Die Todesbraut
uns erklären«, meinte der Premierminister.
»Ich sah die Berichte, wie Sie sicherlich auch. Es gibt genügend Hardliner in der IRA, die nicht mit der von Gerry Adams und seinen Anhängern betriebenen Politisierung des Kampfes einverstanden sind. Es gibt immer noch viele, die eine Entscheidung lieber mit der Waffe und der Bombe herbeiführen würden. Daher scheint es mir durchaus möglich, daß es darunter auch Leute geben könnte, denen der Tod Keoghs als Vorteil erscheinen mag.«
»Wie kommen Sie darauf? Ich glaube, ich kann Ihnen im Moment nicht ganz folgen«, sagte John Major.
»Weil sich automatisch die Vermutung einstellen würde, daß die Protestanten dafür verantwortlich sind«, erklärte Ferguson. »Ich glaube, dann würden alle Verhandlungen eingestellt werden, und das für unabsehbare Zeit.«
»Ich fürchte, damit hat er nicht unrecht«, meinte Carter.
Der Premierminister nickte nachdenklich. »Dann müssen wir eben alles unternehmen, um diesen Fall zu verhindern. Und das ist Ihr Job, Brigadier.«
Carter unterbrach: »Der Sicherheitsdienst würde sich gerne zur Verfügung stellen. Wir haben schließlich nicht unbedeutende Erfahrungen auf irischem Boden, das muß ich wohl kaum betonen.«
»Aber nicht in der Republik«, entgegnete John Major und lächelte. »Das wäre ja illegal, nicht wahr?«
»Eine reine Formalität, wie Sie wissen, Premierminister. MI 6 arbeitet doch ständig dort.«
»Aber nicht in dieser Angelegenheit. Wie gesagt, stellte Senator Keogh äußerst spezifische Bedingungen in bezug auf seine Sicherheit.« John Major wandte sich an Ferguson. »Verursacht Ihnen dieser Auftrag in irgendeiner Weise Probleme?«
»Keineswegs, Premierminister. Senator Keogh landet gewissermaßen aus heiterem Himmel in Shannon. Von dort aus fliegt er per Helikopter zur Abtei von Drumgoole. Die Mutter Oberin wird von seinem bevorstehenden Besuch erst informiert, wenn er schon fast im Landeanflug ist. Dort wird er sich etwa eine halbe Stunde aufhalten und anschließend zum Ardmore House fahren, wo lediglich Gerry Adams über sein Kommen informiert ist.«
»Und wie sehen die dortigen Sicherheitsvorkehrungen aus?« fragte Rupert Lang.
»Dafür ist bestens gesorgt«, antwortete Ferguson. »Die IRA trifft bei derartigen Veranstaltungen stets strengste Sicherheitsmaßnahmen. Alle Delegierten werden völlig von den Socken sein, wenn Gerry Adams den Senator vorstellt. Keogh wird seine Rede gehalten haben und sich schon wie der auf dem Rückflug befinden, bevor sie sich von dem Schock erholt haben.«
»So gesehen hört sich alles höchst unproblematisch an«, meinte der Premierminister.
»So könnte es laufen«, fuhr Ferguson fort, »allerdings unter einer Voraussetzung: Absolute Geheimhaltung. Nie mand darf von seinem Kommen erfahren, weder in Shannon oder in Drumgoole noch im Ardmore House.«
»Und Sie und Dillon werden die einzigen sein, die sich um seine Sicherheit kümmern?«
»Nein, ich werde auch Chief Inspector Bernstein mitnehmen. Wir drei sollten eigentlich genügen.«
Der Premierminister nickte. »Gut, wir wollen helfen, daß alles gut geht.« Er sah die anderen beiden an. »Wir nehmen an, daß das Treffen in Ardmore in wenigen Tagen stattfindet. Ich werde Sie natürlich verständigen. Im Moment, meine Herren, wäre das alles. Der Brigadier wird in Washington erwartet.« Dann schüttelte er Ferguson die Hand. »Viel Glück, Brigadier. Dies ist vielleicht der wichtigste Auftrag, den Sie je hatten.«
Um zehn Uhr dreißig startete der Learjet in Gatwick. Wie üblich hatten zwei Piloten der Royal Air Force das Cockpit übernommen. Im Passagierraum hatten Ferguson und Dillon Platz genommen. Letzterer schmökerte in einer Zeitschrift, während sich Ferguson durch zwei Tageszeitungen arbeitete. Später, als sie die Küste von Wales bereits hinter sich gelassen hatten und über den Atlantik hinausflogen, bereitete der Ire Tee. »Hier sind jede Menge Sandwiches, Brigadier, wenn Sie Hunger verspüren sollten.«
»Später vielleicht. Chief Inspector Bernstein machte einen etwas unglücklichen Eindruck.«
»Ja, sie fühlte sich benachteiligt.«
»Das tut mir leid, aber irgendwer muß sich ja auch um das Alltagsgeschäft kümmern.« Er schüttelte den Kopf. »Frauen sind wirklich nicht mit Vernunft gesegnet, Dillon. Sie denken einfach nicht wie wir Männer. Völlig andere Spezies.«
»Gütiger Himmel, wenn die holde
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