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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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hinter sich seinen Arm auf der Stuhllehne spürte und sein Gesicht so dicht über dem ihren. Und als seine Hand sich um ihre Schulter legte, und er sie an sich zog, als sein Gesicht sich über sie beugte, da glaubte sie sich wehren zu müssen. Aber die Berührung seiner Lippen löschte alles aus. Sie spürte nur noch die Leidenschaft, die Innigkeit seiner Küsse und die eigene jauchzende Glückseligkeit, mit der sie sie erwiderte. War nur eine lange Minute vergangen oder eine ganze Ewigkeit? Peggy hatte das Gefühl für Zeit und Raum verloren, als er sie sanft ein wenig von sich fortschob.
    »Ich glaube, es ist wirklich spät.« Er drückte sie erneut zärtlich an sich, seine Stimme klang rauh, und der Atem ging rasch.
    Die Worte riefen Peggy in die Wirklichkeit zurück, aber die Flut der Gefühle, die Überraschung, daß sie so empfinden konnte, machten es ihr für einen Augenblick unmöglich zu antworten.
    »Ja, du hast recht«, konnte sie endlich sagen. Sie entzog sich ihm fast hastig, denn sie hatte plötzlich das Bedürfnis, ein bißchen Distanz zu finden, um sich mit diesen neuen Gefühlen erst auseinanderzusetzen.
    Er antwortete nicht, als sie aufstanden und durch die Halle auf die Treppe zuschritten. Aber seine Blicke lagen immer auf ihr, so oft sie ihn ansah.
    Als Peggy ihm auf der Galerie in Jesses Zimmer vorauseilte, um nachzusehen, ob er durchgehen konnte, hatte sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden und hatte keine Lust, es gleich wieder zu verlieren. Deshalb wehrte sie lächelnd ab, als er sie zum Abschied noch einmal küssen wollte. »Nein, nein, ich glaube, du hast dir für heute genug Küsse geholt.«
    »Wieso? Davon kann ich nie genug bekommen.« Er grinste jungenhaft frech, drückte sie noch einmal kurz an sich und verschwand in seinem Zimmer.
    Peggy zog sich rasch aus und schlüpfte neben der fest schlafenden Jesse ins Bett. Sie bemühte sich, vernünftig über ihre Gefühle zu Dan nachzudenken, aber als sie die Augen schloß, überwältigte sie die Erinnerung an Dans Arme, an die Lippen, die sie geküßt hatten, und im nächsten Augenblick war sie mit einem glücklichen Lächeln um den Mund eingeschlafen. 15
    Peggy eilte beschwingt die enge Wendeltreppe hinunter. Jede Bewegung, jeder Winkel ihres strahlenden Gesichtes drückte aus, wie sehr sie sich ihres Lebens freute. Sie trug einen blauen Hosenanzug, der gut zu der Farbe ihrer Augen paßte, und dazu einen gestreiften Rollkragenpulli. Das blonde Haar hatte sie stundenlang gebürstet, bis es mit weichen, duftigen Locken das mit besonderer Sorgfalt zurechtgemachte Gesicht umrahmte. Jesse hatte schon vor zwanzig Minuten die Geduld verloren, auf sie zu warten, und war bereits zu einer Entdeckungsreise durch Bally Moran hinuntergegangen. Jedoch nicht, ohne Peggy zuvor verständnisvoll zuzulächeln.
    Peggy war mit einem wohligen Glücksgefühl aufgewacht und hatte für eine Sekunde nicht gewußt, woher es kam. Aber dann fiel ihr Dan ein, und sie war plötzlich hellwach und erkannte, was sie sich am Abend zuvor nicht hatte zugeben wollen. Sie war verliebt. Zum erstenmal in ihrem Leben verliebt. Natürlich hatte sie schon einige Freunde gehabt, und oft war es auch stürmisch zugegangen – aber wirklich verliebt war sie in keinen von ihnen gewesen. Und nun war alles so schnell gekommen, sie kannte Dan kaum eine Woche.
    Sie schloß unwillig die Augen, als eine Stimme in ihr warnte: Verlieb dich nicht in einen Mann, von dem du nicht einmal weißt, ob er dich liebt. Die Stimme hatte recht, mußte sie zugeben. Ein Kuß oder auch zwei waren noch lang keine Liebeserklärung, und Dan war dreißig oder auch noch etwas älter. Also ein Mann, der vielleicht schon zum eingefleischten Junggesellen geworden war und vor einer Ehe zurückscheute.
    Neben ihr streckte sich Jesse genüßlich im Bett und setzte sich schließlich auf. »Wir haben schon fast Mittag, was?« Sie blinzelte zu den Sonnenstrahlen hinüber, die durch das schmale Fenster ins Zimmer drangen. »Die Männer sind sicher schon längst auf, und wenn wir Glück haben, haben sie schon das Frühstück gerichtet.« Sie hüpfte aus dem Bett und begann sich anzuziehen.
    Peggy ging währenddessen ins Bad und wusch sich mit Todesverachtung mit dem eiskalten Wasser. »Du hast doch Dan auf dem College kennengelernt?« fragte sie so beiläufig wie möglich, als sie wieder ins Zimmer trat. »Wie war er denn damals?«
    »Ein großer Fußballheld. Und immer zog ein ganzer Schwärm von Mädchen hinter ihm her. Aber

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