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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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eins muß ich ihm lassen, ihm ist das nicht zu Kopf gestiegen. Ich glaube, er wußte nicht mal, daß jede ihn anhimmelte.«
    »Und er hat nie geheiratet?« An Jesses plötzlich scharfem Blick merkte Peggy, daß ihr diesmal der beiläufige Ton nicht gelungen war.
    Über Jesses Gesicht zog ein verständnisvolles Lächeln, und als sie sah, daß Peggy sich ärgerlich auf die Lippen biß und doch ein unbeteiligtes Gesicht machen wollte, lachte sie hell heraus und hörte erst auf, als Peggy krebsrot anlief. »Keine Sorge, Peg«, meinte sie schmunzelnd, »dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.« Aber als Peggy immer noch nicht lächeln wollte, wurde sie ernst. »Peg, es ist doch keine Schande, sich zu verlieben. Und verheiratet war er auch noch nicht. Bisher hatte er nichts als seine Arbeit im Kopf. Na komm schon, mach endlich ein anderes Gesicht. Jeden von uns erwischt es einmal.«
    »Jesse, ich kenne ihn doch kaum«, brach es endlich aus Peggy heraus.
    »Na und? Wie lange muß man jemand kennen, um ihn zu lieben? Dan ist kein so schrecklich schwieriger Typ. Er ist ein sehr netter Kerl, netter als die meisten, die ich kenne. Nimm es doch einfach so, wie es ist, und freue dich.«
    Peggy seufzte, Jesse hatte sie nicht hundertprozentig überzeugen können. Aber sie beschloß, sich heute so hübsch wie möglich zu machen. Es hob das Selbstbewußtsein, wenn man wußte, daß man gut aussah, und in der letzten Zeit hatte sie eine Menge davon verloren.
    Der Duft von Spiegeleiern mit Speck stieg ihr in die Nase, als sie durch die Halle auf die offene Küchentür zulief. Der Professor rannte eifrig zwischen Herd und Tisch hin und her und gab sich offensichtlich Mühe, zur gleichen Zeit den Tisch zu decken und die Eier nicht verbrennen zu lassen. Dan stand mit dem Rücken gegen einen Schrank gelehnt und sah ihm in aller Gemütsruhe dabei zu.
    Peggy blieb zögernd in der Tür stehen. Ihr Herz klopfte wie rasend bei seinem Anblick, und doch scheute sie sich, einzutreten. Aber sie fühlte sich sofort sicherer, als sie das Aufleuchten in seinen Augen sah und er ihr mit warmem herzlichem Lächeln entgegenkam.
    Jesse stürzte nach ihr in die Küche. Sie war erfüllt von allen möglichen neuen Entdeckungen und sprudelte hervor, was ihr gerade einfiel, ohne die anderen überhaupt zu Wort kommen zu lassen. »Die Wandteppiche in der Halle sind wirklich schön, aber das feuchte Klima macht sie ganz kaputt. Sie sind so mürbe, daß man Angst hat, sie zu berühren. Man sollte sie abnehmen und irgendwie konservieren lassen.«
    »Vielleicht sollte man sie in Essig legen«, lästerte der Professor gutgelaunt, »oder man könnte sie einsalzen.«
    »Ich weiß nicht, ob sie wirklich schon in einem so schlechten Zustand sind, oder ob es einfach nur jahrhundertelanger Staub ist. Auf jeden Fall werde ich ein paar Fotos von ihnen machen.« Des Professors Scherz hatte sie in ihrem Eifer überhaupt nicht beachtet.
    »Bitte Platz nehmen! Das Frühstück ist fertig.« Der Professor kam mit der Pfanne mit den Spiegeleiern an den Tisch. »Klagen, ob sie zu weich oder zu hart gebraten sind, nehme ich nicht entgegen. Ich habe sie so gemacht, wie ich’s gewöhnt bin.«
    »Habt ihr die fürchterlichen Nippessachen im viktorianischen Zimmer gesehen?« Jesse hätte in ihrem Eifer vermutlich auch verbrannte Eier gegessen, ohne es zu merken. »Es gibt dort aber auch ein paar kostbare Stücke, sie...«
    Peggy ließ das Geplapper an sich vorbeifließen. Sie blickte ab und zu Dan an, als ob sie sich sein Gesicht einprägen wollte. Er sah gut aus, stellte sie befriedigt fest. Das braungebrannte Gesicht hätte ihr eigentlich von Anfang an gefallen müssen. Wenn er lachte, zeigte er zwei tadellose Reihen weißer Zähne, und die grauen Augen schimmerten manchmal fast bräunlich. Sie konnte immer nur kurz zu ihm hinüberschauen, denn jedesmal ertappte er sie dabei und suchte, ihren Blick festzuhalten.
    »Wie wär’s, wenn wir nach dem Frühstück einen Bummel durch den Schloßhof machten, Peggy?« schlug er lächelnd vor.
    »Nach dem Abwasch«, verbesserte der Professor. »Ich habe gekocht, jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Das Abspülen übernehme ich«, bot sich Jesse freiwillig an. »Und Sie, Professor, leisten mir Gesellschaft und führen mich nachher noch ein bißchen im Haus herum. Ich glaube, jetzt macht es mir sogar Spaß, etwas mehr über seine Entstehung zu hören.«
    Jesses Absicht war überdeutlich, und Peggy beschäftigte sich angelegentlich mit ihrem Teller,

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