso schlimm. Die ›Ulster Volunteer Force‹, die ›Ulster Freedom Fighters‹ und die ›Red Hand of Ulster‹. Das sind Fanatiker, die selbst vor dem Mord an Königin Elizabeth nicht zurückschrecken würden, wenn sie sich dadurch einen Vorteil für ihre Sache versprächen, und trotzdem würden sie sich immer noch als Loyalisten bezeichnen.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist eine verrückte, eine wahnsinnige Welt dort drüben. So viel Blut, so viele Jahre der Brutalität.«
»Deswegen muß dem Ganzen endlich ein Ende gesetzt werden.« Keogh griff nach der Kaffeekanne. »Es erfordert eine Menge Mut, die richtige Entscheidung zu treffen. Übrigens, bevor ich abflog, war ich noch kurz auf dem Friedhof in Arlington. Schließlich war es Präsident Kennedy, der mich zur Politik brachte. Ich fühlte mich ihm nahe.«
»Das wirst du auch immer sein.«
»Da wir gerade von Helden sprechen …« Er lächelte sie
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