Die Todesbraut
was das ist, Dillon.« Sie trat neben ihn. Belov lächelte ihr aus dem Foto entgegen.
»Kommt er Ihnen nicht bekannt vor?« fragte Dillon.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Könnte ich nicht sagen.«
»Aber mir.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Ferguson stürmte herein. »Ah, ist der Tee schon fertig? Wundervoll. Ich nehme schnell eine Tasse, bevor ich mich auf den Weg in die Downing Street mache.«
Hannah Bernstein reichte ihm eine Tasse.
»Dillon glaubt, bei seinen Ermittlungen über den ›30. Januar‹ auf etwas gestoßen zu sein, Sir.«
»Oh, erzählen Sie.«
»Oberst Yuri Belov.« Dillon deutete auf den Ausdruck. »Wissen Sie etwas über ihn?«
»Er ist der oberste Kulturattaché an der russischen Botschaft. Ich sah ihn des öfteren auf Botschaftsempfängen.«
»Hier heißt es, er sei möglicherweise Leiter der GRU in London.«
»Ja, diese Vermutung wird immer wieder erörtert, konnte aber noch nie bewiesen werden. Außerdem gerie ten wir noch kein einziges Mal mit der GRU in irgendeine Art von Interessenkonflikt. Was den KGB betrifft, sieht die Sache allerdings völlig anders aus.« Ferguson nippte an seinem Tee. »Aber worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
»Ich sah ihn nur ein einziges Mal, aber das war meiner Meinung nach äußerst aufschlußreich.« Dillon wandte sich an Hannah. »Erinnern Sie sich, als wir im Hotel Europa waren? Ich erzählte Ihnen doch, ich hätte mit Grace Browning, der Schauspielerin, und einem Professor Curry gesprochen?«
»Ja, und weiter?«
»Ich sah sie im Dorchester wieder, und zwar in der Nacht, als Liam Bell ermordet wurde. Sie saß mit Curry an der Champagnerbar. Dann stieß Rupert Lang zu ihnen, und sie schienen sich alle sehr zugetan zu sein, küßten sich wie alte Freunde, na, Sie wissen schon.«
»Lieber Himmel, Dillon, was soll das? Demnach ist sie eben auch mit Rupert Lang befreundet, na und?« fuhr ihn Ferguson an.
Dillon hielt den Computerausdruck hoch. »Dieser Mann gesellte sich zu ihnen, Brigadier. Oberst Yuri Belov, möglicherweise Leiter der GRU in London. Jetzt müssen Sie wohl zugeben, daß das eine phantastische Skandalgeschichte für die Sonntagsblätter wäre. Ein Minister der Krone und ein russischer Agent.«
»Aber ich sagte Ihnen doch, ich selbst traf den Mann des öfteren auf Botschaftspartys. Diese Leute sind doch ständig irgendwo eingeladen.« Ferguson stellte seine Tasse ab. »Und unsere Politiker stehen laufend auf den Einladungslisten derartiger Anlässe. Jeder trifft jeden, Dillon.«
Unbeirrt fuhr Dillon fort: »Lassen Sie mich aussprechen. Hören Sie mir zu, später können Sie mich ja an die Luft setzen, wenn Sie wollen.« Er wandte sich an Hannah. »Und Sie benutzen ebenfalls Ihr brillantes Polizistinnengehirn.«
»Also gut«, Ferguson gab sich geschlagen. »Kommen Sie in mein Büro, und erzählen Sie Ihre Theorie.«
Ferguson setzte sich an seinen Schreibtisch, und Dillon er griff erneut das Wort. »Neulich sprach ich mit Hannah über Zufälle. Wir kamen auf C. G. Jung zu sprechen und wurden etwas akademisch, aber was ich wirklich aus drücken wollte, war, daß ich nicht an Zufälle glaube.«
Fergusons Interesse schien nun geweckt. »Weiter.«
»Wie ich zu Hannah schon sagte, all diese Morde mit der Beretta durch den ›30. Januar‹, das ist kein Zufall. Vier Mitglieder der IRA ermordet – auch kein Zufall. Zwei Leiter des hiesigen KGB erschossen. Zufall? Das kann ich nicht glauben. Deshalb ließ ich mir vom Computer auch alles ausdrucken, was es an Information über das gesamte russische Botschaftspersonal gibt.« Er lächelte. »Ich habe doch immer gehört, daß ein guter Polizist eine Nase für Verbrechen entwickelt, auch wenn ihm keine Fakten vorliegen. Fangen Sie an, hier etwas Ungewöhnliches zu riechen, Chief Inspector?«
Hannah sah Ferguson an. »Ich möchte noch mehr hören, Sir.«
»Es gibt mehr«, meinte Ferguson grimmig. »Nun rücken Sie schon raus mit der Sprache, Dillon.«
»Denken Sie an mein Treffen mit Daley, damals in Belfast, diese Geschichte mit den ›Sons of Ulster‹. Das angebliche Treffen mit Daniel Quinn, als sie mich in die Falle lockten. Wer wußte davon? Hannah, aber sie wußte den Ort des Treffens nicht. Sie, Brigadier, der Premierminister, Simon Carter und Rupert Lang.« Er sah Hannah an. »Nun lassen Sie doch mal hören, was eine hochintelligente Kriminalistin wie Sie
Weitere Kostenlose Bücher