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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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würde schon einen Weg wissen. Als sie Dan zurückkehren hörte, schreckte sie hoch und stierte, zu müde, um den Kopf zu drehen, vor sich hin. Ein kleiner runder Lichtfleck weckte ihre Aufmerksamkeit. Sie saß mit dem Gesicht zur Halle, vor sich das Holzgeländer der Galerie, und als sie sich etwas vorlehnte, stellte sie fest, daß es sich einfach um ein Guckloch handelte. Sie konnte unten in der Halle das Betpult und die Lampen sehen. Peggy rutschte ein wenig vor und fühlte mit dem Finger die Kanten des Lochs ab. Sie waren glatt ausgeschliffen, das Loch mußte absichtlich ins Geländer gebohrt worden sein.
    »Hier ist es ja richtig warm.« Jesses Stimme unterbrach sie bei ihrer Beobachtung. Sie wandte sich rasch um und freute sich, weil die Stimme unerwartet kräftig geklungen hatte.
    Aber der Professor schien trotz seiner Niedergeschlagenheit auch weiterhin seine Augen überall zu haben. Er kniete neben Peggy nieder, bevor sie etwas zu Jesse sagen konnte. »Haben Sie da etwas entdeckt?« fragte er.
    »Ja, ein Guckloch. Es liegt nur ungewöhnlich tief. Wenn ich mich nicht hingesetzt hätte, wäre es mir nie aufgefallen.«
    Der Professor nickte, spähte hindurch, befühlte es stirnrunzelnd mit den Fingern und schien mit einmal seine Enttäuschung wieder vergessen zu haben. Peggy blickte zu Dan auf und sah, wie er den Professor skeptisch beobachtete. Vermutlich zweifelte er an dessen Verstand und hätte es für wesentlich sinnvoller gehalten, wenn der Professor sich überlegt hätte, wie Dan aus dem Schloß kommen könnte.
    »Professor«, mahnte Dan.
    »Ja, ja, ich denke nach.« Das Gesicht des Professors erstrahlte vor neuerwachtem Eifer. »Natürlich kann ich auch unrecht haben...«
    »Das wäre nicht das erste Mal«, antwortete Dan trocken.
    »Stimmt. Aber vielleicht doch nicht so oft, wie wir glaubten. Es käme auf einen Versuch an.«
    »Auf was für einen Versuch?« fragte Peggy ungeduldig; sie wollte auf keinen Fall, daß er sie hier mit Jesse allein ließ.
    »Ich brauche nur einen Augenblick.«
    Er sprang auf und trat vorsichtig ein paar Schritte aus dem Bereich des Kreuzes heraus, zögerte und entfernte sich noch ein Stück. »Diesmal habe ich recht«, rief er triumphierend über die Schulter.
    »Was ist los, Professor?« Dan lief ihm nach, hielt jedoch nach zwei Schritten inne. »Nanu ... die Kälte ist ja weg!«
    Und es war tatsächlich so. Die Galerie hatte plötzlich nichts Unnatürliches mehr, und die Luft war so warm, wie sie eben in einem Schloß um diese Jahreszeit sein konnte. Der Professor eilte, erfüllt von irgendeiner neuen Idee, in die Halle hinunter.
    Dan starrte ihm einen Augenblick nach, im nächsten Moment aber war er neben Jesse, griff durch die wollene Decke hindurch nach ihrem Arm und zog sie zur Treppe. »Das ist unsere Chance!« rief er und drängte sie die Stufen hinunter. »Wir müssen hier raus, solange wir können.«
    Der Professor stand am Betpult und tastete es von allen Seiten ab. Als sie ihn erreichten, kauerte er sich gerade nieder, um den unteren Teil des Steinsockels und den Boden, auf dem er stand, zu untersuchen.
    »Kommen Sie, Professor! Wir wollen machen, daß wir fortkommen.«
    »Aber die Lösung ist hier. Ich muß sie nur finden.« Der Professor ließ sich nicht stören.
    Die drei wollten nicht warten. Sie standen vor den ausgetretenen Eingangsstufen. Jesse riß sich die unbequeme Decke von den Schultern und setzte den Fuß vor, aber sie prallte mit einem Aufstöhnen zurück. Es war, als tauchte sie in flüssiges Eis. Den anderen erging es genauso. Sie glaubten vor Kälte zu erstarren und rangen nach Luft. Die Kälte hatte also das Schloßinnere freigegeben, aber sie versperrte ihnen nach wie vor den Ausgang. Ein Schritt vorwärts, und das Blut gerann ihnen in den Adern; ein Schritt zurück, und alles war normal.
    Der Professor schien jetzt etwas von dem Vorfall zu bemerken. Er unterbrach seine Beschäftigung und blickte auf. »Aha, sie läßt Sie nicht raus. Aber keine Sorge, wir wissen nun, was sie will.«
    Sie starrten ihn verständnislos an. Und dann beobachteten sie, wie er die Kette in die Hand nahm, an der die Bibel befestigt gewesen war, und mit allen Kräften an ihr zog. Die dünnen Beinchen stemmten sich gegen den Boden. Aber er hätte sich gar nicht so anstrengen müssen und wäre beinahe hintenübergefallen, als das Betpult sich mit unerwarteter Leichtigkeit zur Seite bewegte und ein dunkles Loch im Steinboden freigab.
    Sie drängten sich aufgeregt um den

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