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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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begutachtete, erzählte Peggy den Männern, wie die Lampe plötzlich hinter ihrem Stuhl gestanden hatte.
    »Tja«, murmelte der Professor bekümmert, »es werden eine Menge Fragen unbeantwortet bleiben. Und von so einem Vorfall habe ich überhaupt noch nie gehört. Ganz seltsam ist doch auch ihre einzige Waffe, die furchtbare Kälte.«
    »Na, mir hat es gereicht«, stellte Jesse schaudernd fest.
    »Außerdem hat sie noch andere Waffen gehabt«, sagte Peggy. »Mich hat sie im Schlaf umherwandeln lassen — und immer zu derselben Stelle, zu dem Kreuz auf der Galerie.«
    »Bei dem Kreuz ist das Guckloch. Sie wollte uns damit den Weg zum Betpult weisen – und natürlich mit der Kälte. Ohne die wären wir bestimmt nicht draufgekommen.«
    »Mein Gott! Was für eine unglaubliche Geschichte.« Dan schien über sich selbst zu lachen. »Das können wir doch keinem erzählen, das glaubt uns doch keiner!«
    Peggy nickte lachend. »Man würde uns für die größten Lügner der Welt halten.«
    Der Professor stimmte kichernd in das allgemeine Gelächter ein, und wenn vor ihnen auf dem Tisch nicht das vergilbte Stück Papier gelegen hätte, hätten sie sich einbilden können, es sei alles nur ein böser Traum gewesen.
    Nur Jesse hatte sich von der entspannenden Heiterkeit der anderen nicht anstecken lassen. Sie saß mit gerunzelter Stirn auf ihrem Stuhl und starrte bedrückt vor sich hin. »Wenn es so ist, dann gehört das Schloß ja gar nicht mir. Es gehörte auch nicht Onkel Patrick.«
    »Aber das braucht dir doch keine Sorgen zu machen«, beruhigte sie Dan. »Das Vermögen hat sich dein Onkel selbst erworben, und wie wir uns durch unsere Nachforschungen selbst überzeugen konnten, gibt es keine anderen Nachkommen.«
    Jesse nickte. Dans nüchterne Worte nahmen ihr die plötzliche Sorge, und sie brachte es sogar fertig, ein wenig zu scherzen:
    Komisch, eigentlich bin ich ja nun namenlos. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich Irin oder Engländerin bin.«
    »Ach du liebe Güte!« Der Professor schlug in gespielter Verzweiflung die Hände zusammen. »Worüber Sie sich Ihr hübsches Köpfchen zerbrechen! Der Schurke könnte doch ein waschechter Ire gewesen sein.«
    »Oder ein Franzose«, wandte Dan ein.
    »Vielleicht war er auch Marokkaner«, warf Peggy kichernd ein und stellte fest, daß sich die übermäßige Nervenanspannung bei ihnen allen mit einer fast lächerlichen Heiterkeit zu lösen schien.
    »Ich werde schon morgen mit den Nachforschungen beginnen«, verkündete der Professor, seine Augen funkelten voll Unternehmungslust. »Viel Erfolg verspreche ich mir allerdings nicht davon.« Und als Peggy ihm noch einmal Kaffee einschenken wollte: »Nein danke, heute nacht will ich endlich mal gut schlafen. Ich werde mich jetzt zurückziehen.«
    »Ich trinke auch nichts mehr, Peggy.« Jesse stand auf, stellte die leere Tasse ins Spülbecken und wandte sich lächelnd zum Professor. »Wollen Sie mich auf mein Zimmer begleiten?« Und mit einem spitzbübischen Lächeln: »Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht, sich mit mir sehen zu lassen.«
    Die buschigen Brauen zuckten, die Augen glitzerten vergnügt, als er sich galant verbeugte und ihr den Arm bot. Einträchtig schritten sie durch die große Halle, die endlich ihren Schrecken verloren hatte.
    Sie ließen Peggy und Dan allein zurück, und Peggy spürte mit einmal eine Verwirrung, eine Unsicherheit, wie sie sie in ihrem Leben noch nie empfunden hatte. Und dieses Gefühl wurde nicht besser, als sie den Blick der grauen Augen auf sich gerichtet spürte. Er griff nach ihrer Hand und zog sie auf den Stuhl neben sich; gegen ihren Willen mußte sie an die heiße Welle der Erregung denken, die sie in seinen Armen unten im Keller erfaßt hatte.
    »Es muß schon spät sein«, sagte sie, um die prickelnde Stille zu zerreißen.
    »Ja, es muß spät sein.« Aber das waren nur hingeworfene Worte. Seine Augen sagten etwas anderes. Sie blickten tief in die ihren, und sie hatte das Gefühl, daß er in ihrer Seele wie in einem Buch lesen konnte. Sie schlug die Augen nieder. Er sollte nicht wissen, wie oft sie sich trotz der letzten grauenvollen Tage in Gedanken mit ihm beschäftigt hatte, und wie sehr seine Gegenwart sie irritierte. Angestrengt konzentrierte sie sich auf einen seiner Jackenknöpfe, während sie fieberhaft nach irgendeiner Bemerkung suchte, die die unangenehme Stille unterbrechen könnte. Ihr Herz klopfte lächerlich, und ihr war heiß und kalt zu gleicher Zeit, nur weil sie

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