Die Todesbraut
Schwestern.«
»Das stimmt, Mr. President.«
»Das Kirchenfenster befindet sich jetzt in einem kleinen Seitenflügel, der Keogh-Kapelle. Wie ich hörte, riefen Sie eine Stiftung ins Leben, die die Schwestern unterstützen soll, deren Schulbetrieb im Kloster auszubauen.«
»Ja, dabei hatte ich ziemliches Glück, denn es gelang mir, das Interesse einiger solventer Geschäftsleute an der Arbeit der Schwestern zu wecken.«
»Aber Sie hatten noch keine Gelegenheit, das Kloster zu besuchen?«
»Das werde ich nachholen, sobald ich einmal die Zeit dazu finde«, sagte Keogh.
»Warum nicht gleich, Patrick?« fragte der Präsident. »Wir sagen einfach, Sie verbringen Ihren Urlaub in Paris, das wird kaum einen Journalisten interessieren. Sie fliegen via Irland, wo Sie am Shannon Airport landen. Von dort aus fliegen Sie unter dem Vorwand, die Abtei in Drumgoole besichtigen zu wollen, mit einem Hubschrauber weiter.«
»Sehen Sie«, warf John Major ein, »wir erwischen die Presse- und TV-Leute auf dem falschen Bein, und Sie sind bereits unterwegs, bevor irgendwer begreift, was vor sich geht.«
»Das stimmt«, nickte Clinton. »Ich sprach mit dem irischen Premier, er ließ das Kloster in Augenschein nehmen. Es besteht aus einer Kirche und einer Grundschule, die von den Schwestern geführt wird. Wenn Sie dort auftauchen, wird man eine Messe zelebrieren, die Kinder werden Ihnen Blumen überreichen und Ihnen hinterherwinken, wenn Sie wieder abfliegen. Und kein Mensch ahnt, daß Sie noch einen kleinen Abstecher zum Ardmore House planen. Dort findet nämlich das Treffen der Anhänger Sinn Feins und der IRA statt. Sie halten Ihre Rede …«
»Zum Wohl oder Unwohl der Sache«, warf Keogh ein.
»Zum Wohl, Patrick, dessen bin ich mir sicher. Dann zurück nach Shannon und weiter nach Paris.«
Keogh nickte bedächtig. »Absolut geheim die ganze Sache?«
»Absolut. Sehen Sie, sollte Sie in Shannon wider Erwarten doch jemand zu Gesicht bekommen und Sie erkennen, wäre der Besuch im Kloster von Drumgoole doch eine gute Erklärung. Und die Mutter Oberin würde erst von Ihrem bevorstehenden Besuch erfahren, wenn Sie sich bereits auf dem Weg dorthin befänden.«
»Ja, ich verstehe.«
Wieder herrschte kurzes Schweigen. Dann fuhr John Major behutsam fort: »Sehen Sie ein Problem, Senator?«
»Nur, wenn die Sache nicht topsecret bleibt«, entgegnete Keogh. »Ich weiß sehr wohl, daß die amerikanische Botschafterin in Dublin von Hardlinern aus den Reihen der protestantischen Loyalisten Morddrohungen erhalten hat. Ich hörte, daß sie als Kennedy-Hure bezeichnet wird. Gott weiß, wie sie mich nennen würden.«
»Ja, wir machen uns große Sorgen um die Haltung der Gegenseite«, seufzte John Major. »Aber wir dürfen dadurch die Friedensverhandlungen keinesfalls gefährden.«
»Natürlich nicht«, stimmte Keogh zu. »Aber wenn bekannt wird, was ich im Schilde führe, könnten die Orangeisten auf die Idee verfallen, mich für immer von der Bühne verschwinden zu lassen. Um es klar auszudrücken: Der Mord an Liam Bell erfüllt mich nicht gerade mit großer Zuversicht.«
Clinton ging zu seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück und setzte sich. »Weiß Gott, es wird kein Picknick werden, und wir bitten Sie tatsächlich, sich geradewegs ins Kreuzfeuer zu begeben. Deshalb schlage ich vor, wir halten uns an das Prozedere, das ich vorhin darlegte: Allergrößte Geheimha ltung. Nur ein äußerst begrenzter Personenkreis wird von Ihrer Reise unterrichtet sein.«
»Und wie wollen Sie mit der IRA-Konferenz verfahren? Dort muß man doch wissen, daß ich komme?«
John Major ergriff das Wort. »Gerry Adams will die Sache in Schwung bringen, darüber besteht kein Zweifel. Ich bin sicher, wir können etwas arrangieren. Wie wäre es, wenn Sie dort völlig überraschend auftauchen würden?«
»Die Idee gefällt mir«, meinte Clinton. »Die Schockwirkung wäre enorm. Was halten Sie davon, Patrick?«
»Ich bin mir nicht so sicher«, seufzte Keogh. »Ich bin mir der Wichtigkeit des Unternehmens sehr wohl bewußt, aber Sie erwarten von mir, daß ich mich an die Front be gebe. Schlie ßlich bin ich nicht mehr der Jüngste.« Wieder zeigte er sein verschmitztes, schiefes Grinsen. »Okay, ich bin angesichts der Aussichten sicherlich etwas ängstlich, schließlich muß ich auch auf meine Familie Rücksicht nehmen. Ich müßte mich zuerst mit meiner Frau beraten, die ist
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