Die Todesbraut
war seine vollkommene Verblüffung anzuhören. »Das ist doch unvorstellbar!«
»Premierminister, folgen Sie in dieser Angelegenheit meinem Rat. Wir müssen sämtliche Möglichkeiten abklären. Geben Sie mir wenigstens ein paar Stunden.«
Nach kurzem Schweigen fuhr John Major fort: »Ich bin mehr als beunruhigt, Brigadier, denn für gewöhnlich be halten Sie recht. Aber ich würde es vorziehen, wenn Sie ausnahmsweise einmal einem Irrtum unterlägen. Aber machen Sie weiter, und teilen Sie mir so schnell wie möglich das Ergebnis Ihrer Ermittlungen mit.«
Als Ferguson Dillons Büro betrat, summte der Computer, und Hannah und Dillon saßen davor. Ferguson sprühte jetzt geradezu vor Energie. Resolut und in geschäftsmäßigem Ton sagte er. »Also, wie gehen wir nun vor?«
»Wir überprüfen gerade Tom Curry«, antwortete Hannah.
Ferguson nickte. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. An der Londoner Universität gibt es einen Professor Curry, der auch in einer Reihe von Regierungsausschüssen sitzt.«
Der Drucker begann, Papier auszuspucken, und Dillon riß es vor Ungeduld fast heraus und legte das Blatt auf den Tisch. Tom Currys Gesicht starrte sie an. Die Datenbank lieferte nicht nur Details seiner akademischen Laufbahn, sondern auch, wie bei Mitarbeitern der Regierung üblich, intime Einzelheiten seines Privatlebens.
»Cambridge«, las Ferguson und runzelte die Stirn. »Du meine Güte, er war an der Moskauer Universität. Dort arbeitete er an seiner Doktorarbeit.«
Der Drucker ratterte weiter. »Jetzt kommt Rupert Lang«, meldete Hannah.
»Das ist ja nicht zu fassen!« rief Ferguson. »Hier steht, daß Curry und Lang seit Jahren in Längs Haus, Dean Close, zusammenleben. Das ist nur einen Katzensprung von Westmin ster entfernt. Die beiden haben seit ihrer gemeinsamen Zeit in Cambridge eine homosexuelle Bezie hung.«
»Ja, aber lesen Sie weiter«, meinte Hannah. »Currys akademische Karriere ist interessant. Er arbeitete in Yale und Harvard, zur Zeit ist er Professor an der Londoner Universität. Aber sehen Sie, Sir, er ist drei bis vier Tage pro Woche als Gastprofessor an der Queen’s University in Belfast.«
»Hochinteressant!« Ferguson war jetzt mit Feuereifer bei der Sache. »Wir wissen, daß sich Curry zu der Zeit, als Sie und Dillon sich mit den ›Sons of Ulster‹ beschäftigten, in Belfast aufhielt, Chief Inspector.«
»Ja, Sir.«
»Erinnern Sie sich an diese beiden Fußsoldaten der Provisorischen IRA, die damals in einer Gasse erschossen wurden? Danach bekannte sich der ›30. Januar‹ dazu. Es wäre interessant zu wissen, ob sich Professor Curry zu der Zeit gerade in Belfast aufhielt.«
»Es wäre außerdem interessant zu wissen, ob Rupert Lang zu dem Zeitpunkt in Belfast war«, fügte Dillon hinzu.
»Das läßt sich doch leicht herausfinden«, meinte Ferguson.
»In dem Zusammenhang erhebt sich auch die Frage nach der berühmten Beretta, die der ›30. Januar‹ stets benutzte, mit Ausnahme von der Sache mit den ›Sons of Ulster‹«, sagte Dillon. »Die Tatsache, daß eine in London benutzte Waffe in Belfast auftaucht, obwohl die Sicherheitskontrollen bei der Einreise nach Ulster derart streng sind, gibt mir zu denken. Hannah gegenüber äußerte ich bereits meine Vermutung, daß der Besitzer der Beretta die Lizenz hat, eine Waffe zu tragen.«
»Das trifft auf einen Minister der Krone natürlich zu. Aber das läßt sich schnell feststellen.« Ferguson legte die Stirn in Falten und rieb sich den Nasenrücken. »Da fällt mir gerade etwas zu den beiden KGB-Leitern ein, die erschossen wurden. Offenbar hat sich seit dem Umbruch in Rußland während der letzten paar Jahre die lang existierende Fehde zwischen dem GRU und dem KGB intensiviert. Hier könnte man eine Verbindung zu Belov finden. Ich kümmere mich darum.«
»Ich rufe die Queen’s University an, um herauszufinden, ob Curry zum Zeitpunkt der Morde an den beiden IRAAngehörigen in Belfast war«, sagte Hannah. »Und ich versuche herauszufinden, wann Lang im Nordirlandministerium und in Belfast war.«
»Und was machen Sie, Dillon?« fragte Ferguson.
»Ich rufe mal eben Grace Brownings Agenten an.«
Ferguson, der soeben nach dem Telefon greifen wollte, hielt inne. »Warum das denn?«
»Es war eine Frau, die mich damals vor dem Anschlag der ›Sons of Ulster‹ rettete. Und es war eine Frau, die Liam Bell tötete. Eine Frau, die meiner
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