Die Todesbraut
Ansicht nach ihre Rolle als pakistanische Frau ganz hervorragend spielte. Darf ich Sie weiter daran erinnern, daß Grace Browning zum Zeit punkt meines Treffens mit den ›Sons of Ulster‹ in Belfast ein Engagement hatte und daß ich sie an der Champagnerbar des Dorchester in der Gesellschaft Currys, Langs und Belovs gesehen habe?«
»Nein, das wäre zuviel für mich«, seufzte Ferguson. »Was wollen Sie tun?«
»Ich will von ihrem Agenten erfahren, ob sie bereits in Belfast spielte, bevor Hannah und ich dort ankamen. Ich will außerdem in die Akten sehen und ihren Hintergrund etwas durchleuchten.«
»Tun Sie das.«
Dillon blieb im Türrahmen stehen und wandte sich an Hannah. »Erinnern Sie sich an die Nacht, als wir über Synchronizität sprachen und Sie mich fragten, ob es noch weitere zufällige Begebenheiten gäbe, die ich überprüfen wollte?«
»Sicher. Sie bejahten meine Frage, konnten sich aber um nichts in der Welt vorstellen, welche das sein konnten.«
»Es fiel mir schließlich doch noch ein. In jener Nacht in Belfast, als mir die geheimnisvolle Frau das Leben rettete und anschließend den Arm zum Gruß hob, da hatte ich Grace Brownings Foto auf einem Theaterplakat im Europa gesehen. Nachdem mich dieselbe Frau am Vance Square nicht erschossen hatte und mich mit der identischen Geste wieder grüßte, ging ich über die Upper Street zum King’s Head und sah wieder Grace Brownings Foto auf einem Theaterplakat.«
Einen Moment lang war es still im Büro. Schließlich sagte Ferguson: »Das ist ein ziemlich magerer Beweis, Dillon. Ein höchst willkürlicher Schluß.«
»Ich weiß, Brigadier, aber genau das ist es, was C. G. Jung mit seinem Begriff Synchronizität bezeichnete«, entgegnete Dillon und verschwand in seinem Büro.
Es war kaum eine Stunde vergangen, da standen Dillon und Hannah wieder vor Fergusons Schreibtisch.
»Nun, haben Sie etwas herausgefunden?« fragte er und sah von seinen Akten hoch.
Hannah sah Dillon an. »Fangen Sie an.«
»Im Oktober 1991 spielte Grace Browning für kurze Zeit in Brendan Behans Stück Die Geisel am Minerva Theater in Chichester. Danach engagierte man die Truppe mit demselben Stück für zwei Wochen an das Lyric Theatre in Belfast. Das war während der ersten beiden Novemberwochen.«
Er legte eine Pause ein. »Weiter«, sagte Ferguson.
»Der Mord an den beiden IRA-Mitgliedern, zu denen sich der ›30. Januar‹ bekannte, fiel in die erste Woche des Engagements.« Dillon wandte sich zu Hannah. »Hannah?«
Hannah Bernstein fuhr fort: »Professor Curry hielt sich vier Tage in Belfast auf, darunter auch zum fraglichen Zeitpunkt. Rupert Lang war zwei Tage in Belfast, darunter ebenfalls am Tag der Morde.«
»Gütiger Himmel!« seufzte Ferguson.
»Es kommt noch schlimmer«, warnte Hannah. »Den Unterlagen zufolge hat Lang die Erlaubnis, eine Handfeuerwaffe zu tragen, wenn er sich in Nordirland aufhält.«
»Welche Waffe besitzt er?«
»Eine Beretta 9 Millimeter Parabellum. Wir müßten Kugeln untersuchen, die aus der Waffe stammen.«
»Natürlich«, meinte Ferguson. »Aber es gibt wohl kaum mehr einen Zweifel daran, was wir finden würden.« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht!«
»Es gibt noch einen Hinweis«, sagte Dillon. »Curry scheint aus Dublin zu stammen. Seine Familie war traditionsgemäß irischnationalistisch eingestellt, aber seine Mutter war eingetragenes Mitglied der kommunistischen Partei.«
»Na gut, das könnte Currys Beweggründe erklären. Aber diese Browning, eine unserer besten Schauspielerin nen, und Rupert Lang …«
»Einen möglichen Schlüssel haben wir, Sir«, sagte Hannah Bernstein. »Gewalt. Als Grace Browning zwölf Jahre alt war, wurden ihre Eltern bei einem Raubüberfall in Washington ermordet. Sie war dabei und mußte alles mit ansehen.«
»Entsetzlich!«
»Danach kam sie nach London und lebte bei ihrer Tante in dem Haus am Cheyne Walk, das sie noch immer bewohnt.«
»Und Rupert Lang ist nicht nur Mr. Dressman«, fügte Dillon hinzu. »Er war am ›Bloody Sunday‹ mit 1 Para dabei, wurde verwundet und tötete seiner Militärakte zufolge mindestens drei Menschen. Schließlich verlieh man ihm sogar das Militärverdienstkreuz für seine Spitzeldienste.«
Ferguson seufzte und sah Hannah an. »Ist es nun immer noch ein Fall, der lediglich auf Indizien aufgebaut ist, Chief Inspector?«
»Oh ja, Sir,
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