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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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erreichte sie die rettende Tür und schloß sie mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung hinter sich.
    Und dann war sie endlich wieder in ihrem eigenen Zimmer. Sie schloß leise die Tür, um mit dem Schein der Lampe Jesse nicht im Schlaf zu stören. Die Hände über den hochgezogenen Knien gefaltet, setzte sie sich aufs Bett und versuchte, das seltsame Erlebnis zu begreifen. Die rohen Wände des Zimmers mit den alten Wandteppichen, der, dunkel gähnende Kamin und die tief in der Mauer liegenden Fenster waren dieselben wie zuvor auch, doch für Peggy hatten sie ihre Romantik verloren. Sie ärgerte sich wegen der panischen Angst, die sie in der Galerie befallen hatte, und weil sie noch nie im Leben im Schlaf aus dem Bett gegangen war. Sie gab Bally Moran die Schuld daran, seiner bedrückenden Atmosphäre und den furchterregenden Lauten, die in seinen Mauern zu hören waren. Arme Jesse! Mit ihren strapazierten Nerven mußte sie das sofort gespürt haben, und deshalb war es auch möglich, daß Mrs. Mullins’ Gerede sie beeinflussen konnte. Aber hatte sie das Recht, Glen gegen den Willen von Jesse zu benachrichtigen? Noch vor ein paar Stunden hatte sie geglaubt, die Verantwortung läge allein bei ihr, und sie müsse für Jesse entscheiden, aber die beängstigenden Ereignisse des Abends hatten sie auf einmal unsicher gemacht und ihre Entschlußkraft geschwächt. Sie hatte nun selbst gemerkt, wie sehr einem überreizte Nerven mitspielen konnten. Und wenn einer sie deshalb plötzlich bevormunden wollte, würde sie vermutlich genauso sauer reagieren wie Jesse heute abend. Peggy seufzte und beschloß, sich morgen bei Jesse zu entschuldigen.
    Schlafen werden ich heute nacht nicht mehr, dachte sie und schaute sich nach einer Beschäftigung um. Vielleicht konnte sie sich wenigstens ein bißchen ablenken. Ihr Blick blieb an der Bibel hängen, die sie in der Halle gefunden hatte. Sie holte sich das schwere Buch, stopfte sich zwei Kissen hinter den Rücken und begann darin zu blättern.
    Man könnte diese Bibel in einem Museum ausstellen, überlegte sie und bewunderte die kunstvolle Schrift und die herrlichen Stiche. Am interessantesten aber waren die Seiten mit den handschriftlichen Eintragungen. Eine Hochzeit im Jahre 1651 war die erste Eintragung. Ihr folgten in bunter Reihe alle wichtigen Lebensdaten der nachfolgenden Familienmitglieder. Als Peggy auf die von den Jahren verblaßte Schrift sah, packte sie von neuem die alte Begeisterung für die Vergangenheit. Sie ließ vor ihrem inneren Auge die lange Reihe der Menschen vorbeiziehen, deren Geburt, Hochzeit und Tod in diesem Buch festgehalten worden waren.
    Als sie den letzten Eintrag entziffert hatte, richtete sie sich jedoch stirnrunzelnd auf. Sie hatte erwartet, daß sich die Eintragungen bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts erstrecken würden. Nach des Professors Worten war das Schloß bis zu diesem Zeitpunkt von der Familie bewohnt worden. Die letzte Jahreszahl, die sie jedoch eben gelesen hatte, war 1741. Danach folgten nur noch unbeschriebene Seiten. Das Jahr 1741 lag aber weit mehr als zweihundert Jahre zurück, und es war bisher immer nur die Rede davon gewesen, daß das Schloß nur »annähernd zweihundert« Jahre nicht mehr bewohnt gewesen war. Irgend etwas stimmte da nicht. Sie las noch einmal den letzten Eintrag ganz unten auf der Seite, er berichtete von einer Hochzeit, die am 3. Mai 1741 stattgefunden hatte. Unmittelbar darüber war die Geburt von Kevin St. More eingetragen. Das Datum war der 15. Januar 1739. Daneben stand sogar noch das Todesdatum: 12. November 1759; er hatte nur zwanzig Jahre gelebt. Mit wachsender Erregung stellte sie daraufhin fest, daß noch mehr Todesdaten über das Jahr 1741 hinausgingen, aber es war keine Geburt und keine Hochzeit mehr eingetragen worden. Die Feststellung mutete fast makaber an. War es möglich, daß es nach 1741 in diesem Hause nur noch Sterbende gegeben hatte? Das war kaum zu glauben...
    Peggy mußte plötzlich herzhaft gähnen; nun war sie doch müde geworden. Die unbeantwortete Frage war wohl interessant zu erforschen, aber sie ging Peggy nicht an die Nerven, und sie würde sicherlich schnell einschlafen können. Sie legte die Bibel auf den Nachttisch und stieß dabei gegen die beiden Schlüssel, die sie dort abgelegt hatte. Nach ihrer Schlafwandelei hatte sie Jesses Tür zur Galerie und die Tür des leeren Zimmers zur anderen Galerie abgeschlossen, um dem nächtlichen Umherwandern buchstäblich einen Riegel

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