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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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Professor, der die Lampe vom Betpult genommen hatte und nun in das nur wenige Zentimeter tiefe Loch hineinleuchtete. Etwas Helles schimmerte ihnen vom Boden entgegen, und sie hielten alle den Atem an, als der Professor mit spitzen Fingern hineinfaßte, vorsichtig ein Blatt Papier herausholte und es neben dem Loch auf den Boden legte.
    »Die herausgerissene Bibelseite«, sagte er feierlich.
    Seine Blicke flogen über die dicht beschriebene Seite, während ihn die anderen noch wortlos vor Überraschung umstanden. Peggy spähte über des Professors Schulter und erkannte eine ganze Reihe von Eintragungen. Doch abgesehen von den üblichen Eintragungen war das Blatt noch mit offensichtlich in aller Eile hingekritzelten Worten vollgeschrieben.
    »Das ist ein Brief«, stellte der Professor fest. »Und hier ist die Unterschrift von Catherine. Wir brauchen ihn nur zu lesen und erfahren endlich die Wahrheit. Am besten, wir gehen in die Küche, dort haben wir mehr Lampen.«
    Doch Dan folgte ihm nicht sofort. Er ging noch einmal zur Eingangstreppe und versuchte, die erste Stufe hinunterzutreten. Auch der Professor war auf dem Weg zur Küche stehengeblieben und wartete mit Jesse und Peggy, daß Dan wie vorhin zurückprallte. Aber nichts schien Dan aufzuhalten. Er ging die zweite Stufe hinunter, die dritte und stand schließlich in dem Gang, der zur Schloßtür führte.
    »Es ist verschwunden!« rief er ihnen zu. »Überzeugt euch selbst.« Peggy eilte zu ihm, Jesse folgte etwas langsamer. Aber er hatte die Wahrheit gesprochen. Keine Kältewand hielt sie zurück, sie konnten laufen, wohin sie wollten. Es war alles plötzlich so schrecklich normal, daß Peggy auf einmal zu kichern anfing. Zum Teil aus Erleichterung, aber zum Teil auch, weil es so lustig aussah, wie sie alle, wie Jagdhunde schnüffelnd, umherliefen, um vielleicht doch noch etwas Verdächtiges zu wittern.
    Dan war dafür, daß man das Schloß auf der Stelle verließe.
    »Aber das ist doch nicht mehr nötig«, versicherte der Professor. »Sie hat erreicht, was sie wollte. Wir haben ihre Botschaft entdeckt, und sie wird endlich Ruhe finden.«
    Aber Dan bestand darauf zu gehen, bis Jesse energisch den Kopf schüttelte. »Nein, Dan. Ich gehe nur, wenn ich unbedingt muß. Und jetzt lesen wir den Brief.« Sie folgte mit Peggy dem Professor in die Küche, und Dan kam achselzuckend hinterher. In der Küche zündeten sie zwei weitere Lampen an, stellten sie auf den Tisch und setzten sich. »Lesen Sie vor, Professor«, bat Peggy und schob ihm eine Lampe unmittelbar neben die Seite, damit er gut sehen konnte.
    »Der Brief wurde 1789 geschrieben«, sagte er und begann in der ihm eigenen etwas singenden Stimme vorzulesen:
    ›Ich schreibe dies, weil ich Angst habe. Vor drei Tagen kam ein Mann nach Bally Moran und behauptete, er wäre mein Sohn. Er will mir nicht sagen, wer er in Wirklichkeit ist, aber ich glaube, ich weiß es auch so.
    Es fällt mir schwer, mich klar auszudrücken, denn ich fürchte, daß er jeden Moment ins Zimmer treten könnte. Er hat mir verboten zu schreiben und mir mein Schreibpapier fortgenommen. Deshalb riß ich heimlich die Seite aus der Bibel.‹
    »Die arme Frau.« Der Professor hob den Kopf. »Er hat sie wie eine Gefangene gehalten. Aber sicherlich nicht lange«, fügte er hinzu. »Es war viel zu gefährlich für ihn, sie am Leben zu lassen.« Er starrte einen Augenblick vor sich ins Leere und beugte sich dann wieder über den Brief.
    »›Ich will nun versuchen, alles der Reihe nach zu erzählen. Ich bin Catherine St. More. Nach dem Tod meines Mannes zog ich von London nach Bally Moran. Ohne ihn konnte ich das Leben in London nicht mehr ertragen. . Gerard, unser Sohn, hielt sich, als mein Mann starb, in Paris auf. Ich hatte ihn in den letzten drei Jahren wiederholt gebeten, zu mir aufs Schloß zu kommen, aber Paris hat ihn nicht losgelassen. Ich gönnte ihm sein bestimmt amüsantes Leben, aber in meinem letzten Brief mußte ich ihm doch mitteilen, daß das Geld, das ich ihm schickte, für die Heimfahrt bestimmt wäre, da.. .‹
    »Hier muß sie unterbrochen worden sein«, sagte der Professor. »Das letzte Wort ist sogar verwischt, als ob sie erschrocken zusammengezuckt sei. Aber hier geht es weiter.
    ›Ich fürchte, mir bleibt nicht mehr viel Zeit, um wenigstens das Wichtigste zu berichten. Meine alte Dienerin Sarah starb vor zwei Monaten. Sie war außer mir die einzige, die Gerard kannte. Nach ihrem Tod lebte ich allein im Schloß. Ich hatte nur ein

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