Die Todesbraut
auf.«
Damit setzte er sich ans Steuer und gab Gas. Carson sah ihnen nach und kehrte dann in seine Nissenhütte zurück. Er zündete sich eine Zigarette an und blickte zu den beiden Koffern hinüber. Schließlich zuckte er mit den Achseln und hob sie auf seinen Schreibtisch. Er öffnete den ersten und erblickte die Soutane eines Priesters und eine Stola. Der zweite Koffer enthielt ein Nonnenhabit. Darunter lagen eine Kalaschnikow und eine Beretta.
Ein kalter Schauder lief seinen Rücken hinunter, und er schloß hastig den Koffer. Es war besser, nichts zu wissen. Viel besser. Hastig stellte er die Koffer in einer Ecke an die Wand.
Mit grimmigem Gesicht saß der Premierminister in seinem Büro in der Downing Street und hörte aufmerksam zu, was Ferguson ihm zu berichten hatte.
»Nun wissen Sie alles, Premierminister. Es tut mir leid, mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen.«
»Sie hatten natürlich recht, mir anzuraten, über den Zeitpunkt des Treffens in Ardmore Stillschweigen zu bewahren«, sagte John Major. »Wenn sich Ihr Verdacht bewahrheiten sollte und Rupert Lang tatsächlich mit dem ›30. Januar‹ unter einer Decke steckt, dann hätte das schreckliche Folgen haben können.«
»Ich muß allerdings hinzufügen, Premierminister, daß selbst unter der Voraussetzung, die Gruppe ›30. Januar‹ wüßte von dem Treffen, dies nicht notwendigerweise bedeutet, daß sie Senator Keogh nach dem Leben trachtet. Ihre Motivation ist uns, gelinde ausgedrückt, immer noch mehr als schleierhaft.«
»Stimmt, aber mir gegenüber haben Sie sich ausgedrückt, als hätten Sie gegen Lang und die beiden anderen bereits mehr als Indizien zusammengetragen?«
»Ich fürchte, es bleiben leider nur Indizien, Premierminister. Diese Mrs. Browning und Professor Curry sind schwer zu überführen.«
»Und wie steht es mit Lang?«
»Nun, gegen ihn spricht etwas ganz Wesentliches – die Beretta. Bekommen wir diese Waffe in die Hand, können wir auch beweisen, daß es die Waffe ist, mit der bereits so viele Menschen getötet wurden. Dann ist sein Spiel aus.«
»Das heißt, wir müssen ihn umgehend mit unserem Verdacht konfrontieren«, sagte der Premierminister. »Bleiben Sie hier, Brigadier.« Er griff zum Telefon. »Finden Sie heraus, wo sich Mr. Rupert Lang, Staatssekretär für Nordirland, im Moment aufhält.«
Dann legte er auf. »Sind Sie sicher, daß Sie so vorgehen wollen, Premierminister?«
»Absolut sicher. Er hat nicht nur sein Land und seine Kollegen betrogen, sondern auch mich persönlich, seinen Parteiführer.« Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn, er hob ab und hörte kurz zu. »Danke«, sagte er dann und legte auf. »Er befindet sich im Parlament, Brigadier. Ich werde ihn dort aufsuchen und wünsche, daß Sie mich begleiten.«
Wegen seiner zahlreichen Restaurants und Bars wird das Unterhaus von manchen Menschen als der beste Club Londons betrachtet. Der weitaus beliebteste Aufenthaltsort dort ist allerdings die Terrasse, wohin nun auch der Premierminister steuerte, wobei er auf dem Weg durch die Lobby ständig nach links und rechts grüßte.
Auf der Terrasse herrschte wie üblich reger Betrieb. Viele Gäste unterhielten sich im Stehen, die meisten hatten ein Glas in der Hand. Zur Linken sah man die Westminster Bridge und auf der gegenüberliegenden Flußseite das Albert Embankment. John Major und Ferguson lehnten sich an eine Brüstung, und der Premierminister bedeutete einem Ober durch Handzeichen, daß er keine Bestellung aufzugeben wünschte.
»Es ist ein derart mieses Geschäft, Brigadier. Ich verstehe es nicht. Warum nur? Warum sollte er sich auf etwas Derartiges einlassen?«
Ferguson kramte nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an. »Dieselbe Frage könnte man sich bei Philby, McLean und Blunt stellen.« Er zog ratlos die Schultern hoch. »Ich weiß darauf leider keine Antwort, Sir.«
»Damit tat er den Konservativen jedenfalls keinen Gefallen.« John Major lächelte. »Tut mir leid, Brigadier, ich weiß, daß in dieser Angelegenheit Ihr Hauptinteresse nicht der Politik gilt.«
»Nein, aber ich kann mich in Sie hineinversetzen, Sir. Sie trifft zwar keinerlei Schuld, aber Sie werden dennoch Prügel beziehen.«
»Das ist eines der Privilegien meines Amtes, Brigadier.«
In diesem Moment betrat Rupert Lang die Terrasse. Als er den Premierminister und Ferguson erblickte, blieb er kurz stehen. Dann eilte er
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