Die Todesbraut
verschmitzt an. »Manche Menschen mögen der Meinung sein, daß ich im Laufe meiner Karriere eine beträchtliche Anzahl von Fehlern begangen habe. Aber dieses Mal begehe ich keinen. Dieses Mal stehe ich meinen Mann.«
»Du wirst also fahren?«
»Ich fürchte, ja.«
»Kann ich mitkommen?«
»Nein.«
Sie seufzte. »Verstehe.«
»Bist du mir böse?«
»Nein, um ehrlich zu sein, ich bin stolz auf dich.«
»Gut.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Komm, laß uns zu Bett gehen. Ich werde gleich morgen früh nach Washington zurückfliegen und den Präsidenten und den Premierminister von meiner Entscheidung unterrichten.«
Es war ein sonniger Morgen, weiße Wolkenfetzen übersäten den Himmel, und die Luft war nach den Regenfällen klar und rein, als Patrick Keoghs Limousine erneut durch den Osteingang auf das Weiße Haus zufuhr. Keogh wurde von demselben Marineleutnant begrüßt wie am Abend zuvor.
»Guten Morgen, Senator.«
»Gibt man Ihnen denn niemals frei?« fragte Keogh.
»Selten, Sir.« Der junge Offizier lächelte. »Marinesoldat zu sein, hat in meiner Familie eine lange Tradition, Sena tor. Weg der Pflicht, oder wie man das nennen will. Kommen Sie hier entlang, der Präsident und der Premierminister sind im Rosengarten.«
Als Keogh auf sie zukam, drehte sich Bill Clinton um und lächelte. »Sie müssen aber heute früh aufgestanden sein.«
»Beileibe, ja, aber ich wollte Sie noch vor dem Abflug des Premierministers beide zusammen antreffen.«
»Werden Sie fahren?« fragte Clinton.
»Ja, Sie können mit mir rechnen. Welchen Zeitplan hatten Sie sich vorgestellt?«
Clinton sah John Major an, der nun das Wort ergriff. »Zie mlich bald. Am besten innerhalb der nächsten paar Tage. Der irische Premier und Gerry Adams müßten mittlerweile wissen, wann das Treffen stattfinden wird.«
»Wir werden Sie so früh wie möglich informieren, Patrick«, sagte Clinton.
»Gut. Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
»Stellt sich noch die Frage Ihrer persönlichen Sicherheit«, meinte Clinton.
Patrick Keogh grinste schief. »Mr. President, ich gebe ein großes Ziel ab. Dennoch bin ich von dem Gedanken, ständig von einem Dutzend Geheimdienstleuten umgeben zu sein, wenig angetan.«
»Aber Sie müssen Personenschutz haben«, rief Clinton erschrocken.
»Das schon, aber vielleicht sollten wir uns in dieser Angelegenheit von unseren britischen Freunden beraten lassen, den Experten, wenn es um Irland geht.« Er wandte sich an John Major. »Was meinen Sie, Premierminister?«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Senator«, antwortete John Major.
»Betrachten wir doch das Problem etwas näher. Ich lande in Shannon, dann per Helikopter nach Drumgoole, anschließend lege ich einen Zwischenstop in Ardmore House ein und fliege dann zurück nach Shannon. Dafür brauche ich wohl kaum die SAS zu meinem Schutz. Wen würden Sie empfehlen, MI 5 vielleicht?«
»Nein, da die Operation auf ausländischem Territorium stattfindet, wäre es höchstens ein Fall für MI 6, Senator.«
»Sie klingen nicht besonders begeistert«, bemerkte Keogh. »Hören Sie, Premierminister, ich halte meinen Kopf hin, also wen bieten Sie mir an? Wer sind Ihre besten Leute?«
»Meine beste Truppe ist etwas außergewöhnlich«, sagte Major bedächtig. »Sie wird allgemein als die Privatarmee des Premierministers bezeichnet. Sie existiert nun schon seit ein paar Jahren, und ihre Hauptaufgabe besteht in der Bekämpfung des Terrorismus. Sie ist allein dem Premierminister verantwortlich.«
»Hört sich gut an. Taugt sie etwas?«
»Sie ist außerordentlich effektiv und ziemlich skrupellos. Die Einheit arbeitet unter dem Kommando von Brigadier Charles Ferguson.« John Major zögerte. »In dem Zusammenhang sollte ich Sie vielleicht auf einen etwas ungewöhnlichen Umstand hinweisen. Fergusons rechte Hand heißt Sean Dillon. Er war jahrelang ein gefürchteter Vollstrecker der IRA, und
1991 versuchte er sogar, die Downing Street in die Luft zu jagen, als gerade das gesamte Kriegskabinett tagte.«
Patrick Keogh lachte schallend. »Der Hundesohn! Und jetzt arbeitet er für Sie?«
»Und für Irland gewissermaßen. Wie die meisten von uns ist er der Meinung, daß das Blutvergießen schon zu lange andauert.«
»Gut.« Keogh nickte und sah Bill Clinton an. »Mr. President, ich habe mich entschlossen, die Aufgabe zu übernehmen, aber ich stelle eine
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