Die Todesbraut
aber bereits in unserem Ferienhaus in Hyannis Port. Uns trennen nur ein paar Kilometer Strand von Ted Kennedys Anwesen.«
»Wieviel Zeit benötigen Sie?«
»Vierundzwanzig Stunden.«
»Ich reise morgen mittag wieder ab«, gab John Major zu bedenken.
»Gut, ich melde mich bis dahin.«
Er erhob sich, und Clinton drückte auf den Summer, wodurch ein Bediensteter herbeigerufen wurde. »Ich gab dem diensthabenden Offizier in der Andrews Airforce Base die Anweisung, Ihnen in jeglicher Hinsicht zu Diensten zu sein. Wenn Sie heute abend noch nach Hyannis Port wollen, wird man Sie umgehend dort hinfliegen.«
»Sehr freundlich, Mr. President.« Keogh gab John Major die Hand. »Premierminister, ich werde Ihnen morgen meine Entscheidung mitteilen.«
Hinter ihm öffnete sich die Tür, und der Marineleutnant begleitete Patrick Keogh hinaus.
Keogh hielt sich nicht damit auf, in sein Haus in Washington zu fahren, sondern ließ sich von seinem Chauffeur sofort zur Andrews Airforce Base fahren. Vom Auto aus rief er den befehlshabenden Offizier an und kündigte sein Kommen an. Unterwegs fiel ihm plötzlich etwas ein. Er wies seinen Fahrer an, einen Umweg über den Nationalfriedhof in Airlington zu machen. Es regnete heftig, deshalb nahm er dankbar den Regenschirm entgegen, den ihm der Chauffeur aufgespannt hatte, und ging dann zu Präsident Kennedys Grab. Er hatte schon eine ganze Weile in Gedanken versunken davor gestanden, als sich ihm eine ältere Dame näherte.
»Welch ein Mann«, sagte sie. »Der größte Präsident unseres Jahrhunderts.«
»Damit haben Sie wohl recht«, stimmte ihr Keogh zu.
»Er gab den Menschen Hoffnung«, fuhr sie fort. »Das war seine größte Gabe, und er hatte Mut. Außerdem war er ein Kriegsheld. Bewundernswert.«
Sie sah ihn von der Seite an. »Entschuldigen Sie, aber kenne ich Sie nicht von irgendwoher? Sie kommen mir so bekannt vor?«
Patrick Keogh schenkte ihr sein charmantes Lächeln. »Nein, das glaube ich kaum. Ich bin niemand Besonderes.« Mit diesen Worten wandte er sich um und spazierte davon.
Auf dem Luftwaffenstützpunkt hatte man einen Helikopter bereitgestellt, warnte aber vor dichtem Nebel über dem ganzen Cape Cod, insbesondere sei die Gegend von Hyannis Port davon betroffen. Das Beste, was man ihm anbieten könne, sei ein Flug bis zur Otis Air Force Base, wo man ihm eine Limousine bereitstellen würde. Er erklärte sich damit einverstanden, und schon zwanzig Minuten später flog er den Potomac entlang, während die Dämmerung am Horizont aufzog.
Keogh versuchte, sich mit der Washington Post abzulenken, aber sein Gehirn weigerte sich, das Gelesene aufzunehmen. Seine Gedanken wurden beherrscht von der Situation, die der Präsident und der Premierminister ihm geschildert hatten. Mit plötzlicher Klarheit erkannte er, daß er vor der wichtigsten Entscheidung seines Lebens stand.
In London war es fast Mitternacht, und Dillon saß immer noch an seinem Schreibtisch und las die Computerausdrucke. Es war sehr still. Plötzlich öffnete sich die Tür, und Hannah Bernstein trat ein. Sie trug einen Regenmantel.
»Das glaube ich einfach nicht! Ich habe den ganzen Abend versucht, Sie zu erreichen. Warum schalten Sie Ihren Anrufbeantworter nicht ein?«
»Ich hasse diese verdammten Dinger.«
»Schließlich kam ich auf die verrückte Idee, daß Sie womöglich immer noch hier sind.«
Er gab keine Antwort, las einfach weiter. »Womit Sie wieder einmal recht hatten.« Schließlich legte er den Stapel Papiere zur Seite, lehnte sich zurück und drehte seinen Stuhl zu ihr herum. »Glauben Sie an Zufälle?«
»Manchmal. Weshalb fragen Sie?«
»C. G. Jung prägte den Begriff der Synchronizität, womit er
Ereignisse bezeichnete, die zeitlich offenbar zufällig zusammenfallen, und das Gefühl, daß dahinter vielleicht ein tieferer Sinn liegt.«
»Und was hat das mit dem ›30. Januar‹ zu tun?«
»Oh, ich weiß nicht. Mein Kopf dröhnt von all dem hier. All diese Morde mit der Beretta, das ist kein Zufall, das sind Tatsachen. Vier IRA-Mitglieder erschossen, das ist eine Tatsache, kein Zufall.«
»Ja, und?«
Er zündete sich eine Zigarette an. »Zwei Londoner KGBChefs erschossen. Warum? fragte ich mich. Und dann nennt uns der gute alte Bert Gordon den Grund für den Anschlag auf Sharp und Silsev. Drogen.«
»Und warum wurde Ashimov getötet?«
»Ich weiß es nicht. Aber es ist
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